A.Neuwirth schreibt von der "Zentralität der Prophetie" in den Suren der zweiten Phase.
Pro-phetie ist "Voraus-sage eines zukünftigen Geschehens, Prophezeiung, Weis-sagung, Hell-sehen".
Prophetie spielt im Koran keine Rolle.
Aber, werden sie jetzt sagen: Aber Muḥammad ist doch sein Prophet.
Pustekuchen!
Er ist Gottes Gesandter (rasûl), sein Sprecher (nabī), Überbringer eines Buches; (Ver-)Künder, Warner.
Von Vorher-Sagen/Pro-phetie ist nicht die Rede.
Neuwirth ist nicht die Einzige, die Falsches nachplappert,
doch für sie ist es typisch.
Das hebräische Nabi für "Sprecher" Gottes hat man ins Griechische mit dem Wort für Orakeldeuter, Vorhersager übersetzt, weil "Angelos/Bote" schon für מַלְאָךְ/Engel/ملاك vergeben war.
Und so verfuhr man mit dem verwandten arabischen Wort.
Doch da im Deutschen die griechische Grundbedeutung ‒ vor allem bei "Prophetie", aber auch sonst ‒ gilt, wäre es besser, wenn man die entsprechenden Gestalten der Hebräischen Bibel "Sprecher" (spokesperson, analog zu "Regierungssprecher" Gottessprecher, Künder, Rufer, WahrSager <nicht im Sinne von VorherSager>) nennte ‒ und so auch Muḥammad, ein von Gott ergriffenen Künder.
Im Glaubensbekenntnis kommt "Nabi" übrigens gar nicht vor: ... wa Muḥammadan Rasūl Allāh, Gottes Gesandter, Gottes Apostel.
Nebenbemerkung zu Rufer: Er ruft nicht im eigenen Namen, sondern ist von Gott berufener Rufer. Siehe auch: Reinhard Schulze: Der Koran und die Genealogie des Islam quranische Rufrede.
Aber Luther schreibt doch von "Propheten", es kann doch nicht dein Ernst sein, dass wir das durch "Sprecher" oder "Ver-Künder"ersetzen sollen?
Dass man etwas schon lange falsch macht, ist kein Grund es weiter so zu machen.
Christen deuteten viele Stellen der Hebräischen Bibel als Vorher-Sagen des Gesalbten (=Christos) Jesus von Nazareth.
Im Credo heißt es: Credo ... in Spiritum Sanctum ..., qui locutus est per Prophetas.
Da man vor Johann Gottfried Eichhorn davon ausfing, dass Vorher-Sagen die Hauptfunktion der neve'im sei, und man die wahren daran erkennen könne, dass ihre Vorher-Sagen eintreffen (Erfüllungskriterium, Dtn 18: 18 Einen Künder/Sprecher wie dich will ich ihnen mitten unter ihren Brüdern erstehen lassen. Ich will ihm meine Worte in den Mund legen und er wird ihnen alles sagen, was ich ihm auftrage.... 21 Wenn du aber in deinem Herzen sagen würdest: Wie kann ich merken, welches Wort der HERR nicht geredet hat? – 22 wenn der Prophet redet in dem Namen des HERRN und es wird nichts daraus und es tritt nicht ein, dann ist das ein Wort, das der HERR nicht geredet hat.), galten sie den christlichen Theologen als Vorher-Sager ‒ sowohl der baldigen Zukunft, wie des Kommens des Gesalbten; deshalb sprach aus ihnen auch nicht JHWH, der HERR, sondern der Heilige Geist. Da sich die Vorher-Sagen in Jesum von Nazareth erfüllt haben, waren sie wahre Pro-Pheten.
Deshalb gefiel christlichen Bibeldeutern die Fehlübersetzung von Nabi.
Heute wissen die Bibelforscher, dass die Sprecher keine Mantiker waren, dass der Kern des nabi-tums "berufener Sprecher (Gottes)" ist; trotzdem hängen sie an dem eingeführten falschen Wort ‒ und Neuwirth und viele Islam-Nach-Plapperer (-Wissenschaftler sind sie ja nicht).
