Muḥammad Saʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād (1919-2011) dürfte Ägytens wichtigster Schreiber von maṣāḥif sein. Ich habe behauptet, dass er den 1944er für den Verleger Aḥmad aš-Šamarlī geschrieben habe. Wahrscheinlicher ist, dass Šamarli von 1944 bis 1974 den 522seitigen von Muṣṭafā Naẓīf Kadırğalı (MNQ)
(1262/1846---29.3.1331/ 8.3.1913) drucken ließ, erst seit 1975 die zeilenidentische Ausgabe von Muḥammad Saʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād (SIH).
Er soll sechs geschrieben haben:
‒ Makka: Maktabat al-Iqtisād
‒ Makka: al-Maṭbaʿa al-Waṭaniya
‒ Kairo: aš-Šamarlī 1975 522 Seiten Qur'antext
‒ Bairut: Dār al-Andalus 1392/1972
‒ Kairo: ʿAbd ar-Raḥmān Muḥammad riwāyat Warš, maġrebinischer Schreibstil
‒ Kuwait: Auqāf-Ministerium 1394/1974 604 Seiten Qur'antext
NACHTRAG 2025
‒ Kairo: aš-Šamarlī 2025 604 Seiten Qur'antext
Samstag, 5. Juni 2021
Montag, 31. Mai 2021
frühe Drucke aus dem Königreich
Heute zeige ich Seiten aus frühen Drucken aus Suʿūdia ‒ ganz ohne eigene Gedanken, nur zur Information.
Just some infos on early prints from Suʿūdia ‒ without personal thoughts, nor ideas.
Mekka 1369/1950
geschrieben von /calligraphed by ʿAbd al-Qādir Muḥammad Ṭāhir ibn ʿAbd al-Qādir al-Kurdī al-Makkī (1903‒3.10.1980)
604 berkenar Seiten + 17 Seiten
unter der Gesamtleitung des damaligen Chef-Lesers von Ägypten ʿAlī b. Muḥammad b. Ḥasan b. Ibrāhīm al-Maṣrī aḍ-Ḍabbāʿ gest. 1380/1961, der drei,vier wichtige Werke zu Qurʾān-Lesung und Schreibung herausgegeben hat und über zehn dazu verfasst hat. In der 1940ern und 50ern baten viele Herausgeber ihn, die Richtigkeit ihrer maṣāḥif zu bestätigen.
supervised by the Chief Recitor of Egypt, ʿAlī b. Muḥammad b. Ḥasan b. Ibrāhīm al-Maṣrī aḍ-Ḍabbāʿ d. 1380/1961, who editied a couple of collections on How to Recite the Qurʾān and How to Write a muṣḥaf, and written more than ten books on these subjects. In the 1940s and '50s is was often asked to confirm the corrected of prints ‒ a task that later was taken over by a special department of al-Azhar.
Später ohne Jahresangabe in Mekka nachgedruckt (wohl ‒ trotz unterschiedlicher Namen ‒ in der gleichen Druckerei) Now a page with saǧada at the margin and a black and white reproductin of the most common muṣḥaf by Muṣṭafa Naẓīf on 604 pages (which has red and gold -- not from Suʿdiyya, just to show that there are different berkenar editions by MNQ -- berkenar,/ein Rand nennen es die Türken, maḫtūm/versiegelt die Araber, wenn jede Seite unten links mit einem Versende unten links endet) (Der Rahmen war nicht in allen Ausgaben gleich.)
1956 wurde in Bombay ein muṣḥaf mit turkestanischer Übersetzung von Maḥmūd aṭ-Ṭārizī al-Madanī veröffentlicht unter Bezug auf König ʿabd al-ʿaziz, mit einem Vorwort von Šaiḫ Ibn Yamīn und finanziert von der usbekischen Familie Nūr ad-Dīn aus aṭ-Ṭāʾif.
Diese Ausgabe wurde 1395/1975 in Madina und 1400/1980 in Jeddah nachgedruckt ‒ sowie später in Indien; Pakistan, Qatar und in Uzebekistan.
Später wurde der von Muḥammad Saʿd Ibrahīm al-Ḥaddād (28.1.1919-14.1.2011) geschriebene muṣḥaf, der ständig in Ägypten gedruckt wurde, auch im Königreich verlegt:
Wenigstens 1398/1978 und 1401/1981 ließ die suʿūdische Regierung den 1951 in Baghdād geschaffenen ʿirāqischen Staatskoran mit eigener Titelseite und Rahmen nachdrucken, beide Mal in Westdeutschland – das erste Mal in großem Format, das zweite Mal als Taschenbuch im Lederetui mit Reißverschluß. 1236/
1821 hatte Muḥammad ʾAmīn ar-Rušdī in Istanbul einen 666-seitigen muṣḥaf mit 13 Zeilen je Seite geschrieben, den die Valide von ʿAbd al-ʿAzīz 1278 dem Schrein Junaids in Baghdād schenkte. Heute wird er in der Bibliothek des Grabes von Abu Ḥanīfa aufbewahrt.
