Unicode ist ein Consortium von Microsoft, Xerox, Apple, Adobe und anderen. Es gibt einen Standard für alle möglichen Zeichen in der elektronischen Datenverarbeitung heraus.
Der Standard wird mit der International Standard Organisation in Genf abgestimmt.
Von Anfang an waren nicht nur die arabischen Zeichen, die für Zeitungen und gewöhnliche Bücher nötig waren, sondern auch die meisten für den Gizeh-Koran erforderlichen kodiert.
Auf Betreiben von Pakistanis und Iranern sind inzwischen ein paar Zeichen dazugekommen.
Obwohl die ägyptische Firma Harf 1996 und seither mehrere türkische Firmen Fonts herstellen, welche die in der Türkei erforderlichen Zeichen enthalten, sind diese nicht in Unicode kodiert, von in Afrika verwendeten Zeichen zu schweigen.
Türkische, marokkanische, mauretanische, senegalesische Firmen bedienen sich deshalb mit Bildern oder mit eigenmächtig belegten Zeichen (propriätere Lösungen).
Doch als erstes will ich mich nicht mit den fehlenden afrikanischen und türkischen Zeichen befassen (die teils auch sonst verwendet werden),
sondern mit den tanwīn-Zeichen, die irgendwie da sind.
Zwei Vorbemerkungen:
Zu unterscheiden ist die Eingabe (über Tastatur), die Kodierung (im Datenstrom) und die Ausgabe (vom Drucker).
Genau genommen kümmert sich Unicode nur um die Zeichenkodierung.
In der Praxis wirkt das jedoch sowohl auf die Eingabe, wie auf das Rendering.
Es gilt festzustellen, dass Unicode Zeichen grundsätzlich nach ihrem semantischen Wert – nicht nach ihrer Gestalt – definiert:
also ARABIC SIGN TAKHALLUS nicht „Small Initial-Sīn above“, ARABIC LETTER KASHMIRI YEH nicht „Yeh with small 5 below“.
Entsprechend gab es von Anfang an ARABIC FATHATAN, DAMMATAN bzw. KASRATAN und nicht „Two Fatha-Strokes above“, „Two Damma above“ bzw. „Two Kasra-Strokes below“.
Nun gibt es aber in Mag und Q24 jedes der drei Zeichen (die fatḥa+nūn, ḍamma+nūn, kasra+nūn, also /an/, /un/, /in/ sind) in drei Varianten, je nachdem vor welchen Buchstaben sie stehen. Da hier strenge Regeln gelten, muss man die Varianten nicht graphisch differenzieren (und Türken, Perser, Inder und Indonesier tun dies auch nicht), aber Maghrebiner und moderne Araber tun es.
Obwohl Unicode im allgemeinen Q52 wiedergibt, gab es anfangs nur die „normale“ Variante, später kamen OPEN FATHATAN, OPEN DAMMATAN und OPEN KASRATAN hinzu, womit, immer noch die dritte graphische Variante fehlt: Iqlāb (Austausch von nūn durch mīm); der Unicode work around, dass man fatḥa + small mīm, ḍamma + small mīm bzw. kasra + small mīm below nimmt, ist unlogisch, da es sich um fatḥatain plus Iqlāb (und nicht um fatḥa plus Iqlāb) handelt.
Übrigens hatte sich der King Fahd Glorius Quran Printing Complex (dt. KFK) mindestens zweimal an Unicode gewandt mit der Bitte, den saublöden Namen OPEN durch "Successive" zu ersetzen, weil sie auf Arabisch تتابع
heißen und DER eindeutige Unterschied zum normalen (gestapelten, über-ein-andere-en) das Nach-Einander ist. Ohne je einen Grund zu geben, blieben die Herren bei ihrem verrückten Namen. Dass die Saʿudis auch noch eine graphische Änderung wollten ‒ dass bei SUCCESSIVE FATHATAN der zweite (linke) Strich über dem ersten ansetzt ‒, haben sie nicht angenommen, was kein Problem ist, da das Bild in Unicode offiziell nur ein Beispiel, nur eine mögliche Realisation des Zeichens/char ist. (Dass manche Fontgestalter das nicht recht wissen und das von Unicode veröffentliche Bild treu-doof nachahmen, braucht sie nicht zu bekümmern.)
Oben so wie der KFK es all die Jahre FALSCH geschrieben hat. Unten wie es heute allein richtig ist.