Man sagt mir, Neuwirth schreibe nicht Deutsch, meine also mit Prophetie nicht "Voraus-sage eines zukünftigen Geschehens, Prophezeiung, Weis-sagung, Hell-sehen", sondern sie schreibe lutherischen Pastorensprech und da stehe Prophetie für "Amt und Tun eines Propheten", also für Alles was Leute tun, die Pastoren und Neuwirth "Prophet" nennen, etwa Muḥammad.
Pfui! Wer derart zirkulär spricht, pflicht Scheiß-Kränze. Pastoren mögen sie sein, aber Luthersch sind sie nicht, weil sie dem Volk nicht auf Maul schauen, sondern nur immer Irresgleichen vervielfältigen, so lange, bis sie tätsächlich glauben "begegnen" hieße "vorkommen" und "es erhellt" wäre Deutsch. ‒ Es ist aber blos Losung, an der sie einander erkennen. Pfui!
Geht man nicht vom deutschen "pro-phezeien" aus, sondern sucht den griechischen Ursinn,
gibt es eine andere Möglichkeit: Vor-Sprecher, nicht im Sinne von "voraus", sondern "an Stelle eines Anderen".
In diesem Sinne wären Pro-Pheten ‒ genau wie neve'im ‒ Sprecher, Künder, Rufer, Boten Gottes.
So kann es zu der Übersetzung der Septuaginta gekommen sein.
Ändert aber nicht daran, dass es heute anders verstanden wird ‒ und dass auch die christlichen Gelehrten es lange anders verstanden haben.
Vor Johann Gottfried Eichhorn gingen die Theologen davon aus, die Propheten Vieles richtig vorausgesagt hätten. Eichhorn vermutete, dass die Pro-Phezeiungen post factum geschrieben wurden, dass die angeblichen Propheten, nach den Fakten gelebt hätten oder man ihnen Vieles nachträglich in den Mund gelegt habe. Nach dem Fall Jerusalems legte man die Vorhersage des Fall einem, der davor gelebt hatte, in den Mund.
Freitag, 30. Oktober 2020
Mittwoch, 26. Februar 2020
Bombay-Drucke
In der Zeitschrift der indonesischen Religionsbehörde ist
ein Aufsatz zu Bombaydrucken in der Inselwelt erschienen.
Für mich bemerkenswert, was die Autoren nicht interessiert:
die Drucke in Bombay.
In niederländischen Bibliotheken findet man welche, z.B.:
al-Qurʾān al-maǧīd wa-al-furqān al-ḥamīd
Maṭbaʿa al-Muḥamadiyya, 1298/1881
542 p 25 cm -- wobei die 114. Sure auf Seite 542 steht;
es folgen noch ein paar Seiten.
Dieser wurde nicht nur in Inselindien nachgedruckt, wozu man in dem Suhuf-Artikel viel findet, sondern auch in Bombay selbst inkl. 16seitigem Vorwort in Malaiisch (in arabischen Buchstaben):
Innahu la-Qurʼān karīm fī kitābin maknūnin
Bombay: ʻAlī Bhāī Sharafʻalī & Company Ltd., 1358 [1959]
16 + 542 + 10 p. ; 25 cm.
(diese Seite ist anders als in der Vorlage von 1881)
Here are more.
Für mich bemerkenswert, was die Autoren nicht interessiert:
die Drucke in Bombay.
In niederländischen Bibliotheken findet man welche, z.B.:
al-Qurʾān al-maǧīd wa-al-furqān al-ḥamīd
Maṭbaʿa al-Muḥamadiyya, 1298/1881
542 p 25 cm -- wobei die 114. Sure auf Seite 542 steht;
es folgen noch ein paar Seiten.
Dieser wurde nicht nur in Inselindien nachgedruckt, wozu man in dem Suhuf-Artikel viel findet, sondern auch in Bombay selbst inkl. 16seitigem Vorwort in Malaiisch (in arabischen Buchstaben):
Innahu la-Qurʼān karīm fī kitābin maknūnin
Bombay: ʻAlī Bhāī Sharafʻalī & Company Ltd., 1358 [1959]
16 + 542 + 10 p. ; 25 cm.
(diese Seite ist anders als in der Vorlage von 1881)
Here are more.