1370/1951 wurde für den ʿirāqischen Staat von Hāšim Muḥammad al-Ḫaṭṭāt al-Baġdādī nach Anweisungen von Naǧmaddīn al-Wāʿiẓ eine Druckvorlage erstellt. Die Surentitelboxen wurden neu geschrieben, alle Verse bekamen Endnummern, die 1924er Pausenzeichen übernommen, Lese- und Schreibanweisungen, sowie ع für rukuʿāt blieben erhalten, auch blieben im ʿIrāq und 1400/1979 für Qaṭar die osmanische (asiatische) Einteilung in aǧzāʾ zu je vier aḥzāb; in den suʿūdische Drucken wird afrikanisch in zwei aḥzāb je ǧuz gegliedert, die weiter eingeteilt werden. Da ich das Original nie gesehen habe ‒ wer von Bildern weiß, möge das melden ‒, vermute ich lediglich, dass ihmāl-Zeichen und nicht-kufische Zählzeichen getilgt wurden.
Meist, aber nicht immer wurden nackte Anfangsalifs mit waṣl-Zeichen versehen, so dass unter manchem Alif "waṣl" darunter und ein waṣl-Zeichen darüber steht.
Nach jedem zehnten Vers schwebt yāʾ (für zehn) obwohl jetzt hinter jedem Vers die kufische Zahl steht – was bei den originalen zahlenlosen Verstrennern sinnvoll war, ist jetzt komisch (in Surat al-Baqara ist ein altes Zehner-Vers-Ende anders als das neue "ägyptisch-kufische"). Bemerkenswert ist auch die Notiz "bi-yāʾ wāhida" unter riyyīn in 5:111. Während Osm yāʾ + šadda + gedrehtes kasra + yāʾ setzt, hat Rušdī und heutige türkischen maṣāḥif nur ein yāʾ (und Q24 ein yāʾ plus einem kleinen schwebenden). Brockett sah in Edinburgh ein türkisches Manuskript von 1800 ein, wo unter 41:47 bi-ʾaidin bi-yāʾain steht. Schreibanweisungen waren also nicht ungewöhnlich (in dem gleichen Ms. steht 43:3 unter einem Grundlinienhamza "bi-ġair alif").
1386/1966 ließ der Irāq bei Lohse in Frankfurt einen prächtigen Druck anfertigen. 1401/1981 gab es einen für Ṣaddām Ḥusain. Da sich die suʿūdischen Drucke nur durch die Rahmen unterscheiden und ich Bilder vom Lohse-Druck parat habe, hier ein Bild daraus: In den 1980ern wurde in Damascus ein ʿUṯmān Ṭaha muṣḥaf für die WAMY (Riaḍ/Riyadh) gedruckt ‒ inklusive der fünf Fehlerchen, die ʿUṯmān Ṭaha beim Abschreiben der Zweiten Auflage der KFA unterlaufen sind:
geschrieben von /calligraphed by ʿAbd al-Qādir Muḥammad Ṭāhir ibn ʿAbd al-Qādir al-Kurdī al-Makkī (1903‒3.10.1980)
604 berkenar Seiten + 17 Seiten
unter der Gesamtleitung des damaligen Chef-Lesers von Ägypten ʿAlī b. Muḥammad b. Ḥasan b. Ibrāhīm al-Maṣrī aḍ-Ḍabbāʿ gest. 1380/1961, der drei,vier wichtige Werke zu Qurʾān-Lesung und Schreibung herausgegeben hat und über zehn dazu verfasst hat. In der 1940ern und 50ern baten viele Herausgeber ihn, die Richtigkeit ihrer maṣāḥif zu bestätigen.
supervised by the Chief Recitor of Egypt, ʿAlī b. Muḥammad b. Ḥasan b. Ibrāhīm al-Maṣrī aḍ-Ḍabbāʿ d. 1380/1961, who editied a couple of collections on How to Recite the Qurʾān and How to Write a muṣḥaf, and written more than ten books on these subjects. In the 1940s and '50s is was often asked to confirm the corrected of prints ‒ a task that later was taken over by a special department of al-Azhar.
