A.Neuwirth schreibt von der "Zentralität der Prophetie" in den Suren der zweiten Phase.
Pro-phetie ist "Voraus-sage eines zukünftigen Geschehens, Prophezeiung, Weis-sagung, Hell-sehen".
Prophetie spielt im Koran keine Rolle.
Aber, werden sie jetzt sagen: Aber Muḥammad ist doch sein Prophet.
Pustekuchen!
Er ist Gottes Gesandter (rasûl), sein Sprecher (nabī), Überbringer eines Buches; (Ver-)Künder, Warner.
Von Vorher-Sagen/Pro-phetie ist nicht die Rede.
Neuwirth ist nicht die Einzige, die Falsches nachplappert,
doch für sie ist es typisch.
Das hebräische Nabi für "Sprecher" Gottes hat man ins Griechische mit dem Wort für Orakeldeuter, Vorhersager übersetzt, weil "Angelos/Bote" schon für מַלְאָךְ/Engel/ملاك vergeben war.
Und so verfuhr man mit dem verwandten arabischen Wort.
Doch da im Deutschen die griechische Grundbedeutung ‒ vor allem bei "Prophetie", aber auch sonst ‒ gilt, wäre es besser, wenn man die entsprechenden Gestalten der Hebräischen Bibel "Sprecher" (spokesperson, analog zu "Regierungssprecher" Gottessprecher, Künder, Rufer, WahrSager <nicht im Sinne von VorherSager>) nennte ‒ und so auch Muḥammad, ein von Gott ergriffenen Künder.
Im Glaubensbekenntnis kommt "Nabi" übrigens gar nicht vor: ... wa Muḥammadan Rasūl Allāh, Gottes Gesandter, Gottes Apostel.
Nebenbemerkung zu Rufer: Er ruft nicht im eigenen Namen, sondern ist von Gott berufener Rufer. Siehe auch: Reinhard Schulze: Der Koran und die Genealogie des Islam quranische Rufrede.
Aber Luther schreibt doch von "Propheten", es kann doch nicht dein Ernst sein, dass wir das durch "Sprecher" oder "Ver-Künder"ersetzen sollen?
Dass man etwas schon lange falsch macht, ist kein Grund es weiter so zu machen.
Christen deuteten viele Stellen der Hebräischen Bibel als Vorher-Sagen des Gesalbten (=Christos) Jesus von Nazareth.
Im Credo heißt es: Credo ... in Spiritum Sanctum ..., qui locutus est per Prophetas.
Da man vor Johann Gottfried Eichhorn davon ausfing, dass Vorher-Sagen die Hauptfunktion der neve'im sei, und man die wahren daran erkennen könne, dass ihre Vorher-Sagen eintreffen (Erfüllungskriterium, Dtn 18: 18 Einen Künder/Sprecher wie dich will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm auftrage.... 21 Wenn du aber in deinem Herzen sagen würdest: Wie kann ich merken, welches Wort der HERR nicht geredet hat? – 22 wenn der Prophet redet in dem Namen des HERRN und es wird nichts daraus und es tritt nicht ein, dann ist das ein Wort, das der HERR nicht geredet hat.), galten sie den christlichen Theologen als Vorher-Sager ‒ sowohl der baldigen Zukunft, wie des Kommens des Gesalbten; deshalb sprach aus ihnen auch nicht JHWH, der HERR, sondern der Heilige Geist. Da sich die Vorher-Sagen in Jesum von Nazareth erfüllt haben, waren sie wahre Pro-Pheten.
Deshalb gefiel christlichen Bibeldeutern die Fehlübersetzung von Nabi.
Heute wissen die Bibelforscher, dass die Sprecher keine Mantiker waren, dass der Kern des nabi-tums "berufener Sprecher (Gottes)" ist; trotzdem hängen sie an dem eingeführten falschen Wort ‒ und Neuwirth und viele Islam-Nach-Plapperer (-Wissenschaftler sind sie ja nicht).
Man sagt mir, Neuwirth schreibe nicht Deutsch, meine also mit Prophetie nicht "Voraus-sage eines zukünftigen Geschehens, Prophezeiung, Weis-sagung, Hell-sehen", sondern sie schreibe lutherischen Pastorensprech und da stehe Prophetie für "Amt und Tun eines Propheten", also für Alles was Leute tun, die Pastoren und Neuwirth "Prophet" nennen, etwa Muḥammad.
Pfui! Wer derart zirkulär spricht, pflicht Scheiß-Kränze. Pastoren mögen sie sein, aber Luthersch sind sie nicht, weil sie dem Volk nicht auf Maul schauen, sondern nur immer Irresgleichen vervielfältigen, so lange, bis sie tätsächlich glauben "begegnen" hieße "vorkommen" und "es erhellt" wäre Deutsch. ‒ Es ist aber blos Losung, an der sie einander erkennen. Pfui!
Geht man nicht vom deutschen "pro-phezeien" aus, sondern sucht den griechischen Ursinn,
gibt es eine andere Möglichkeit: Vor-Sprecher, nicht im Sinne von "voraus", sondern "an Stelle eines Anderen".
In diesem Sinne wären Pro-Pheten ‒ genau wie neve'im ‒ Sprecher, Künder, Rufer, Boten Gottes.
So kann es zu der Übersetzung der Septuaginta gekommen sein.
Ändert aber nicht daran, dass es heute anders verstanden wird ‒ und dass auch die christlichen Gelehrten es lange anders verstanden haben.
Vor Johann Gottfried Eichhorn gingen die Theologen davon aus, die Propheten Vieles richtig vorausgesagt hätten. Eichhorn vermutete, dass die Pro-Phezeiungen post factum geschrieben wurden, dass die angeblichen Propheten, nach den Fakten gelebt hätten oder man ihnen Vieles nachträglich in den Mund gelegt habe. Nach dem Fall Jerusalems legte man die Vorhersage des Fall einem, der davor gelebt hatte, in den Mund.
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