Nochmals ganz langsam, für fatḥatan stellvertretend auch für die andern beiden gesagt:
anders als fatḥa und gerades/langes fatḥa ist fatḥatan kein reines Lautzeichen (a, ā), sondern ein Kasus- und Unbestimmt-Zeichen
in DEN DREI Gestalten gleichermaßen.
Bei Indern Türken Persern wird es immer gleich geschrieben, obwohl es anders klingt
und in Bombay, Delhi, China und Indonesien gab es die Möglichkeit, das vor آ ع ح خ ه zu hörende nūn extra zu markieren
‒ was zusammen mit dem "normalen" fatḥatan dem Übereinander-fatḥatan in Afrika entspricht,
‒ wie NUR fatḥtan dem Nach-einander-Tanwīn in Afrika entspricht.
Es ist also falsch, wenn Unicode dekretiert, dass es nur zwei fatḥatain gebe, dass das dritte (das fatḥatain vor bāʾ) ein fatḥa plus klein-mīm sei.
Zwar hätte man auf die Kodierung von fatḥatain ganz verzichten können und
bei der Eingabe und bei der Datenspeicherung
a) fatḥa + klein-nūn für das normale, bei der Ausgabe gestapelte Zwei-Fathas und gestapelte fatḥatain + klein-nūn anbieten können (je nach Tradition oder Gusto)
b) fatḥa + fatḥa für das offene, bei der Ausgabe versetzt aufeinanderfolgende und
c) fatḥa + klein-mīm (oben) für tamwim (das in Indien als fatḥatain plus klein-mīm ausgegeben wird)
nehmen können.
Zwei Varianten mit extra Kodierungen und die dritte völlig falsch in den Datenspeicher schreiben zu müssen ‒ so, dass man in Texten nicht einfach nach Fathatain suchen kann und bei der Suche nach Fatha falsche Treffer hat ‒ das geht nicht.
Übrigens gab es seit 2005 eine Gruppe von IT-Spezialisten, die man hätte zu Rate ziehen können.
Leider blieb man unter sich
Und jemand, der sowohl was von Arabisch versteht als von arabischer Kalligraphie, Thomas Milo, konnte nichts bewirken.
Vermutlich redete man zu oft aneinander vorbei. Vermutlich (!) hätte Milo lieber eine Tiefenstruktur enkodiert, die die
Unicodistas gar nicht verstanden.
Bei Chinesisch, Japanisch, Koranisch hat man prinzi‒piel gleiche, gleich bedeutende Zeichen EINmal kodiert und die unterschiedlichen Ausgabe erfolgt über "locale".
So hätte man auch EIN "feh"/fāʾ definieren können, das normalerweise einen Punkte OBEN hat, beim "locale" "maghreb" einen Punkt darunter,
ein "noon"/nūn, das normalerweise immer einen Punkt darüber hat, bei "maghreb" aber in Iso- und End-Position keinen (weil dann die Form aussagekräftig genug ist).
Man hat aber die Zeichen nach der Form uni-kodiert ‒ leider mit grotesken Auswüchsen, wie ich in "Kein Standard" dargelegt habe, und wohl auch irgendwann hier ausführen werden.
Freitag, 28. Dezember 2018
Sonntag, 23. Dezember 2018
Mushaf Qatar ‒ romantische Reaktionäre
Die meisten deutschen Arabisten finden den muṣḥaf Qaṭar besser als den saudischen, al-Banki einen größeren Kalligraphen als ʿUṯmān Ṭāhā.
Ich sehe das anders.
Vor 200 Jahren schrieb ein gefragter Kalligraph drei maṣāḥif im Jahr, UT braucht drei Jahre für einen. Warum?
Die Anforderungen an ein künstlerisches Unikat sind andere als an eine Vorlage, die zig millionenfach re­pro­duziert wird.
Wenn früher ein Buch­stabe miss­glückt war, wenn zwei Punkte verruscht waren, dann machte das gar nichts.
Nur ganz wenige konnten lesen und die waren meist ge­bildet, kannten oft den Koran aus­wendig und wie im Kon­zert manch­mal ein Ton daneben geht, während man im Studio die Stelle wieder­holt, bis alles stimmt, so liefert UT maschi­nen­genaue Arbeit, während al-Banki seine Künstler­natur auslebt.