Später ohne Jahresangabe in Mekka nachgedruckt (wohl ‒ trotz unterschiedlicher Namen ‒ in der gleichen Druckerei) Now a page with saǧada at the margin and a black and white reproductin of the most common muṣḥaf by Muṣṭafa Naẓīf on 604 pages (which has red and gold -- not from Suʿdiyya, just to show that there are different berkenar editions by MNQ -- berkenar,/ein Rand nennen es die Türken, maḫtūm/versiegelt die Araber, wenn jede Seite unten links mit einem Versende unten links endet) (Der Rahmen war nicht in allen Ausgaben gleich.)
1956 wurde in Bombay ein muṣḥaf mit turkestanischer Übersetzung von Maḥmūd aṭ-Ṭārizī al-Madanī veröffentlicht unter Bezug auf König ʿabd al-ʿaziz, mit einem Vorwort von Šaiḫ Ibn Yamīn und finanziert von der usbekischen Familie Nūr ad-Dīn aus aṭ-Ṭāʾif.
Diese Ausgabe wurde 1395/1975 in Madina und 1400/1980 in Jeddah nachgedruckt ‒ sowie später in Indien; Pakistan, Qatar und in Uzebekistan.
Später wurde der von Muḥammad Saʿd Ibrahīm al-Ḥaddād (28.1.1919-14.1.2011) geschriebene muṣḥaf, der ständig in Ägypten gedruckt wurde, auch im Königreich verlegt:
Wenigstens 1398/1978 und 1401/1981 ließ die suʿūdische Regierung den 1951 in Baghdād geschaffenen ʿirāqischen Staatskoran mit eigener Titelseite und Rahmen nachdrucken, beide Mal in Westdeutschland – das erste Mal in großem Format, das zweite Mal als Taschenbuch im Lederetui mit Reißverschluß. 1236/
1821 hatte Muḥammad ʾAmīn ar-Rušdī in Istanbul einen 666-seitigen muṣḥaf mit 13 Zeilen je Seite geschrieben, den die Valide von ʿAbd al-ʿAzīz 1278 dem Schrein Junaids in Baghdād schenkte. Heute wird er in der Bibliothek des Grabes von Abu Ḥanīfa aufbewahrt.
1370/1951 wurde für den ʿirāqischen Staat von Hāšim Muḥammad al-Ḫaṭṭāt al-Baġdādī nach Anweisungen von Naǧmaddīn al-Wāʿiẓ eine Druckvorlage erstellt. Die Surentitelboxen wurden neu geschrieben, alle Verse bekamen Endnummern, die 1924er Pausenzeichen übernommen, Lese- und Schreibanweisungen, sowie ع für rukuʿāt blieben erhalten, auch blieben im ʿIrāq und 1400/1979 für Qaṭar die osmanische (asiatische) Einteilung in aǧzāʾ zu je vier aḥzāb; in den suʿūdische Drucken wird afrikanisch in zwei aḥzāb je ǧuz gegliedert, die weiter eingeteilt werden. Da ich das Original nie gesehen habe ‒ wer von Bildern weiß, möge das melden ‒, vermute ich lediglich, dass ihmāl-Zeichen und nicht-kufische Zählzeichen getilgt wurden.
Meist, aber nicht immer wurden nackte Anfangsalifs mit waṣl-Zeichen versehen, so dass unter manchem Alif "waṣl" darunter und ein waṣl-Zeichen darüber steht.
Nach jedem zehnten Vers schwebt yāʾ (für zehn) obwohl jetzt hinter jedem Vers die kufische Zahl steht – was bei den originalen zahlenlosen Verstrennern sinnvoll war, ist jetzt komisch (in Surat al-Baqara ist ein altes Zehner-Vers-Ende anders als das neue "ägyptisch-kufische"). Bemerkenswert ist auch die Notiz "bi-yāʾ wāhida" unter riyyīn in 5:111. Während Osm yāʾ + šadda + gedrehtes kasra + yāʾ setzt, hat Rušdī und heutige türkischen maṣāḥif nur ein yāʾ (und Q24 ein yāʾ plus einem kleinen schwebenden). Brockett sah in Edinburgh ein türkisches Manuskript von 1800 ein, wo unter 41:47 bi-ʾaidin bi-yāʾain steht. Schreibanweisungen waren also nicht ungewöhnlich (in dem gleichen Ms. steht 43:3 unter einem Grundlinienhamza "bi-ġair alif").1386/1966 ließ der Irāq bei Lohse in Frankfurt einen prächtigen Druck anfertigen. 1401/1981 gab es einen für Ṣaddām Ḥusain. Da sich die suʿūdischen Drucke nur durch die Rahmen unterscheiden und ich Bilder vom Lohse-Druck parat habe, hier ein Bild daraus: In den 1980ern wurde in Damascus ein ʿUṯmān Ṭaha muṣḥaf für die WAMY (Riaḍ/Riyadh) gedruckt ‒ inklusive der fünf Fehlerchen, die ʿUṯmān Ṭaha beim Abschreiben der Zweiten Auflage der KFA unterlaufen sind:
Freitag, 23. April 2021
les savants d’al-Azhar
Wie Bobzin sich mit dem Koran auskennt, und doch nicht mit dem 1924er Gizeh-Druck,
so kennt sich Franҫois Deroche mit frühen Handschriften aus, aber nicht mit der
König-Fuʾād-Ausgabe.