Samstag, 22. Februar 2020
fragliche Schreibung
Vor zwei Monaten zwitscherte ein niederländischer Fachmann für semitische und Berber-Sprachen,
dass der rasm der Amiriyya-Ausgabe (König-Fuʾād-Ausgabe, von ihm "the Cairo edition" genannt)
ohne Berücksichtigung von Handschriften festgelegt worden sei.
Über elf Jahre bin ich bei Twitter, habe aber nie gezwitschert, retweeted oder geliked. Doch da musste ich widersprechen. Er könne sagen "EARLY mss." und sollte zur Kenntnis nehmen, dass der Macher der KFA keine Handschriften studiert habe, sondern "nur" die andalusische Literatur über Handschriften, und deren Autoren hätten eher solche aus dem dritten Jahrhundert als aus dem ersten konsultiert. Außerdem solle er nicht so tun als sei "the Cairo edition" der Standard.
Daraufhin hat der genialische Linguist seien Tweet gelöscht und durch einen neuen ersetzt, zu dem mein Kommentar nicht mehr passte. Für mich ein Hinweis, dass man bei Twitter nicht ping-pongt. In einem neuen Tweet geht es um die Schreibung von iǧtabā-hu/ er wählte ihn (20:122, 68:50, 16:121).
Darin hat er "the Cairo edition" durch "the modern print editions" ersetzt, was einerseits ein semantischer Fortschritt ist (weil es über tausend "Cairo editions" gibt, denn "edition" is als "the entire number of copies of a book, newspaper, or other publication printed at one time from a single setting of type" definiert = Auflage), bringt aber nicht viel, weil er DIE gedruckten Ausgaben als STANDARD bezeichnet.
Es will mir nicht in den Kopf, wie ein Mensch, der in einem Land lebt, in die Mehrheit der Muslime aus Marokko stammt, umgeben von Ländern, in denen die meisten aus der Türkei, aus dem Maghreb oder aus dem indischen Subkontinent stammen, so tun kann, als sei die Schreibart des qurʾān Standard, die (seit etwa 1983) im arabischen Osten maßgebend ist, DIE Schreibart sei.
Wie kann man übersehen, dass sich die Amiriyya-Ausgabe erst in dem Gewand der ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgaben durchsetzte, und weder in Indien, der Türkei noch in Indonesien benutzt wird? Auch in Westafrika, Iran und Zentralasien ist sie nicht maßgebend. Ein Fünftel der Muslime sind nicht DIE Muslime!
Schauen wir uns moderne Drucke (plus einer Handschrift) an.
Erst eine indische aus Johannesburg, dann eine indische aus Djakarta:
Die zwei Stellen von der türkischen Behörde:
Und als Dreingabe aus der Handschrift von Mehmet Şevki Efendi:
Vier aus Iran ‒ so viele, weil es hier keinen Landes-Standard gibt:
Kabul 1353/1934
und aus Libyen:
In all diesen modernen Druckausgaben ‒ was doppeltgemoppelt ist: Drucke gibt es erst in der Moderne ‒ hat das Wort drei Zähne: tāʾ, bāʾ, yāʾ; dass Türken yāʾ-Punkte darunter setzen, die anderen diese weglassen, ist sekundär.
Doch nun aus dem muṣḥaf zum 25. Thronjubiläum von Ḥasan II von Marokko:
Algerien
Aus der KFA:
Sowie der "moderne Druck" von Tom Milo, den es nur online gibt ‒ komische Vorstellung hat der verrückte Linguist von "print":
Es gibt also einen "asiatischen" Standard mit yāʾ für das /ā/ und einen "afrikanischen" ohne yāʾ an zwei der drei Stellen.
Übrigens gibt es in Arabien immer noch tafsīr-Ausgaben, bei denen der Kommentar um einen nach osmanischen Regeln geschriebenen muṣḥaf steht (hier also immer mit drittem Zahn). Bis in die 50ger Jahre in Ägypten, den 70gern in Syrien und noch nach 1980 im ʿIrāq, in Qaṭar und Saʿūdīa gab es osmanische Drucke, die nicht dem "Standard" des spinnerten genialen Gelehrten folgen.
