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Mittwoch, 24. November 2021

LXX ‒ Marijn van Putten

Marijn van Putten hat sich mittels sehr alter Manuskripte den ʿUṯmānischen rasm ‒ nicht zu verwechseln mit dem «ʿUṯmānischen rasm», der dreihundert Jahre jünger ist ‒ der Siebzigsten Sure erfasst.
Von mir verglichen mit dem maghribinschen rasm (hier in der Ausgabe von Brunai) und dem indischen (hier in der Ausgabe mit 848 Seiten zu 13 Zeilen geschrieben bei Ḫalīq (al-)Asadī).

Sonntag, 6. Juni 2021

der Kairokoran, der Šamarlī, das Marijnke

Marijn van Putten ist ein vielversprechen­der Arabist. Geht es um Tran­skription, ist er ‒ ihm selbst zufolge ‒ pedan­tisch. Geht es um Koran­aus­gaben ist er ein Idiot. Obwohl er weiß, dass es in Kairo über tausend Koran­aus­gaben gab, nennt er die ein­zige je in Gizeh ge­druckte "the Cairo Edition", als ob gerade diese DIE EIN­ZI­GE (oder für alle stehende) aus Kairo wäre.
Wer nur Khomeini kennt, nennt ihn DEN Ayat­ollah, wer nur Umm Kulthum kennt, nennt sie DIE ägyp­tische Sängerin. Es gibt aber vier Kairoer Koran­aus­gaben, die höhere Auf­lagen er­zielt haben als die 840sei­tige der Amī­riy­ya: die von Muṣṭafa Naẓif Qadir­ġalī (MNQ), die von Šamar­lī, die der Azhar (ob­wohl nur etwa zehn Jahre lang pro­du­ziert), die in der magh­rebinischen "Ein­heits­schrift" ( الخط المغربي التونسي الجزائري الإفريقي الموحد، وفقـا للتصميم الذي وضعه ) von محمد عبد الرحمـان محمد
Doch halt: Bei "Koranausgabe" warne ich vor dem be­stimm­ten Artikel. Hat der denn bei meinen vier popu­läre­ren Ausgaben seine Berech­tigung? Bei den letzten beiden ja: da sind alle Drucke gleich, wenn man von Größe, Ein­band oder dem Verlags­namen absieht. Doch von MNQ gibt es drei oft nach­gedruckte Aus­gaben, die mit 604 Seiten à 15 Zeilen, die mit 485 zu 17 Zeilen und die in Ägypten allein maß­gebende: 522 Seiten zu 15 Zeilen. In Ägyp­ten sprechen "Exper­ten" ständig von DEM MNQ, weil sie keine Ahnung haben von den in Deutsch­land, Indo­nesien und Iran er­schienen Aus­gaben. Und fast alle sprechen von DEM Shamar­ly, obwohl es fünf gab bzw gibt. Denn Aḥmad Šamarlī begann 1944 mit einer Aus­gabe des 522­seiti­gen MNQ
Dann kamen Ausgaben mit Kommentar dazu, um die es mir nicht geht:
Doch von dem nicht mehr ge­druck­ten MNQ und den kom­men­tierten Aus­gaben ‒ eine mit klas­si­schem Kom­men­tar, eine mit einem neuen ‒ ab­ge­sehn, gibt es im Ver­lag aš-Šamar­lī paral­lel zwei Koran­aus­gaben ‒ by the way, beide Cairo editions ‒: seit 1975 den 522sei­ti­gen von Muḥammad Sāʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād und seit 1990 den 30bän­digen von al-Haǧǧ ʿAbdal-Qādir ibn ʿAbd­ullah az-Zāyid mit 633 Seiten Qur'ān
Bemerkenswert, dass dieser KairoKoran durch­gezogenen Linien zwischen den Zeilen hat, woran man "eigent­lich" indische Aus­gaben erkennt, weswegen es in Malyasia eine ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgabe mit solchen Linien gibt, damit einfache Muslime ihn für tradi­tionell, für echt halten.
NACHTRAG 2025: und 2024 kam der Muṣḥaf Maṣr (as-Sīsī) hinzu
Und es gibt viele wichtige KairoKoranAusgaben. Viele wirklichen Experten halten die 1890er Muḫalla­lātī-Aus­gabe für wichtiger als die von al-Ḥusainī al-Ḥaddād. Sie hat den Grund für die 1924er gelegt. Man kann auch die 1952er für wich­tiger halten; auf jeden Fall lebt ihr Text in den von ʿUṯmān Ṭaha ge­schriebenen Ḥafṣ-Ausgaben fort, während der 1924er Text tot ist.

