Den Gizeh-Koran mit seinen fast 900 Seiten kauften nur Orientalisten.
Der einfache Ägypter zog die 522 Seiten (erst von Muṣṭafā Naẓīf Qadirġalī, seit 1975 von Muḥammad Saʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād geschrieben) vor, nach 1976 auch den genauso kompakten (gesetzten) Azhar-Koran.
1977 begann ʿUṯmān Ṭahas Siegeszug: den 1952er Text der Amīrīyya im Stile der Amīrīyya auf den 604 Seiten der Ausgaben von Kayışzâde Hâfız Osman: Handschrift so genau wie Type, noch ligaturärmer als Type: ruhiges Schriftbild, leicht zu lesen.
Das Sechstel der Muslime, das zwischen Nil und Tigris lebt (und deren Diaspora), haben heute Ausgaben dieses Typuses.
Die folgen alle der Orthographie der Amīrīyya-Ausgabe von 1952, die etwa 900 mal vom "Standardkoran" von 1924 abweicht ‒ zwar nur drei Stellen mit anderem rasm, mal ein anders sitzendes Hamza, grundsätzlich andere Surenübergänge (nämlich mit der Basmala) und Surentitelkästchen (nämlich ohne Angaben zur Offenbarungsreihenfolge), sowie sehr viele andere Pausen.
Mit einer Ausnahme:
Muṣḥaf Qaṭar weicht an einer Stelle ab.
Sure 56, Vers 2, kāḏiba
Der Gizeh-Koran schreibt es mit alif, wie Türken, Inder und Perser.
ʿUṯmān Ṭaha, Syrien, Dubai, Oman, Baḥrain, sie alle schreiben es mit alif.
Qaṭar aber schreibt es ‒ so wie man in Marokko, im Senegal und Medina (Warš) schreibt ‒ mit Ersatzalif.
Dürfen die das?
Aber sicher. An der Klanggestalt (kāḏiba), am Sinn ändert sich nichts.
Und sie haben nicht nur die Maghrebiner auf ihrer Seite, sondern auch das Manuskript, das Tayyar Altıkulaҫ (IRCICA) kurz vorher herausgegeben hat: der dem dritten Kalifen zugeschriebene ägyptische muṣḥaf, der sich heute im Topkapi Palastmuseum befindet.
Der Koran ist in erster Linie mündlich (überliefert).
Man schreibt ihn wie man will.
Zur Zeit demonstriert das das dem iranischen Revolutionsführer unterstellte Zentrum zum Druck und zur Verbreitung des Koran:
Sie wollen eine möglichst wenig verwirrende Schreibung.
Wenn sie für die von ihnen bevorzugte Schreibung ein Vorbild oder eine Autorität finden, dann ist's gut,
Aber 17 Wörter schreiben sie nach ihren Vorstellungen, ohne dafür ein gutes Vorbild zu haben -- und sind stolz darauf.
Diese 17 finden Sie in meinem Amazon-Buch "Kein Stadard", wobei ich entdeckt habe, dass sie an weiteren Stellen plene schreiben, obwohl das die rasm-Autoritäten nicht erlauben und auch nicht in den vom Zentrum genannten guten Vorlagen vorkommt, sondern höchstens in "schlechten" osmanischen oder persischen Ausgaben.
Sie folgen Qaṭar bei kāḏiba nicht, obwohl es Parallelstellen gibt, wo sie Ersatzalif haben,
obwohl normales Alif einfacher ist als Ersatzalif.
Ich wage die Behauptung: Hätten sie ihre Ausgabe nach dem Bruch zwischen Saʿudi-Ara­bien und Qaṭar herausgegeben, hätten sie sich der Schreibung des muṣḥaf Qaṭar angeschlossen.
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