Vergleich gleicher hamzae von Beiden; einer ist genau, der andere schreibt mit Schwung.
Marokko .. Muṣḥaf al-Muḥammadī
Marokko hat zum 25. Thronjubiläum Hasans II und zur Thronbesteigung Muhammads VI Korane in Farbe herausgebracht. Ich habe kein Impressum gefunden.
Vermutlich findet sich hier der Grund: Die Druckerei befand sich nicht im Königreich, sondern in Kairo. Al-Muǧallad al-ʿArabi (Druckereien geben sich bei solchen Projekten manchmal ad hoc einen Zweitnamen) stellte ihn her.Doch spätestens seit der dritten Auflage wird er in einer nach dem Zweiten Weltkrieg in Muhammedia gegründeten Druckerei, die in den 1960ern vom Religionsminsterium übernommenen Druckerei, al-Maṭbaʿ al-Faḍāla, hergestellt.(al-Faḍāla war bis 1959 der Name der Stadt, die zu Ehren des letzten Herrschers unter französischem "Schutz", dem ersten der unabhängigen Könige, umbenannt wurde.)
Montag, 17. Dezember 2018
Der Azhar-Koran II
Sonntag, 16. Dezember 2018
Mustafa Nazif Kadırğalı
Einerseits habe ich versprochen zu den zwei für den Korandruck bedeutesten türkischen Kalli­graphen zurückzukommen.
Andererseits poste ich seit zwei Wochen ohne jedoch Reaktion.
Deshalb heute etwas Abwegiges.
Mustafa Nazif war bis zu seinem Tod 1913 Chefkalligraph der osmanischen Marine
und da er nach einem Hafen in Fatih benannt ist, dem wichtigen Neuen Hafen Byzanz',
nahm ich an, dass sich dort sein Arbeitsplatz befand.
Und für alle, die Osmanisch lesen, hier ein Ausschnitt aus einem Stadtplan Stambuls von 1918,
den mir Tom Brosnahan von TurkeyTravelPlanner.com geschickt hat.
Doch das Marineministerium war in Beyoğlu und ob das Schreibbüro in Kadirġa war, weiß ich nicht.
Geboren soll er 1262/1846 in Russe/Русе/Rusçuk/Rustschuk im osmanischen Bulgarien sein, wohin die krimtartarische Familie geflohen war; 29.3.1331/ 8.3.1913 ist er in Istanbul gestorben, in Beşiktaş begraben.
Was er mit Kadirġa, heute der Nordosten von Şehsuvar Bey Mahallesi, zu tun hat, weiß ich nicht.
Hier etwas, was ich im Park von Kadirġa geknipst habe?
Wer weiß, was das ist?
Bitte posten Sie die Antwort als Kommentar.
Zur Belohnung gibt es dann Bilder aus den masahif von MNQ, die seinerzeit ‒ ganz wie später ʿUṯmān Ṭaha ‒ in vielen Formaten gedruckt wurden.
Sonst halt nicht.
Was war neu an der KFA?
Und weil viele glauben, die KFA habe nicht nur die Ästhetik verändert (Grundlinie, Wortabstand, wenig Ligaturen),
sondern habe den Text etabliert,
hier Seite 3 mit einem osmanischen Text, dem von Būlāq 1313/1895, einer Warš-Ausgabe, der Kairiner Lithographie von 1308/1890 (muṣḥaf al-Muḫallalātī) und dem des Gizeh-Drucks. Am Nil nichts Neues. Die Position des Hamzas ‒ die nicht zum rasm gehören ‒ ist so wie im Maghreb schon "immer".
Verglichen mit einem der 106 von an-Nūrī geschriebenen maṣāḥif (erste Zeile) fehlen alifs.
In den ersten Jahrzehnten wurden in Kairo maṣāḥif von Muṣṭafā Naẓīf Qadirġalī (Kadirğali), von Ḥāfiẓ ʿUṯmān, dem Älteren (1642–1698) und von Haǧǧ Ḥāfiẓ ʿUṯmān QayišZāde an-Nûrî al-Burdurī (Hac Hattat Kayışzade Hafis Osman Nuri Efendi Burdurlu) nachgedruckt. Wenige waren in Kairo geschriebene, von denen der muṣḥaf von Riḍwān bin Muḥammad ibn Sulaimān al-Muḫallalātī (1250‒1311h) der wichtigste ist.