Und das KFKombinat in Medina druckt für Asiaten eine Ausgabe, die diesen recht erscheint, sowohl rein arabisch wie mit Übersetzungen in den südasiatische Sprachen (inkl. Perisch):
Zig ProfessorInnen, die Druckausgaben für so unwichtig (und leicht zu verstehen) halten, dass sie sie nie studiert haben ‒ das scheinen außer mir nur A.A. Brockett und G-R Puin getan zu haben ‒, schreiben trotzdem darüber ‒ fast nur Unsinn.
Doch der Amsterdamer Professor hat zwei Gebiete ‒ Gewinn bringend ‒ studiert:
die Aussprache des hiǧāzischen Arabisch im 7. Jahrhundert und
die Schreibung in den frühen (!) Koranhandschriften.
Und siehe da: Die Handschriften-Datenbank von Corpus Coranicum bringt es an den Tag:
die Schreibung mit drei Zähnen (also yāʾ für /ā/) war normal.
Später taucht mit Schreibung mit alif auf:
(ich habe das hāʾ /hū/ aus der nächsten Zeile nach oben kopiert, Worte können in den frühen Mss. ohne Trennstrich auf zwei Zeilen verteilt sein.)
Der Linguist vermutet, dass der afrikanischer Standard auf einer Auslegung (!!!) des Buches von Abu Daʾūd Sulaimān Ibn Naǧāḥ beruht, der eben nicht die frühen (!!) Handschriften ausgewertet habe.
In der Tat hat der Herr etwas entdeckt,
entdeckt, dass die nordafrikanische Schreibung nicht der ʿuṭmānischen entspricht,
nur dass er damit nicht DEN Standard entkräftigt, sondern nur einen.
Zum Schluß noch eine Kritik an Milos Muṣḥaf Muscat, aus dem der Linguist 2:102 zeigt:
Milo macht es ganz anders als KFA und UT2.
Während die Modernen die Vokalzeichen genau über/unter "ihrem" Konsonanten setzen,
die Buchstaben immer von rechts nach links zu lesen sind,
steht bei Milo der zweite Buchstabe mīm an erster Stelle, "sein" fatḥa aber weiter links ‒ über einem Streckstrich (wie hässlich!);
der /ā/-Dolch steht vor dem yāʾ, das durch ihn zu Alif gewandelt wird ‒ und nicht hinter dem fatḥa, das durch es gelängt wird.
Übrigens steht der Wandel-Dolch auch in der KFA und bei UT falsch: Er ist ja kein Vokal, der nach einen Konsonanten steht, sondern wandelt das yāʾ in ein alif, müsste also über dem yāʾ stehen.
Der ästhetische Reaktionär hat zwar die Schriftregeln des Hof-Osmanischen verstanden, aber nicht die klaren, deutliche Schreibregeln der KFA.
Ein madda-Zeichen längt keinen Konsonanten (hier nūn) – das besorgt ein šadda -> es muss über dem Vokalbuchstaben (ḥarf al-madd) stehen. Vor 150 Jahren, als nur 1% der Gesamtbevölkerung las, war das okay; heute ist es schlicht falsch.
Über elf Jahre bin ich bei Twitter, habe aber nie gezwitschert, retweeted oder geliked. Doch da musste ich widersprechen. Er könne sagen "EARLY mss." und sollte zur Kenntnis nehmen, dass der Macher der KFA keine Handschriften studiert habe, sondern "nur" die andalusische Literatur über Handschriften, und deren Autoren hätten eher solche aus dem dritten Jahrhundert als aus dem ersten konsultiert. Außerdem solle er nicht so tun als sei "the Cairo edition" der Standard.
Daraufhin hat der genialische Linguist seien Tweet gelöscht und durch einen neuen ersetzt, zu dem mein Kommentar nicht mehr passte. Für mich ein Hinweis, dass man bei Twitter nicht ping-pongt. In einem neuen Tweet geht es um die Schreibung von iǧtabā-hu/ er wählte ihn (20:122, 68:50, 16:121).
Darin hat er "the Cairo edition" durch "the modern print editions" ersetzt, was einerseits ein semantischer Fortschritt ist (weil es über tausend "Cairo editions" gibt, denn "edition" is als "the entire number of copies of a book, newspaper, or other publication printed at one time from a single setting of type" definiert = Auflage), bringt aber nicht viel, weil er DIE gedruckten Ausgaben als STANDARD bezeichnet.
