Mittwoch, 9. Juni 2021

Die St. Petersburger Ausgabe des Korans

Öfters ist von "der St. Peters­burger Ausgabe des Korans" die Rede. Ich weiß nicht, wie viele Koran­aus­gaben in Peters­burg ver­öffent­licht wurden ‒ ganz sicher mehr als eine, schließ­lich gab es 1787, 1789, 1790, 1793, 1796 und 1798 Drucke. Da diese keine Jahres­zahl ent­halten. könnte man sie als einer ein­zigen be­han­deln: die 1787-98 Mol­lah Isma­ʿīl ʿOs­man St. Pe­ters­burg Aus­gabe.
Doch es gibt noch ande­re, wie die 1316/ 1898 Muṣ­ṭafā Naẓīf Qadir­ġalī St. Peters­burger Aus­gabe
Man beachte den Titel: Kalām Qadīm
"DIE St. Petersburg" gibt es nicht. Wer davon spricht, zeigt Unwissen­heit ‒ oder Schlampig­keit.

andere Bilder in einem englisch­sprachigen posts

Sonntag, 6. Juni 2021

der Kairokoran, der Šamarlī, das Marijnke

Marijn van Putten ist ein vielversprechen­der Arabist. Geht es um Tran­skription, ist er ‒ ihm selbst zufolge ‒ pedan­tisch. Geht es um Koran­aus­gaben ist er ein Idiot. Obwohl er weiß, dass es in Kairo über tausend Koran­aus­gaben gab, nennt er die ein­zige je in Gizeh ge­druckte "the Cairo Edition", als ob gerade diese DIE EIN­ZI­GE (oder für alle stehende) aus Kairo wäre.
Wer nur Khomeini kennt, nennt ihn DEN Ayat­ollah, wer nur Umm Kulthum kennt, nennt sie DIE ägyp­tische Sängerin. Es gibt aber vier Kairoer Koran­aus­gaben, die höhere Auf­lagen er­zielt haben als die 840sei­tige der Amī­riy­ya: die von Muṣṭafa Naẓif Qadir­ġalī (MNQ), die von Šamar­lī, die der Azhar (ob­wohl nur etwa zehn Jahre lang pro­du­ziert), die in der magh­rebinischen "Ein­heits­schrift" ( الخط المغربي التونسي الجزائري الإفريقي الموحد، وفقـا للتصميم الذي وضعه ) von محمد عبد الرحمـان محمد
Doch halt: Bei "Koranausgabe" warne ich vor dem be­stimm­ten Artikel. Hat der denn bei meinen vier popu­läre­ren Ausgaben seine Berech­tigung? Bei den letzten beiden ja: da sind alle Drucke gleich, wenn man von Größe, Ein­band oder dem Verlags­namen absieht. Doch von MNQ gibt es drei oft nach­gedruckte Aus­gaben, die mit 604 Seiten à 15 Zeilen, die mit 485 zu 17 Zeilen und die in Ägypten allein maß­gebende: 522 Seiten zu 15 Zeilen. In Ägyp­ten sprechen "Exper­ten" ständig von DEM MNQ, weil sie keine Ahnung haben von den in Deutsch­land, Indo­nesien und Iran er­schienen Aus­gaben. Und fast alle sprechen von DEM Shamar­ly, obwohl es fünf gab bzw gibt. Denn Aḥmad Šamarlī begann 1944 mit einer Aus­gabe des 522­seiti­gen MNQ
Dann kamen Ausgaben mit Kommentar dazu, um die es mir nicht geht:
Doch von dem nicht mehr ge­druck­ten MNQ und den kom­men­tierten Aus­gaben ‒ eine mit klas­si­schem Kom­men­tar, eine mit einem neuen ‒ ab­ge­sehn, gibt es im Ver­lag aš-Šamar­lī paral­lel zwei Koran­aus­gaben ‒ by the way, beide Cairo editions ‒: seit 1975 den 522sei­ti­gen von Muḥammad Sāʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād und seit 1990 den 30bän­digen von al-Haǧǧ ʿAbdal-Qādir ibn ʿAbd­ullah az-Zāyid mit 633 Seiten Qur'ān
Bemerkenswert, dass dieser KairoKoran durch­gezogenen Linien zwischen den Zeilen hat, woran man "eigent­lich" indische Aus­gaben erkennt, weswegen es in Malyasia eine ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgabe mit solchen Linien gibt, damit einfache Muslime ihn für tradi­tionell, für echt halten.
NACHTRAG 2025: und 2024 kam der Muṣḥaf Maṣr (as-Sīsī) hinzu
Und es gibt viele wichtige KairoKoranAusgaben. Viele wirklichen Experten halten die 1890er Muḫalla­lātī-Aus­gabe für wichtiger als die von al-Ḥusainī al-Ḥaddād. Sie hat den Grund für die 1924er gelegt. Man kann auch die 1952er für wich­tiger halten; auf jeden Fall lebt ihr Text in den von ʿUṯmān Ṭaha ge­schriebenen Ḥafṣ-Ausgaben fort, während der 1924er Text tot ist.

