Donnerstag, 10. Oktober 2019

der rasm ‒ deutsch

Vom Wortsinn her ist es: Strich, Zug, Riss
Was gar nicht geht, ist: Konsonantengerüst.
Kon-Sonanten, Mit-Klinger bezeichnet zuerst Laute ‒ dann Zei­chen für diese.
Ist von Text, Strich, Zug, Gerüst die Rede können nur Zei­chen ge­meint sein.
Diese sind aber gar keine Mit-Klinger, sondern Buch­staben.
Mit-Klinger gibt es logisch nur, wenn es Klinger gibt.
Nur wo es Vokal-Zeichen gibt, kann es Konsonant-Zeichen geben.
(Da Griechen kein ḥ sprachen, haben sie den Buch­staben ḥēt zum ē gemacht = die Er­findung des Vokals.
aus Jud wurde ī, aus ʿain Omikron, aus waw Ypsilon (ū).)
Die Buchstaben im Qurʾān ‒ in den frühen Manu­skrip­ten und den Texten, die sich auf ad-Dānī & Co. berufen, ‒ sind Buch­staben, nicht Kon-Sonanten.
Wenn überhaupt, sind es Kon-Sonanten, UND Wort­ende­Markierer UND Sonan­ten ‒ Lang­vokale und Kurz­vokale (des­halb sind für heutige Araber einige Buch­staben überflüssig).
Dass hunderte Buch­staben (ḥurūf al-madd wa'l-līn) Lang­vokal bzw. Diph­thong anzeigen, dürfte all­gemein bewusst sein, aber auch Kurz­vokale werden durch Buch­staben ‒ die eben KEINE reinen KON­sonanten sind ‒ markiert: sehr oft اولٮك aber auch seltene Wörter wie وملاٮه (7:103) الأعراف١٠٣ bei dem man heute zwei stumme Buch­staben sieht: einen hamza-Träger und einen über­flüs­si­gen; ursprüng­lich standen die für (Kurz-)Vokale (a i, aʾi, ayi).
Genau so ist es bei اڡاىں (3;144 + 21:34) IPak: افَا۠ئِنْ Q52: اَفإي۠ن
Auch in dem häufigen اولٮك stand das wau für /u/;
heute ist es stumm, da das ḍamma auf dem Alif fur /u/ steht.
Ebenso in ساورىكم
(7:145, 21:37), لاوصلٮٮكم
(7:124, 20:71, 26:49)
Schön auch das 22. Wort in 3:195 واودوا
sechs Buchstaben,
gewiss keine sechs Konsonanten.

Es ist logisch unmöglich, dass es nur Kon-Sonanten sind.
Auch phonetisch schwierig: Nichts kann MIT-schwingen, wenn es keine Schwinger gibt.
Also bleibt man wohl beim graphischen Ursinn: Strich, Zug, Riss.

Iran VI (1886)