Es will mir nicht in den Kopf, wie ein Mensch, der in einem Land lebt, in die Mehrheit der Muslime aus Marokko stammt, umgeben von Ländern, in denen die meisten aus der Türkei, aus dem Maghreb oder aus dem indischen Subkontinent stammen, so tun kann, als sei die Schreibart des qurʾān Standard, die (seit etwa 1983) im arabischen Osten maßgebend ist, DIE Schreibart sei.
Wie kann man übersehen, dass sich die Amiriyya-Ausgabe erst in dem Gewand der ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgaben durchsetzte, und weder in Indien, der Türkei noch in Indonesien benutzt wird? Auch in Westafrika, Iran und Zentralasien ist sie nicht maßgebend. Ein Fünftel der Muslime sind nicht DIE Muslime!
Schauen wir uns moderne Drucke (plus einer Handschrift) an.
Erst eine indische aus Johannesburg, dann eine indische aus Djakarta:
Die zwei Stellen von der türkischen Behörde:
Und als Dreingabe aus der Handschrift von Mehmet Şevki Efendi:
Vier aus Iran ‒ so viele, weil es hier keinen Landes-Standard gibt:
Kabul 1353/1934
und aus Libyen:
In all diesen modernen Druckausgaben ‒ was doppeltgemoppelt ist: Drucke gibt es erst in der Moderne ‒ hat das Wort drei Zähne: tāʾ, bāʾ, yāʾ; dass Türken yāʾ-Punkte darunter setzen, die anderen diese weglassen, ist sekundär.
Doch nun aus dem muṣḥaf zum 25. Thronjubiläum von Ḥasan II von Marokko:
Algerien
Aus der KFA:
Sowie der "moderne Druck" von Tom Milo, den es nur online gibt ‒ komische Vorstellung hat der verrückte Linguist von "print":
Es gibt also einen "asiatischen" Standard mit yāʾ für das /ā/ und einen "afrikanischen" ohne yāʾ an zwei der drei Stellen.
Übrigens gibt es in Arabien immer noch tafsīr-Ausgaben, bei denen der Kommentar um einen nach osmanischen Regeln geschriebenen muṣḥaf steht (hier also immer mit drittem Zahn). Bis in die 50ger Jahre in Ägypten, den 70gern in Syrien und noch nach 1980 im ʿIrāq, in Qaṭar und Saʿūdīa gab es osmanische Drucke, die nicht dem "Standard" des spinnerten genialen Gelehrten folgen.
Und das KFKombinat in Medina druckt für Asiaten eine Ausgabe, die diesen recht erscheint, sowohl rein arabisch wie mit Übersetzungen in den südasiatische Sprachen (inkl. Perisch):
Zig ProfessorInnen, die Druckausgaben für so unwichtig (und leicht zu verstehen) halten, dass sie sie nie studiert haben ‒ das scheinen außer mir nur A.A. Brockett und G-R Puin getan zu haben ‒, schreiben trotzdem darüber ‒ fast nur Unsinn.
Doch der Amsterdamer Professor hat zwei Gebiete ‒ Gewinn bringend ‒ studiert:
die Aussprache des hiǧāzischen Arabisch im 7. Jahrhundert und
die Schreibung in den frühen (!) Koranhandschriften.
Und siehe da: Die Handschriften-Datenbank von Corpus Coranicum bringt es an den Tag:
die Schreibung mit drei Zähnen (also yāʾ für /ā/) war normal.
Später taucht mit Schreibung mit alif auf:
(ich habe das hāʾ /hū/ aus der nächsten Zeile nach oben kopiert, Worte können in den frühen Mss. ohne Trennstrich auf zwei Zeilen verteilt sein.)
Der Linguist vermutet, dass der afrikanischer Standard auf einer Auslegung (!!!) des Buches von Abu Daʾūd Sulaimān Ibn Naǧāḥ beruht, der eben nicht die frühen (!!) Handschriften ausgewertet habe.