Und der folgte nicht dem osmanischen Standard, sein rasm folgte ad-Dānī, die Schreibung der Langvokale war maghribinisch, die Versenden alle sieben Systeme wurde mitgeteilt ...
hier Seite 3 mit einem osmanischen Text, dem von Būlāq 1313/1895, einer Warš-Ausgabe, der Kairiner Lithographie von 1308/1890 (muṣḥaf al-Muḫallalātī) und dem des Gizeh-Drucks. Am Nil nichts Neues. Die Position des Hamzas ‒ die nicht zum rasm gehören ‒ ist so wie im Maghreb schon "immer".
Verglichen mit einem der 106 von an-Nūrī geschriebenen maṣāḥif (erste Zeile) fehlen alifs.
In den ersten Jahrzehnten wurden in Kairo maṣāḥif von Muṣṭafā Naẓīf Qadirġalī (Kadirğali), von Ḥāfiẓ ʿUṯmān, dem Älteren (1642–1698) und von Haǧǧ Ḥāfiẓ ʿUṯmān QayišZāde an-Nûrî al-Burdurī (Hac Hattat Kayışzade Hafis Osman Nuri Efendi Burdurlu) nachgedruckt. Wenige waren in Kairo geschriebene, von denen der muṣḥaf von Riḍwān bin Muḥammad ibn Sulaimān al-Muḫallalātī (1250‒1311h) der wichtigste ist.
Und der folgte nicht dem osmanischen Standard, sein rasm folgte ad-Dānī, die Schreibung der Langvokale war maghribinisch, die Versenden alle sieben Systeme wurde mitgeteilt ...
Samstag, 15. Dezember 2018
Der Azhar-Koran I
Da offensichtlich zwischen 1976-85 wenige Deutsche im Nahen Osten Korandrucke erwarben,
und seither wenige bei Muslimen in die Schubladen geschaut haben,
findet man den Muṣḥaf al-Azhar aš-Šarīf nicht im Netz.
Dabei hat die Staatsdruckerei ihn damals in allen nur erdenklichen Größen und Einbänden hergestellt.
Ich besitze ihn nur in zwei Aus­gaben: klein mit Plastik­ein­band, mittel­groß mit Hart­pappe­deckeln.Fortsetzung folgt.
Freitag, 14. Dezember 2018
Kabul 1352/1934
Bobzin schreibt, der Gizeh-Koran habe eine Welle von Korandrucken ausgelöst,
was schlicht falsch ist.
So wie die Erfindung des Steindrucks um 1813 die erste Welle von Korandrucken zur Folge hatte,
so mag Offset eine zweite Welle ausgelöst haben -- aber diese Welle ist reine Behauptung. Bobzin liefert weder Zahlen zu Koran­ausgaben, noch zu -auflagen.
Aber éinen Druck hat Gizeh24 wohl bewirkt. Der afghanische König Imānu-llāh Ḫān besorgte die nötige Ausrüstung.
Unter seinem Nachfolger erschien 1352/1934 ein Druck mit vielen Indices. Der "indische" Text wurde gesetzt und dann wurden Druck­platten gemacht --
genau wie ein Jahrzehnt davor in Bulaq + Gizeh.
In diesen beiden Zeilen sieht man deutlich, dass die Formen gesetzt (nicht hand­geschrieben) sind. Und an dem hoch­gesetz­ten End-yāʾ und an der nach­träg­lich hoch ein­gesetz­ten nicht-kufi­schen Versende, an dem nicht zu stoppen ist, sieht man, dass danach mani-puliert wurde, was so bei einem Typendruck nicht geht.
Der Text der ersten Seiten ist hand­geschrieben.
Wie in indischen maṣāhif üblich beginnen alle 30igstel oben auf einer rechten Seie und sind hervorgehoben.
Beginn von Surat qāf.
Donnerstag, 13. Dezember 2018
Pausenzeichen in Indien
Mittwoch, 12. Dezember 2018
Mushaf Qatar ‒ kāḏiba
Den Gizeh-Koran mit seinen fast 900 Seiten kauften nur Orientalisten.
Der einfache Ägypter zog die 522 Seiten (erst von Muṣṭafā Naẓīf Qadirġalī, seit 1975 von Muḥammad Saʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād geschrieben) vor, nach 1976 auch den genauso kompakten (gesetzten) Azhar-Koran.