In seiner Antrittsvorlesung am Collège de France sprach er von »les savants d’al-Azhar [qui] mirent au point l’édition qui, à partir de 1923, s’est peu à peu imposée tant aux communautés musulmanes qu’à ceux qui étudient le Coran selon une approche scientifique«.
Es ist nicht nur falsch, dass diese Ausgabe sich in DEN muslimischen Gemeinden durchgesetzt habe ‒ in Wahrheit setzte sich ihre Rechtschreibung (in leicht modifizierter Form) erst durch, nachdem ʿUṯmān Ṭaha eine Fassung auf 604 Seiten handgeschrieben hatte, und vor allem: NUR bei Arabern und Salafisten, sowie in Malaysia.
Es ist nicht nur falsch, dass sie seit 1923 existiere. Es war wohl erst 1925 fertig gebunden.
Vor allem aber hat die Ausgabe mit der Azhar so gut wie nichts zu tun. Der Text des Qurʾān und der des Nachwortes, den nachgestellten Informationen, stammt vom Chefrezitator Ägyptens, nicht von Gelehrten (savants) der Azhar.
NB: Im Azhar-Muṣḥaf von 1976 wird "Azhar" nicht erwähnt, die Informationen nach dem qurʾānischen Text sind von ʿAbd al-Ḥalīm Maḥmūd, von 1973 bis zu seinem Tod 1978 Šaiḫ al-Azhar, unterzeichnet ‒ seine Funktion wird als bekannt vorausgesetzt.
Viele glauben, dass es "schon immer" die Azhar-Seite mit Gebührenmarken und Unterschriften gab, die den Druck von maṣāḥif in Ägypten erlaubt hätten. Es gab aber Drucke ganz ohne Autoritäten-Verweis oder einem auf das Innenministerium, oder auf den Chefrezitator (mit oder ohne Hinweis auf seine Funktion). 1376/1956 steht auf dem Muṣḥaf aš-Šamarlī: "Gedruckt mit Genehmigung des Innenministerium, dem Šaiḫtum der Leser Ägyptens, und dem Šaiḫtum der Azhar ..."
1384/1964 wird nur auf die Azhar verwiesen, u.a. auf dem stellvertretenden Ober-Šaiḫ Maḥmūd Ḫalīl al-Ḥuṣarī.
Das Gesetz 103 von 1961 hatte "die Abteilung für Forschung und Verbreitung" in der Azhar zuständig gemacht.
Seit 1985 überwacht die Azhar-Gruppe Islamische Forschung Koran-Veröffentlichungen.
Bestätigt im Gesetz Nr. 57 am 26.10.1998.
2005 zeichnet wieder ‒ wie 1924 ‒ der Chef-Leser Ägyptens (damals Dr. Aḥmad ʿIṣā al-Maʿṣrāwī), doch jetzt als Organ der Azhar.
Nachtrag:
Auch Marco Schöller ("Koran" in C.H.Becks Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur) und Stefan Wild ("Basmala" in Routledges Encyclopedia of Islamic Civilisation and Religion) faseln vom Azhar-Koran. Das scheint zum guten Ton zu gehören.
Auch François Déroche, Le Coran, une histoire plurielle. Essai sur la formation du texte coranique. Seuil, coll. « Les livres du nouveau monde », 304 p., 23 € zeugt von einem Grundproblem, dem ich auf der
Spur bin: von Experten, die über den Tellerrand hinaus schreiben ‒ nicht schauen (das ist ja nötig),
sondern auch über Dinge schreiben, von denen sie nichts verstehen, wo sie also nachplappern,
oft Sachen, die sie gerade erst gelesen haben.