In der Tat hat der Herr etwas entdeckt,
entdeckt, dass die nordafrikanische Schreibung nicht der ʿuṭmānischen entspricht,
nur dass er damit nicht DEN Standard entkräftigt, sondern nur einen.
Zum Schluß noch eine Kritik an Milos Muṣḥaf Muscat, aus dem der Linguist 2:102 zeigt:
Milo macht es ganz anders als KFA und UT2.
Während die Modernen die Vokalzeichen genau über/unter "ihrem" Konsonanten setzen,
die Buchstaben immer von rechts nach links zu lesen sind,
steht bei Milo der zweite Buchstabe mīm an erster Stelle, "sein" fatḥa aber weiter links ‒ über einem Streckstrich (wie hässlich!);
der /ā/-Dolch steht vor dem yāʾ, das durch ihn zu Alif gewandelt wird ‒ und nicht hinter dem fatḥa, das durch es gelängt wird.
Übrigens steht der Wandel-Dolch auch in der KFA und bei UT falsch: Er ist ja kein Vokal, der nach einen Konsonanten steht, sondern wandelt das yāʾ in ein alif, müsste also über dem yāʾ stehen.
Der ästhetische Reaktionär hat zwar die Schriftregeln des Hof-Osmanischen verstanden, aber nicht die klaren, deutliche Schreibregeln der KFA.
Ein madda-Zeichen längt keinen Konsonanten (hier nūn) – das besorgt ein šadda -> es muss über dem Vokalbuchstaben (ḥarf al-madd) stehen. Vor 150 Jahren, als nur 1% der Gesamtbevölkerung las, war das okay; heute ist es schlicht falsch.
Donnerstag, 16. Januar 2020
Vokalkürzung III
Es gibt keinen Korandruck, der alles richtig macht.
Nicht, dass ich mir ausgedacht hätte, was richtig ist.
Ich vergleiche nur die verschiedenen Traditionen.
Und da fehlt immer was, was andere haben.
Perser und Türken vernachlässigen die Assimilation,
Marokkaner und Saudis die Vokalkürzung ‒ etwa vor Doppelkonsonanz.
Leider folgen ihnen darin heute die Türken, obwohl es Osmanen richtig gemacht haben.
Ich habe den 99. und den 102. muṣḥaf verglichen, die Hāfiẓ ʿUṯmān QayšZade Nūrī (HOQz) geschrieben hat.
Am Ende von al-Baqara 160 stieß ich auf ană t-tauwābu r-raḥīm
Inder und Araber notieren das Ignorieren von Alif vor Doppelkonsonanz grundsätzlich nicht.
Wie man sieht, macht es HOQz beide Mal ‒
wie auch Muḥ Amīn Rušdī in der Zeile darunter ‒.
und das iranische Merkaz Ṭabʿo Našr in der Zeile plus ar-raḥmīn darunter.
In türkischen Drucken steht /ʾanā/ unkorrigiert (= ohne "kürze!"),
doch der tecvid-Druck (die Zeile in der Mitte mit qaṣr unter dem wau) hat das stumme/graue Alif.
Auch das iranische Zentrum (darüber) hat es stumm/rot.
Dar al-Maʿrifa, Edition Nous-Mêmes und indische Verlage ignorieren es,
indonesische berücksichtigen es.
In Vokalkürzung II hatte ich geschrieben, dass im Gizeh-Koran (und heute in ganz Arabien) zwischen ā und ă unterschieden werde.
Das stimmt aber nur für alif maqṣūra, nicht für alif mamdūda.
In "Kein Standard" schreibe ich, die Schwierigkeit bestünde darin,
dass man dem Text
den Sinn, die grammatikalische Bezüge,
den Klang und auch noch
die frühste graphische Gestalt
entnehmen können wolle.
Der Klang ist aber nicht fix, weil die Pausen nicht FESTliegen.
Die frühste Gestalt ist noch unerforscht.
Sicher ist aber schon,
dass es nicht das "ʿuṯmānische Buchstabengerüst",
das ad-Dānī & Co. beschreiben, ist,
auch dass es nicht absolut frei von diakritischen Strichen (entspricht heutigen Punkten) war.
Nicht, dass ich mir ausgedacht hätte, was richtig ist.
