rechts die erste "normale" Seite von M.A.ar-Rušdī, links von Ḥasan Riḍā: Beachtenswert: ‒ in Zeilen 3,5,6,7,9: Wortgrenze zwischen Alifs ‒ in Zeile 2: vor (10) das hochgestellte yāʾ, welches Zehn bedeutet ‒ einige untergesetzte Ihmal-Zeichen, die sagen: kein Punkt ‒ genau wie bei Rušdi gibt es vor ḥurūf sākina   waṣl-Zeichen auf führendem Alif, sonst nicht. ( waṣl-Zeichen steht vor ḥarf sākin, also vor einem Buchstaben mit sukûn oder vor weg-assimiliertem lām vor Buchstaben mit šadda; das waṣl-Zeichen ist überflüssig; heute (im Standard der türkischen Republik) wird es weggelassen.) ‒ Das /fī/ in Zeile drei besteht nur aus Fehlern: Was machen die Punkte beim End-yāʾ? Was macht das Langvokalzeichen vor Doppelkonsonanz? Und wieso steht das (Lang-)kasra über dem yāʾ statt darunter? ‒ Ist aber üblich so. ‒ in den Zeile 1,3 und 7 gibt es ǧazm-Zeichen über ḥurûf al-madd. — dass man den Bezug zwischen ǧazm-Zeichen über dem ḥarf al-madd der ersten Zeile besser sieht, habe ich die Zeichen so platziert, wie sie nach "modernem" Verständnis sitzen müssen.
Montag, 27. Mai 2019
osmanische Drucke I
Eines der anregendsten Bücher zum Urkoran, Urislam stammt von einem Forscher, der davor für ganz Anderes bekannt war, dem Berner Berliner Reinhard Schulze:
Der Koran und die Genealogie des Islam
Trotzdem habe ich gerade eine Fußnote zu frühen Drucken geändert. Ich hatte mich darin auf Schulze und Bobzin (der sich auf Chauvin verlässt) verlassen. Da Schulze mündlich mitteilte,
die frühen persischen, bengalischen und osmanischen Drucke, die er erwähnt hatte, in der Uni-Bibliothek zu Bonn eingesehen zu haben, der Bibliothekskatalog aber keines der drei Exemplare kennt, und sich
die Experten einig sind, dass es in Konstantinopel vor 1873 keine ‒ legalen ‒ Drucke gab, habe ich "seine" drei Drucke rausgeworfen.
Bevor ich zu den ersten Drucken in Konstantinopel komme,
von Google via Wikipedia zur Verfügung gestellte Anfangsseiten eines osmanischen Korans ‒ in Nastaʿlīq.
Wenn seitenlang über einen muṣḥaf geschrieben wird, wie es Michael W. Albin im Artikel "Printing of the Quran" der Encyclopedia of the Qur'an über den angeblich ersten im osmanischen Reich, nämlich in der ägyptischen Provinz desselben, gedruckten macht, um am Schluss anzudeuten, dass es ihn gar nicht gab, dann bin ich ent-zückt.
Deshalb gleich zu Beginn: die beiden ersten offiziellen osmanischen Lithographien habe ich nicht gesehen, will sagen: im Netz kein Bild davon gefunden,
dass es sie vielleicht ‒ trotz der reichlich Literatur darüber ‒ nie gab:
Der erste soll von Aristide Fanton 1871/2 in London auf der Grundlage eines muṣḥaf von Hafiz Osman dem Älteren, den Natıq Kemal besorgt haben soll, hergestellt worden sein.
Der zweite ‒ erste IN Konstantinopel mit dem Segen des Staates ‒ gedruckte soll die Kopie eines von Şekerzade Mehmed Efendi (d. 1166/1753)
IN Medina geschriebenen sein. Heute gibt es einen Reprint, ob von der Handschrift oder vom 1291/1875er Druck bleibt unklar.
((Nachtrag: M. Brett WILSON hat mir Bilder aus beiden Drucken zur Verfügung gestelle, dazu ein neuer Post.))
Sicher gibt es seit 1873 eine Flut von Drucken, meist von Hafiz Osman dem Jüngeren oder von Muṣṭafā Naẓīf geschrieben.
Manche in Moschen-Größe, manche auf schönem Papier mit Goldrahmen.
Solche wurden an Moscheen, Schreine, Stiftungen und Staatsmänner verschenkt.
Andere kleiner, billiger. Sie wurden nicht nur von Kalligraphen zum Kopieren,
von Gelehrten zum Studieren, sondern auch von Handwerkern, Kaufleuten
und Gesellschaftsdamen gekauft und in großer Zahl Schulen zur Verfügung gestellt.
Sie wurden in Kairo eher selten (meist mit Tafsir), in Syrien immer wieder (bis 1960) gedruckt.
Zumindest bis zu dem Krieg, den islamistisch-militante arabische Staaten gegen die syrische Regierung anzettelten, wurden in Aleppo "osmanische" Korantexte gedruckt.
und bis 1990 im ʿIrāq zwei verschiedene von staatlichen Stellen gedruckt. In der Türkei sind sie schon lange (seit siebzig Jahren ????)
meist (oder immer?) an den Standard der Religionsbehörde angepasst.