Samstag, 22. Februar 2020

fragliche Schreibung

Vor zwei Monaten zwitscherte ein nieder­ländi­scher Fach­mann für semitische und Berber-Sprachen, dass der rasm der Amiriyya-Ausgabe (König-Fuʾād-Ausgabe, von ihm "the Cairo edition" genannt) ohne Berück­sichti­gung von Hand­schriften festgelegt worden sei.
Über elf Jahre bin ich bei Twitter, habe aber nie gezwitschert, retweeted oder geliked. Doch da musste ich widersprechen. Er könne sagen "EARLY mss." und sollte zur Kenntnis nehmen, dass der Macher der KFA keine Hand­schriften studiert habe, sondern "nur" die anda­lusi­sche Litera­tur über Hand­schriften, und deren Autoren hätten eher solche aus dem dritten Jahr­hundert als aus dem ersten kon­sultiert. Außerdem solle er nicht so tun als sei "the Cairo edition" der Standard.
Daraufhin hat der genia­lische Linguist seien Tweet gelöscht und durch einen neuen ersetzt, zu dem mein Kommen­tar nicht mehr passte. Für mich ein Hin­weis, dass man bei Twitter nicht ping-pongt. In einem neuen Tweet geht es um die Schrei­bung von iǧtabā-hu/ er wählte ihn (20:122, 68:50, 16:121).
Darin hat er "the Cairo edition" durch "the modern print editions" ersetzt, was einer­seits ein seman­tischer Fort­schritt ist (weil es über tausend "Cairo editions" gibt, denn "edition" is als "the entire number of copies of a book, news­paper, or other pub­lication printed at one time from a single setting of type" definiert = Auf­lage), bringt aber nicht viel, weil er DIE gedruckten Aus­gaben als STANDARD bezeichnet.
Es will mir nicht in den Kopf, wie ein Mensch, der in einem Land lebt, in die Mehrheit der Muslime aus Marokko stammt, umgeben von Ländern, in denen die meisten aus der Türkei, aus dem Maghreb oder aus dem indischen Sub­kontinent stammen, so tun kann, als sei die Schreib­art des qurʾān Standard, die (seit etwa 1983) im arabi­schen Osten maß­gebend ist, DIE Schreib­art sei.
Wie kann man über­sehen, dass sich die Amiriyya-Ausgabe erst in dem Gewand der ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgaben durch­setzte, und weder in Indien, der Türkei noch in Indo­nesien benutzt wird? Auch in West­afrika, Iran und Zentral­asien ist sie nicht maßgebend. Ein Fünftel der Muslime sind nicht DIE Muslime!
Schauen wir uns moderne Drucke (plus einer Handschrift) an.
Erst eine indische aus Johannes­burg, dann eine indische aus Djakarta:






Die zwei Stellen von der türkischen Behörde:




Und als Dreingabe aus der Handschrift von Mehmet Şevki Efendi:



Vier aus Iran ‒ so viele, weil es hier keinen Landes-Standard gibt:


Kabul 1353/1934

und aus Libyen:




In all diesen modernen Druckausgaben ‒ was doppeltgemoppelt ist: Drucke gibt es erst in der Moderne ‒ hat das Wort drei Zähne: tāʾ, bāʾ, yāʾ; dass Türken yāʾ-Punkte darunter setzen, die anderen diese weglassen, ist sekundär.
Doch nun aus dem muṣḥaf zum 25. Thron­jubiläum von Ḥasan II von Marokko:



Algerien


Aus der KFA:


Sowie der "moderne Druck" von Tom Milo, den es nur online gibt ‒ komi­sche Vor­stellung hat der verrückte Linguist von "print":


Es gibt also einen "asiatischen" Standard mit yāʾ für das /ā/ und einen "afrikanischen" ohne yāʾ an zwei der drei Stellen.
Übrigens gibt es in Arabien immer noch tafsīr-Ausgaben, bei denen der Kom­men­tar um einen nach os­mani­schen Regeln geschriebenen muṣḥaf steht (hier also immer mit drittem Zahn). Bis in die 50ger Jahre in Ägypten, den 70gern in Syrien und noch nach 1980 im ʿIrāq, in Qaṭar und Saʿūdīa gab es osmanische Drucke, die nicht dem "Stan­dard" des spinner­ten genialen Gelehrten folgen.
Und das KFKom­binat in Medina druckt für Asiaten eine Ausgabe, die diesen recht erscheint, sowohl rein arabisch wie mit Über­setzungen in den süd­asiati­sche Sprachen (inkl. Perisch):


Zig ProfessorInnen, die Druck­ausgaben für so unwichtig (und leicht zu ver­stehen) halten, dass sie sie nie studiert haben ‒ das scheinen außer mir nur A.A. Brockett und G-R Puin getan zu haben ‒, schreiben trotz­dem darüber ‒ fast nur Unsinn.

Doch der Amster­damer Professor hat zwei Gebiete ‒ Gewinn bringend ‒ studiert:
die Aus­sprache des hiǧāzi­schen Arabisch im 7. Jahrhundert und
die Schrei­bung in den frühen (!) Koran­handschriften.


Und siehe da: Die Hand­schriften-Daten­bank von Corpus Coranicum bringt es an den Tag:
die Schreibung mit drei Zähnen (also yāʾ für /ā/) war normal.
Später taucht mit Schreibung mit alif auf:

(ich habe das hāʾ /hū/ aus der nächsten Zeile nach oben kopiert, Worte können in den frühen Mss. ohne Trennstrich auf zwei Zeilen verteilt sein.)



Der Linguist vermutet, dass der afrikanischer Standard auf einer Aus­legung (!!!) des Buches von Abu Daʾūd Sulaimān Ibn Naǧāḥ beruht, der eben nicht die frühen (!!) Hand­schriften ausgewertet habe.
In der Tat hat der Herr etwas entdeckt,
entdeckt, dass die nord­afrika­nische Schreibung nicht der ʿuṭmāni­schen ent­spricht,
nur dass er damit nicht DEN Standard entkräftigt, sondern nur einen.

Zum Schluß noch eine Kritik an Milos Muṣḥaf Muscat, aus dem der Linguist 2:102 zeigt:
Milo macht es ganz anders als KFA und UT2.
Während die Modernen die Vokal­zeichen genau über/unter "ihrem" Kon­sonan­ten setzen,
die Buch­staben immer von rechts nach links zu lesen sind,
steht bei Milo der zweite Buch­stabe mīm an erster Stelle, "sein" fatḥa aber weiter links ‒ über einem Streck­strich (wie häss­lich!);
der /ā/-Dolch steht vor dem yāʾ, das durch ihn zu Alif ge­wandelt wird ‒ und nicht hinter dem fatḥa, das durch es gelängt wird.
Übrigens steht der Wandel-Dolch auch in der KFA und bei UT falsch: Er ist ja kein Vokal, der nach einen Kon­sonanten steht, sondern wan­delt das yāʾ in ein alif, müsste also über dem yāʾ stehen.
Der ästhetische Reaktionär hat zwar die Schrift­regeln des Hof-Osma­ni­schen ver­standen, aber nicht die klaren, deutliche Schreib­regeln der KFA.

Ein madda-Zeichen längt keinen Konsonanten (hier nūn) – das besorgt ein šadda -> es muss über dem Vokal­buch­staben (ḥarf al-madd) stehen. Vor 150 Jahren, als nur 1% der Gesamt­bevöl­kerung las, war das okay; heute ist es schlicht falsch.

Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)

Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Grup­pen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 198...