1977 begann ʿUṯmān Ṭahas Siegeszug: den 1952er Text der Amīrīyya im Stile der Amīrīyya auf den 604 Seiten der Ausgaben von Kayışzâde Hâfız Osman: Handschrift so genau wie Type, noch ligaturärmer als Type: ruhiges Schriftbild, leicht zu lesen.
Das Sechstel der Muslime, das zwischen Nil und Tigris lebt (und deren Diaspora), haben heute Ausgaben dieses Typuses.
Die folgen alle der Orthographie der Amīrīyya-Ausgabe von 1952, die etwa 900 mal vom "Standardkoran" von 1924 abweicht ‒ zwar nur drei Stellen mit anderem rasm, mal ein anders sitzendes Hamza, grundsätzlich andere Surenübergänge (nämlich mit der Basmala) und Surentitelkästchen (nämlich ohne Angaben zur Offenbarungsreihenfolge), sowie sehr viele andere Pausen.
Mit einer Ausnahme:
Muṣḥaf Qaṭar weicht an einer Stelle ab.
Sure 56, Vers 2, kāḏiba Der Gizeh-Koran schreibt es mit alif, wie Türken, Inder und Perser. ʿUṯmān Ṭaha, Syrien, Dubai, Oman, Baḥrain, sie alle schreiben es mit alif. Qaṭar aber schreibt es ‒ so wie man in Marokko, im Senegal und Medina (Warš) schreibt ‒ mit Ersatzalif. Dürfen die das? Aber sicher. An der Klanggestalt (kāḏiba), am Sinn ändert sich nichts. Und sie haben nicht nur die Maghrebiner auf ihrer Seite, sondern auch das Manuskript, das Tayyar Altıkulaҫ (IRCICA) kurz vorher herausgegeben hat: der dem dritten Kalifen zugeschriebene ägyptische muṣḥaf, der sich heute im Topkapi Palastmuseum befindet. Der Koran ist in erster Linie mündlich (überliefert). Man schreibt ihn wie man will. Zur Zeit demonstriert das das dem iranischen Revolutionsführer unterstellte Zentrum zum Druck und zur Verbreitung des Koran: Sie wollen eine möglichst wenig verwirrende Schreibung. Wenn sie für die von ihnen bevorzugte Schreibung ein Vorbild oder eine Autorität finden, dann ist's gut, Aber 17 Wörter schreiben sie nach ihren Vorstellungen, ohne dafür ein gutes Vorbild zu haben -- und sind stolz darauf. Diese 17 finden Sie in meinem Amazon-Buch "Kein Stadard", wobei ich entdeckt habe, dass sie an weiteren Stellen plene schreiben, obwohl das die rasm-Autoritäten nicht erlauben und auch nicht in den vom Zentrum genannten guten Vorlagen vorkommt, sondern höchstens in "schlechten" osmanischen oder persischen Ausgaben. Sie folgen Qaṭar bei kāḏiba nicht, obwohl es Parallelstellen gibt, wo sie Ersatzalif haben, obwohl normales Alif einfacher ist als Ersatzalif. Ich wage die Behauptung: Hätten sie ihre Ausgabe nach dem Bruch zwischen Saʿudi-Ara­bien und Qaṭar herausgegeben, hätten sie sich der Schreibung des muṣḥaf Qaṭar angeschlossen. Ledriges Logo des Mushaf Qatar.
Mit einer Ausnahme:
Muṣḥaf Qaṭar weicht an einer Stelle ab.
