Marijn van Putten ist ein vielversprechender Arabist. Geht es um Transkription, ist er ‒ ihm selbst zufolge ‒ pedantisch. Geht es um Koranausgaben ist er ein Idiot. Obwohl er weiß, dass es in Kairo über tausend Koranausgaben gab, nennt er die einzige je in Gizeh gedruckte "the Cairo Edition", als ob gerade diese DIE EINZIGE (oder für alle stehende) aus Kairo wäre.
Wer nur Khomeini kennt, nennt ihn DEN Ayatollah, wer nur Umm Kulthum kennt, nennt sie DIE ägyptische Sängerin. Es gibt aber vier Kairoer Koranausgaben, die höhere Auflagen erzielt haben als die 840seitige der Amīriyya: die von Muṣṭafa Naẓif Qadirġalī (MNQ), die von Šamarlī, die der Azhar (obwohl nur etwa zehn Jahre lang produziert), die in der maghrebinischen "Einheitsschrift"
( الخط المغربي التونسي الجزائري الإفريقي الموحد، وفقـا للتصميم الذي وضعه ) von محمد عبد الرحمـان محمد
Doch halt: Bei "Koranausgabe" warne ich vor dem bestimmten Artikel. Hat der denn bei meinen vier populäreren Ausgaben seine Berechtigung? Bei den letzten beiden ja: da sind alle Drucke gleich, wenn man von Größe, Einband oder dem Verlagsnamen absieht. Doch von MNQ gibt es drei oft nachgedruckte Ausgaben, die mit 604 Seiten à 15 Zeilen, die mit 485 zu 17 Zeilen und die in Ägypten allein maßgebende: 522 Seiten zu 15 Zeilen. In Ägypten sprechen "Experten" ständig von DEM MNQ, weil sie keine Ahnung haben von den in Deutschland, Indonesien und Iran erschienen Ausgaben. Und fast alle sprechen von DEM Shamarly, obwohl es fünf gab bzw gibt. Denn Aḥmad Šamarlī begann 1944 mit einer Ausgabe des 522seitigen MNQ
Als letztes kamen Ausgaben mit Kommentar dazu, um die es mir nicht geht:
Doch von dem nicht mehr gedruckten MNQ und den kommentierten Ausgaben ‒ eine mit klassischem Kommentar, eine mit einem neuen ‒ abgesehn, gibt es im Verlag aš-Šamarlī parallel zwei Koranausgaben ‒ by the way, beide Cairo editions ‒: seit 1975 den 522seitigen von Muḥammad Sāʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād und seit 1990 den 30bändigen von al-Haǧǧ ʿAbdal-Qādir ibn ʿAbdullah az-Zāyid mit 633 Seiten Qur'ān
Bemerkenswert, dass dieser KairoKoran durchgezogenen Linien zwischen den Zeilen hat, woran man "eigentlich" indische
Ausgaben erkennt, weswegen es in Malyasia eine ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgabe mit solchen Linien gibt, damit einfache Muslime ihn für traditionell, für echt halten.
Und es gibt viele wichtige KairoKoranAusgaben. Viele wirklichen Experten halten die 1890er Muḫallalātī-Ausgabe für wichtiger als die von al-Ḥusainī al-Ḥaddād. Sie hat den Grund für die 1924er gelegt. Man kann auch die 1952er für wichtiger halten; auf jeden Fall lebt ihr Text in den von ʿUṯmān Ṭaha geschriebenen Ḥafṣ-Ausgaben fort, während der 1924er Text tot ist.
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