Samstag, 5. Juni 2021

Muḥammad Saʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād

Muḥammad Saʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād (1919-2011) dürfte Ägytens wichtig­ster Schreiber von maṣā­ḥif sein. Ich habe be­hauptet, dass er den 1944er für den Ver­leger Aḥmad aš-Šamar­lī ge­schrie­ben habe. Wahr­schein­licher ist, dass Šamarli von 1944 bis 1974 den 522­seiti­gen von Muṣṭafā Naẓīf Kadır­ğalı (MNQ) (1262/1846---29.3.1331/ 8.3.1913) drucken ließ, erst seit 1975 die zeilen­identi­sche Aus­gabe von Muḥammad Saʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād (SIH).
Er soll sechs geschrieben haben:
‒ Makka: Maktabat al-Iqtisād
‒ Makka: al-Maṭbaʿa al-Waṭaniya
‒ Kairo: aš-Šamarlī 1975 522 Seiten Qur'antext
‒ Bairut: Dār al-Andalus 1392/1972
‒ Kairo: ʿAbd ar-Raḥmān Muḥammad riwāyat Warš, maġrebi­nischer Schreib­stil
‒ Kuwait: Auqāf-Ministerium 1394/1974 604 Seiten Qur'antext
NACHTRAG 2025
‒ Kairo: aš-Šamarlī 2025 604 Seiten Qur'antext

Montag, 31. Mai 2021

frühe Drucke aus dem Königreich

Heute zeige ich Seiten aus frühen Drucken aus Suʿūdia ‒ ganz ohne eigene Gedanken, nur zur Infor­ma­tion.
Just some infos on early prints from Suʿūdia ‒ without personal thoughts, nor ideas.
Mekka 1369/1950
geschrieben von /calligraphed by ʿAbd al-Qādir Muḥammad Ṭāhir ibn ʿAbd al-Qādir al-Kurdī al-Makkī (1903‒3.10.1980)
604 berkenar Seiten + 17 Seiten
unter der Gesamt­leitung des dama­ligen Chef-Lesers von Ägypten ʿAlī b. Muḥammad b. Ḥasan b. Ibrāhīm al-Maṣrī aḍ-Ḍabbāʿ gest. 1380/1961, der drei,vier wich­tige Werke zu Qurʾān-Lesung und Schrei­bung her­aus­gege­ben hat und über zehn dazu verfasst hat. In der 1940ern und 50ern baten viele Her­aus­geber ihn, die Richtig­keit ihrer maṣāḥif zu bestätigen.
supervised by the Chief Recitor of Egypt, ʿAlī b. Muḥammad b. Ḥasan b. Ibrāhīm al-Maṣrī aḍ-Ḍabbāʿ d. 1380/1961, who editied a couple of collections on How to Recite the Qurʾān and How to Write a muṣḥaf, and written more than ten books on these subjects. In the 1940s and '50s is was often asked to con­firm the corrected of prints ‒ a task that later was taken over by a special department of al-Azhar.