Sure 56, Vers 2, kāḏiba Der Gizeh-Koran schreibt es mit alif, wie Türken, Inder und Perser. ʿUṯmān Ṭaha, Syrien, Dubai, Oman, Baḥrain, sie alle schreiben es mit alif. Qaṭar aber schreibt es ‒ so wie man in Marokko, im Senegal und Medina (Warš) schreibt ‒ mit Ersatzalif. Dürfen die das? Aber sicher. An der Klanggestalt (kāḏiba), am Sinn ändert sich nichts. Und sie haben nicht nur die Maghrebiner auf ihrer Seite, sondern auch das Manuskript, das Tayyar Altıkulaҫ (IRCICA) kurz vorher herausgegeben hat: der dem dritten Kalifen zugeschriebene ägyptische muṣḥaf, der sich heute im Topkapi Palastmuseum befindet. Der Koran ist in erster Linie mündlich (überliefert). Man schreibt ihn wie man will. Zur Zeit demonstriert das das dem iranischen Revolutionsführer unterstellte Zentrum zum Druck und zur Verbreitung des Koran: Sie wollen eine möglichst wenig verwirrende Schreibung. Wenn sie für die von ihnen bevorzugte Schreibung ein Vorbild oder eine Autorität finden, dann ist's gut, Aber 17 Wörter schreiben sie nach ihren Vorstellungen, ohne dafür ein gutes Vorbild zu haben -- und sind stolz darauf. Diese 17 finden Sie in meinem Amazon-Buch "Kein Stadard", wobei ich entdeckt habe, dass sie an weiteren Stellen plene schreiben, obwohl das die rasm-Autoritäten nicht erlauben und auch nicht in den vom Zentrum genannten guten Vorlagen vorkommt, sondern höchstens in "schlechten" osmanischen oder persischen Ausgaben. Sie folgen Qaṭar bei kāḏiba nicht, obwohl es Parallelstellen gibt, wo sie Ersatzalif haben, obwohl normales Alif einfacher ist als Ersatzalif. Ich wage die Behauptung: Hätten sie ihre Ausgabe nach dem Bruch zwischen Saʿudi-Ara­bien und Qaṭar herausgegeben, hätten sie sich der Schreibung des muṣḥaf Qaṭar angeschlossen. Ledriges Logo des Mushaf Qatar.
Dienstag, 11. Dezember 2018
frei mixbar
Koranskripte und -drucke kann man nach zig Kriterien einteilen:
‒ ist alles in éinem Duktus geschrieben?
‒ sind die Suren in éinem Duktus geschreiben (also nur Titel, Basmala, Marginalien, Kustoden in anderen)?
‒ sind die Suren in Nasḫī, Maghrebi, Sudani, Thuluth ... geschrieben?
‒ dürfen Verse auf zwei Seiten geteilt stehen?
‒ sind sieben Siebtel und zwei Hälften angezeigt?
‒ dürfen 30igstel irgendwo auf der Seite anfangen?
‒ wo genau sind die Grenzen der 30. 60. 120. 240.?
‒ sind rukuʿāt im Text / am Rand markiert?
‒ gibt es Randnoten?
‒ sind saǧadāt und/oder sakatāt auch am Rand angezeigt?
‒ stehen Name und/oder Nr. der Sure in der Kopfzeile?
‒ stehen Name und/oder Nr. der 30igstel in der Kopfzeile?
‒ Stehen 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 Zeilen auf einer Seite?
‒ werden im Titelkasten die Anzahl der Verse in der Sure
‒ die davor geoffenbarte Sure und die danach angegeben?
‒ werden die Zeilen durch Striche getrennt?
‒ wie werden Langvokale angegeben?
‒ wird die Kürzung von Vokalen notiert?
‒ wird ʾā (hamza+Alif) ءا oder اٰ geschrieben?
‒ wird bei Alif-waṣl angegeben, mit welchem Vokal einzusetzen ist, falls denn eingesetzt wird?
‒ gibt es nūn qutni/ ṣila-nūn?‒ ein kaṣra zwischen tanwīn und alif-waṣl,
das in Indien "mini-nūn", auf Arabisch Verbindungs-nūn heißt.
‒ nach welchem System sind die Versenden markiert?
‒ sind diese mit Zahlen versehen?
‒ welche Pausenzeichen gibt es?
‒ wer legt die Pausen fest?
‒ geht man am Surenende davon aus, dass gleich die nächste Sure gelesen wird?
‒ mit oder ohne der Basmala?
‒ wird die Assimiltion von vokallosem nūn angezeigt?
‒ wird die Emphase bei normalerweise nicht emphatischen Buchstaben angezeigt?
‒ gibt es ein mittiges u-Hamza?
‒ gibt es ein, zwei oder drei madd-Zeichen?
‒ welcher rasm-Autorität oder welchem Manuskript folgt man dabei?
‒ welcher Lesart, Überlieferung, Weg folgt man?
Theoretisch sind alle diese Dinge unabhängig voneinander.
