Koranskripte und -drucke kann man nach zig Kriterien einteilen:
‒ ist alles in éinem Duktus geschrieben?
‒ sind die Suren in éinem Duktus geschreiben (also nur Titel, Basmala, Marginalien, Kustoden in anderen)?
‒ sind die Suren in Nasḫī, Maghrebi, Sudani, Thuluth ... geschrieben?
‒ dürfen Verse auf zwei Seiten geteilt stehen?
‒ sind sieben Siebtel und zwei Hälften angezeigt?
‒ dürfen 30igstel irgendwo auf der Seite anfangen?
‒ wo genau sind die Grenzen der 30. 60. 120. 240.?
‒ sind rukuʿāt im Text / am Rand markiert?
‒ gibt es Randnoten?
‒ sind saǧadāt und/oder sakatāt auch am Rand angezeigt?
‒ stehen Name und/oder Nr. der Sure in der Kopfzeile?
‒ stehen Name und/oder Nr. der 30igstel in der Kopfzeile?
‒ Stehen 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 Zeilen auf einer Seite?
‒ werden im Titelkasten die Anzahl der Verse in der Sure
‒ die davor geoffenbarte Sure und die danach angegeben?
‒ werden die Zeilen durch Striche getrennt?
‒ wie werden Langvokale angegeben?
‒ wird die Kürzung von Vokalen notiert?
‒ wird ʾā (hamza+Alif) ءا oder اٰ geschrieben?
‒ wird bei Alif-waṣl angegeben, mit welchem Vokal einzusetzen ist, falls denn eingesetzt wird?
‒ gibt es nūn qutni/ ṣila-nūn?‒ ein kaṣra zwischen tanwīn und alif-waṣl,
das in Indien "mini-nūn", auf Arabisch Verbindungs-nūn heißt.
‒ nach welchem System sind die Versenden markiert?
‒ sind diese mit Zahlen versehen?
‒ welche Pausenzeichen gibt es?
‒ wer legt die Pausen fest?
‒ geht man am Surenende davon aus, dass gleich die nächste Sure gelesen wird?
‒ mit oder ohne der Basmala?
‒ wird die Assimiltion von vokallosem nūn angezeigt?
‒ wird die Emphase bei normalerweise nicht emphatischen Buchstaben angezeigt?
‒ gibt es ein mittiges u-Hamza?
‒ gibt es ein, zwei oder drei madd-Zeichen?
‒ welcher rasm-Autorität oder welchem Manuskript folgt man dabei?
‒ welcher Lesart, Überlieferung, Weg folgt man?
Theoretisch sind alle diese Dinge unabhängig voneinander.
Das kriegen sogar Experten nicht in ihren Schädel, schreiben dann, dass man bei Qālūn so und so schreibe, obwohl das nichts mit Qālūn zu tun hat, sondern mit ad-Dānī; sie werfen das wegen der berühmten libyschen (von Abū Bakr as-Sāsī al-Maġribī geschriebenen) Ausgabe in einen Topf. Hier eine Zusammenstellung: sechs man Ḥafṣ oben, drei mal Qālūn unten, dazwischen Warš, bei allen Überlieferungen gibt es insān mal so, mal so geschrieben; Überlieferung und rasm-Autorität sind unabhängig von einander (auch wenn Warš fast immer à la Ibn Naǧāḥ geschrieben wird).
In der Praxis sind die meisten Texte in Sudānī in der Überlieferung Warš, folgen meist Ibn Naǧāḥ, haben drei waṣl-Zeichen, drei hamza-Zeichen, kein nun quṭnī, kein rukuʿ-Zeichen, haben kleine Ersatzbuchstaben zur Längung, haben keine Langvokalzeichen ...
Es gibt aber Ausnahmen:
So gibt das Zentrum in Tehran (مرکز طبع و نشر قرآن کریم Markoz Ṭabʿ-o Našr) Drucke mit seinem Privat-rasm in indischen Stil, in persischen (Nairizī) und arabischen Stil (Uṯmān Ṭaha) heraus.
Und in Tunis sind zwei Ausgaben von Ḥafṣ im maghrebinischen Duktus faksimiliert worden.
Von Zuhair Bāš Mamlūk geschriebene Doppelseite: die Lesart Ḥafṣ im maghribinischen Stil:
Hier eine Stelle aus dem Skript auf 60 Seiten mit der Stelle aus Surat ar-Rūm, wo dreimal das ḍād mit fatḥa (schwarz) oder ḍamma (rot) gelesen werden kann.
Das ist Ḥafṣ auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht ‒ Ḥafṣ hat kein festes Aussehen von Zubair ibn ʿAbdallah al-Ḥanafī für ḥanafitische Osmanen in Tunis geschreiben.
Dienstag, 11. Dezember 2018
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