Später ohne Jahres­angabe in Mekka nach­gedruckt (wohl ‒ trotz unter­schied­licher Namen ‒ in der gleichen Drucke­rei)
Now a page with saǧada at the margin
and a black and white reproductin of the most common muṣḥaf by Muṣ­ṭafa Naẓīf on 604 pages (which has red and gold -- not from Suʿdiyya, just to show that there are different ber­kenar editions by MNQ -- berkenar,/ein Rand nennen es die Türken, maḫ­tūm/ver­siegelt die Araber, wenn jede Seite unten links mit einem Vers­ende unten links endet)
(Der Rahmen war nicht in allen Aus­gaben gleich.)
1956 wurde in Bombay ein muṣ­ḥaf mit turkesta­nischer Über­setzung von Maḥmūd aṭ-Ṭārizī al-Madanī ver­öffent­licht unter Bezug auf König ʿabd al-ʿaziz, mit einem Vorwort von Šaiḫ Ibn Yamīn und finan­ziert von der usbekischen Familie Nūr ad-Dīn aus aṭ-Ṭāʾif.
Diese Ausgabe wurde 1395/1975 in Madina und 1400/1980 in Jeddah nach­gedruckt ‒ sowie später in Indien; Pakistan, Qatar und in Uzebe­kistan.
Später wurde der von Muḥammad Saʿd Ibrahīm al-Ḥaddād (28.1.1919-14.1.2011) geschriebene muṣḥaf, der ständig in Ägypten gedruckt wurde, auch im König­reich verlegt:
Wenigstens 1398/1978 und 1401/1981 ließ die suʿūdi­sche Regierung den 1951 in Bagh­dād ge­schaf­fenen ʿirāqi­schen Staats­koran mit eigener Titel­seite und Rahmen nach­drucken, beide Mal in West­deutsch­land – das erste Mal in großem Format, das zweite Mal als Taschen­buch im Leder­etui mit Reiß­verschluß. 1236/ 1821 hatte Muḥammad ʾAmīn ar-Rušdī in Istan­bul einen 666-seitigen muṣḥaf mit 13 Zeilen je Seite ge­schrie­ben, den die Valide von ʿAbd al-ʿAzīz 1278 dem Schrein Junaids in Bagh­dād schenkte. Heute wird er in der Biblio­thek des Grabes von Abu Ḥanīfa auf­bewahrt. 1370/1951 wurde für den ʿirāqi­schen Staat von Hāšim Muḥammad al-Ḫaṭṭāt al-Baġdādī nach An­wei­sungen von Naǧm­addīn al-Wāʿiẓ eine Druck­vor­lage erstellt. Die Suren­titel­boxen wurden neu ge­schrie­ben, alle Verse bekamen End­nummern, die 1924er Pausen­zeichen über­nommen, Lese- und Schreib­anweisungen, sowie ع für rukuʿāt blieben erhalten, auch blieben im ʿIrāq und 1400/1979 für Qaṭar die osma­nische (asia­ti­sche) Ein­teilung in aǧzāʾ zu je vier aḥzāb; in den suʿūdische Drucken wird afrika­nisch in zwei aḥzāb je ǧuz ge­gliedert, die wei­ter ein­ge­teilt werden. Da ich das Ori­ginal nie ge­sehen habe ‒ wer von Bil­dern weiß, möge das mel­den ‒, ver­mute ich lediglich, dass ihmāl-Zeichen und nicht-kufische Zähl­zeichen ge­tilgt wurden.
Meist, aber nicht immer wurden nackte Anfangs­alifs mit waṣl-Zei­chen ver­sehen, so dass unter manchem Alif "waṣl" dar­unter und ein waṣl-Zeichen dar­über steht. Nach jedem zehn­ten Vers schwebt yāʾ (für zehn) obwohl jetzt hinter jedem Vers die kufische Zahl steht – was bei den ori­gi­nalen zahlen­losen Vers­tren­nern sinn­voll war, ist jetzt komisch (in Surat al-Baqara ist ein altes Zehner-Vers-Ende anders als das neue "ägyptisch-kufische"). Bemer­kens­wert ist auch die Notiz "bi-yāʾ wāhida" unter riyyīn in 5:111. Wäh­rend Osm yāʾ + šadda + gedreh­tes kasra + yāʾ setzt, hat Rušdī und heu­tige türki­schen maṣā­ḥif nur ein yāʾ (und Q24 ein yāʾ plus einem kleinen schweben­den). Brock­ett sah in Edin­burgh ein tür­ki­sches Manu­skript von 1800 ein, wo unter 41:47 bi-ʾaidin   bi-yāʾain steht. Schreib­an­wei­sungen waren also nicht un­ge­wöhn­lich (in dem gleichen Ms. steht 43:3 unter einem Grund­linien­hamza "bi-ġair alif").
1386/1966 ließ der Irāq bei Lohse in Frank­furt einen präch­tigen Druck anfer­ti­gen. 1401/1981 gab es einen für Ṣaddām Ḥusain. Da sich die suʿūdi­schen Drucke nur durch die Rahmen unter­scheiden und ich Bilder vom Lohse-Druck parat habe, hier ein Bild daraus:
In den 1980ern wurde in Damascus ein ʿUṯmān Ṭaha muṣḥaf für die WAMY (Riaḍ/Riyadh) gedruckt ‒ inklusive der fünf Fehlerchen, die ʿUṯmān Ṭaha beim Abschreiben der Zweiten Auflage der KFA unterlaufen sind:

Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)

Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Grup­pen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 198...