Ich vergleiche nur die verschiedenen Traditionen.
Und da fehlt immer was, was andere haben.
Perser und Türken vernachlässigen die Assimilation,
Marokkaner und Saudis die Vokalkürzung ‒ etwa vor Doppelkonsonanz.
Leider folgen ihnen darin heute die Türken, obwohl es Osmanen richtig gemacht haben.
Ich habe den 99. und den 102. muṣḥaf verglichen, die Hāfiẓ ʿUṯmān QayšZade Nūrī (HOQz) geschrieben hat.
Am Ende von al-Baqara 160 stieß ich auf ană t-tauwābu r-raḥīm
Inder und Araber notieren das Ignorieren von Alif vor Doppelkonsonanz grundsätzlich nicht.
Wie man sieht, macht es HOQz beide Mal ‒
wie auch Muḥ Amīn Rušdī in der Zeile darunter ‒.
und das iranische Merkaz Ṭabʿo Našr in der Zeile plus ar-raḥmīn darunter.
In türkischen Drucken steht /ʾanā/ unkorrigiert (= ohne "kürze!"),
doch der tecvid-Druck (die Zeile in der Mitte mit qaṣr unter dem wau) hat das stumme/graue Alif.
Auch das iranische Zentrum (darüber) hat es stumm/rot.
Dar al-Maʿrifa, Edition Nous-Mêmes und indische Verlage ignorieren es,
indonesische berücksichtigen es.
In Vokalkürzung II hatte ich geschrieben, dass im Gizeh-Koran (und heute in ganz Arabien) zwischen ā und ă unterschieden werde.
Das stimmt aber nur für alif maqṣūra, nicht für alif mamdūda.
In "Kein Standard" schreibe ich, die Schwierigkeit bestünde darin,
dass man dem Text
den Sinn, die grammatikalische Bezüge,
den Klang und auch noch
die frühste graphische Gestalt
entnehmen können wolle.
Der Klang ist aber nicht fix, weil die Pausen nicht FESTliegen.
Die frühste Gestalt ist noch unerforscht.
Sicher ist aber schon,
dass es nicht das "ʿuṯmānische Buchstabengerüst",
das ad-Dānī & Co. beschreiben, ist,
auch dass es nicht absolut frei von diakritischen Strichen (entspricht heutigen Punkten) war.
Samstag, 11. Januar 2020
Indien ist kein Land,
... sondern ein Subkontinent
in Bengalen sieht es ein wenig anders aus
als im Punjab
in Nordindien
anders als in Südindien
und wieder anders in Bombay
(was in Indonesien immer noch nachgedruckt wird)
Man achte auch auf das kleine nūn vor ʿain, weil tanwīn nicht assimiliert wird.
Und hier ist ein Druck aus Tamil Nadu,
der -- außer bei den Surtentitel und der Basmala ‒
einen modernen Druck der Taj Company benutzt,
der in China, Indien und Indonesien (neben dem alten Bombaydruck, neben Bahriye, vor ʿUṯmān Ṭaha) populär war:
Ali Akbar hat die Aufnahmen in einer südindischen Moschee in Singapore gemacht.
wie diese von einem südostasiatischen Nachdruck einer Taj-Company-Ausgabe:
Und noch ein bengalischer: Here more from Bombay. siehe auch und und und und und und kurz danach
in Bengalen sieht es ein wenig anders aus
als im Punjab
in Nordindien
anders als in Südindien
und wieder anders in Bombay
(was in Indonesien immer noch nachgedruckt wird)
Man achte auch auf das kleine nūn vor ʿain, weil tanwīn nicht assimiliert wird.
Und hier ist ein Druck aus Tamil Nadu,
der -- außer bei den Surtentitel und der Basmala ‒
einen modernen Druck der Taj Company benutzt,
der in China, Indien und Indonesien (neben dem alten Bombaydruck, neben Bahriye, vor ʿUṯmān Ṭaha) populär war:
Ali Akbar hat die Aufnahmen in einer südindischen Moschee in Singapore gemacht.
wie diese von einem südostasiatischen Nachdruck einer Taj-Company-Ausgabe:
Und noch ein bengalischer: Here more from Bombay. siehe auch und und und und und und kurz danach
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