Doch selbst 1956 erschien in Kairo der 522seitige von Muṣṭafa Naẓīf ganz original (bis auf Versziffern statt Versendemarkierungen).
In Kein Standard gehe ich auf den ʿirāqischen Staatsdruck ein (666+ Seiten
mit 13 Zeilen): 1370/1951 war der Erstdruck in der Maṭbaʿat Mudīriyyat al-Masāḥa al-ʿAmma,
1386/1966 für den Irāq von Lohse, Frankfurt, 1398/1978 im Gebetbuchformat mit Reißverschluss
für die suʿudischen Regierung in Westdeutschland, 1400/1979 in Qaṭar,
1401/1981 für Ṣaddām neu herausgegeben.
Die Vorlage war 1236 von Muḥammad ʾAmīn ar-Rušdī geschrieben worden und 1278 von
der Valide von ʿAbd al-ʿAzīz
dem Schrein Junaids in Baghdād geschenkt worden, heute in der Bibliothek des Grabes des Imām al-ʾAʿẓām ʾAbū Ḥanīfa aufbewahrt.
In ähnlicher Aufmachung gab es Drucke von Ḥafiz ʿUṯmān und Ḥasan Riḍā.
rechts die Titelseite der Ausgabe Muḥ A. ar-Rušdī, in der Mitte die von Ḥasan Riḍā, links die Herausgeberschaft ‒ Heute gibt es im ʿIrāq zwei Behörden: Dīwān al-waqf as-sunnī und ... aš-šiʿī; beide geben maṣāḥif auf 604 Seiten heraus; die Sunniten übernehmen für den Text Vektorgraphiken aus Medina (UT1), die Schi'iten haben den ʿirāqischen Kalligraphen Hādī ad-Darāǧī schreiben lassen.
(Später werde ich noch einen Tehraner Druck vorstellen.)
rechts die erste "normale" Seite von M.A.ar-Rušdī, links von Ḥasan Riḍā: Beachtenswert: ‒ in Zeilen 3,5,6,7,9: Wortgrenze zwischen Alifs ‒ in Zeile 2: vor (10) das hochgestellte yāʾ, welches Zehn bedeutet ‒ einige untergesetzte Ihmal-Zeichen, die sagen: kein Punkt ‒ genau wie bei Rušdi gibt es vor ḥurūf sākina   waṣl-Zeichen auf führendem Alif, sonst nicht. ( waṣl-Zeichen steht vor ḥarf sākin, also vor einem Buchstaben mit sukûn oder vor weg-assimiliertem lām vor Buchstaben mit šadda; das waṣl-Zeichen ist überflüssig; heute (im Standard der türkischen Republik) wird es weggelassen.) ‒ Das /fī/ in Zeile drei besteht nur aus Fehlern: Was machen die Punkte beim End-yāʾ? Was macht das Langvokalzeichen vor Doppelkonsonanz? Und wieso steht das (Lang-)kasra über dem yāʾ statt darunter? ‒ Ist aber üblich so. ‒ in den Zeile 1,3 und 7 gibt es ǧazm-Zeichen über ḥurûf al-madd. — dass man den Bezug zwischen ǧazm-Zeichen über dem ḥarf al-madd der ersten Zeile besser sieht, habe ich die Zeichen so platziert, wie sie nach "modernem" Verständnis sitzen müssen.
rechts die erste "normale" Seite von M.A.ar-Rušdī, links von Ḥasan Riḍā: Beachtenswert: ‒ in Zeilen 3,5,6,7,9: Wortgrenze zwischen Alifs ‒ in Zeile 2: vor (10) das hochgestellte yāʾ, welches Zehn bedeutet ‒ einige untergesetzte Ihmal-Zeichen, die sagen: kein Punkt ‒ genau wie bei Rušdi gibt es vor ḥurūf sākina   waṣl-Zeichen auf führendem Alif, sonst nicht. ( waṣl-Zeichen steht vor ḥarf sākin, also vor einem Buchstaben mit sukûn oder vor weg-assimiliertem lām vor Buchstaben mit šadda; das waṣl-Zeichen ist überflüssig; heute (im Standard der türkischen Republik) wird es weggelassen.) ‒ Das /fī/ in Zeile drei besteht nur aus Fehlern: Was machen die Punkte beim End-yāʾ? Was macht das Langvokalzeichen vor Doppelkonsonanz? Und wieso steht das (Lang-)kasra über dem yāʾ statt darunter? ‒ Ist aber üblich so. ‒ in den Zeile 1,3 und 7 gibt es ǧazm-Zeichen über ḥurûf al-madd. — dass man den Bezug zwischen ǧazm-Zeichen über dem ḥarf al-madd der ersten Zeile besser sieht, habe ich die Zeichen so platziert, wie sie nach "modernem" Verständnis sitzen müssen.
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