Das kriegen sogar Experten nicht in ihren Schädel, schreiben dann, dass man bei Qālūn so und so schreibe, obwohl das nichts mit Qālūn zu tun hat, sondern mit ad-Dānī; sie werfen das wegen der berühmten libyschen (von Abū Bakr as-Sāsī al-Maġribī geschriebenen) Ausgabe in einen Topf. Hier eine Zusammenstellung: sechs man Ḥafṣ oben, drei mal Qālūn unten, dazwischen Warš, bei allen Überlieferungen gibt es insān mal so, mal so geschrieben; Überlieferung und rasm-Autorität sind unabhängig von einander (auch wenn Warš fast immer à la Ibn Naǧāḥ geschrieben wird).
In der Praxis sind die meisten Texte in Sudānī in der Überlieferung Warš, folgen meist Ibn Naǧāḥ, haben drei waṣl-Zeichen, drei hamza-Zeichen, kein nun quṭnī, kein rukuʿ-Zeichen, haben kleine Ersatzbuchstaben zur Längung, haben keine Langvokalzeichen ...
Es gibt aber Ausnahmen:
So gibt das Zentrum in Tehran (مرکز طبع و نشر قرآن کریم Markoz Ṭabʿ-o Našr) Drucke mit seinem Privat-rasm in indischen Stil, in persischen (Nairizī) und arabischen Stil (Uṯmān Ṭaha) heraus.
Und in Tunis sind zwei Ausgaben von Ḥafṣ im maghrebinischen Duktus faksimiliert worden.
Von Zuhair Bāš Mamlūk geschriebene Doppelseite: die Lesart Ḥafṣ im maghribinischen Stil:
Hier eine Stelle aus dem Skript auf 60 Seiten mit der Stelle aus Surat ar-Rūm, wo dreimal das ḍād mit fatḥa (schwarz) oder ḍamma (rot) gelesen werden kann.
Das ist Ḥafṣ auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht ‒ Ḥafṣ hat kein festes Aussehen von Zubair ibn ʿAbdallah al-Ḥanafī für ḥanafitische Osmanen in Tunis geschreiben.
Hier eine Stelle aus dem Skript auf 60 Seiten mit der Stelle aus Surat ar-Rūm, wo dreimal das ḍād mit fatḥa (schwarz) oder ḍamma (rot) gelesen werden kann.
Das ist Ḥafṣ auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht ‒ Ḥafṣ hat kein festes Aussehen von Zubair ibn ʿAbdallah al-Ḥanafī für ḥanafitische Osmanen in Tunis geschreiben.
Montag, 10. Dezember 2018
Wortabstand
Die Schrift sprang nicht fix und fertig aus dem Ei.
Latein hatte erst nur Großbuchstaben und wurde ohne Punkt und Komma continuierlich geschrieben.
Später gab es Mitte-Punkte zur Markierung der Wortgrenzen.
Um 800 schrieb man Kleinbuchstaben.
Klein- und Großbuchstaben auf der gleichen Seite.
Später wurde das systematisiert: Satzanfänge, Namen, (Substantive,) Wichtiges wurde durch Großbuchstaben hervorgehoben.
Alle wissen, dass Arabisch erst keine Diakritika und keine Vokalzeichen hatte,
aber es hatte auch keinen Wortabstand.
Die Grenze markierte man durch spezielle Buchstaben: Endbuchstaben (Iso-Form, falls davor kein verbindender Buchstabe stand).
Da das häufige wau keinen End-Buchstaben hatte, und Alif sehr oft am Anfang stand)
‒ und es nie Alif + Alif IM Wort gibt,
setzte man nach wau am Wortende ein stummtes Alif;
damit war die Sache klar:
die Wortgrenze verläuft zwischen den zwei Alifs.
Und so wie fett-a und kursiv-a keine extra Buchstaben sind,
Groß-A aber doch,
so sind maghrebi-ع, diwani-ع, thuluth-ع keine extra Buchstaben,
ـعEnd aber doch.
Alle Experten plappern nach, was man den Kindern im ersten Schuljahr beibringt:
arabische Buchstaben haben vier Formen.
Stimmt aber nicht:
Wie bei uns für den /a/-Laut einen normalen und einen Anfangs-/Substantiv-Buchstaben gibt,
so gibt es im Arabischen für /b/ einen normale und einen End-Buchstaben.
Formen gibt es fast so viele, wie es Buchstaben dahinter und davor geben kann.
Die Schreibmaschine zeigt wie es wirklich ist:
10x eine From
16x zwei Formen.
Aber Unicode war so dumm wie die Erstklässler:
Sie legten als internationalen Standard fest:
Arabische Buchstaben haben vier Formen!
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