Wenn er über Pergament, Heft/ qahier/ quire, Schreibstile/ Duktūs schreibt, ist er in seinem Element.
Wenn er z.B. Asma Hilalis Bemerkungen über den Sanaa Palimpsest abkanzelt, weiß er, wovon er schreibt.
Doch sind seine Nebenher-Bemerkungen über Gizeh1924 schlicht falsch und seine Ausführungen über "Korane" bei der Vermarktung des Buches unnötig spektakulär, bewusst missverständlich.
Es gibt keine «Lesart» Ḥafṣ, sondern nur seine «Überlieferung» der Lesart ʿĀṣim.
Seine Überlieferung ist schon seit 400 Jahren in Ägypten und ganz Asien dominant. Dass sie durch Gizeh1924 verbreitet worden sei, ist dummes ‒ zumindest komplett unbelegtes ‒ Geschwätz.
Es ist auch nicht so, dass die anderen Überlieferungen nach 1923 (endlich) in Vergessenheit geraten seien. Vielmehr haben Ton-Aufnahmen, Drucke, CDs, Fernsehsendugen und Apps die anderen Überlieferungen so stark ins Bewusstsein der einfachen Gläubigen gebracht, wie sie es lange nicht gewesen waren.
Beim letzten Punkt geht es nicht um falsch <-> richtig, sondern um (un)geschickt gewählt. Zumindest bei der Vermarktung des Buches klingt Deroche so, als habe es mehrere Korane gegeben. Schließlich sei es doch etwas ganz anderes, ob « le très puissant et le très savant » (‘azîz + hakîm) gesagt würde oder « le très audiant et l'omniscient » (samî’ + ‘alîm).
Ich habe mal geschrieben, dass es Mikro-Unterschiede gebe, Unterschiede auf Wort-Ebene, kaum je auf Satz-Ebene, nie auf Abschnitt-Ebene.
Aber der "Sehr-Gelehrte" und der "All-Wissende" ist doch nicht das Gleiche.
Sorry, es GEHT ÜBERHAUPT NICHT um das konkrete Ausgedrückte, es handelt sich AN DER STELLE um eine Formel, die den Abschnitt abschließt, eine Formal die immer heißt: "Gott ist x und y", so wie ehrwürdige Jungfrau, lobwürdige Jungfrau, mächtige Jungfrau, gütige Jungfrau, getreue Jungfrau für Maria AUSTAUSCHBAR sind.
Gewiss, Deroche weiß das, er ist im Buch auch vorsichtig genug, aber ich rieche Sensationslust, die sich wenig um die Empfindlichkeiten von Muslimen kümmert.
In seiner Antrittsvorlesung am Collège de France sprach er von »les savants d’al-Azhar [qui] mirent au point l’édition qui, à partir de 1923, s’est peu à peu imposée tant aux communautés musulmanes qu’à ceux qui étudient le Coran selon une approche scientifique«.
Es ist nicht nur falsch, dass diese Ausgabe sich in DEN muslimischen Gemeinden durchgesetzt habe ‒ in Wahrheit setzte sich ihre Rechtschreibung (in leicht modifizierter Form) erst durch, nachdem ʿUṯmān Ṭaha eine Fassung auf 604 Seiten handgeschrieben hatte, und vor allem: NUR bei Arabern und Salafisten, sowie in Malaysia.
Es ist nicht nur falsch, dass sie seit 1923 existiere. Es war wohl erst 1925 fertig gebunden.
Vor allem aber hat die Ausgabe mit der Azhar so gut wie nichts zu tun. Der Text des Qurʾān und der des Nachwortes, den nachgestellten Informationen, stammt vom Chefrezitator Ägyptens, nicht von Gelehrten (savants) der Azhar.
NB: Im Azhar-Muṣḥaf von 1976 wird "Azhar" nicht erwähnt, die Informationen nach dem qurʾānischen Text sind von ʿAbd al-Ḥalīm Maḥmūd, von 1973 bis zu seinem Tod 1978 Šaiḫ al-Azhar, unterzeichnet ‒ seine Funktion wird als bekannt vorausgesetzt.
Viele glauben, dass es "schon immer" die Azhar-Seite mit Gebührenmarken und Unterschriften gab, die den Druck von maṣāḥif in Ägypten erlaubt hätten. Es gab aber Drucke ganz ohne Autoritäten-Verweis oder einem auf das Innenministerium, oder auf den Chefrezitator (mit oder ohne Hinweis auf seine Funktion). 1376/1956 steht auf dem Muṣḥaf aš-Šamarlī: "Gedruckt mit Genehmigung des Innenministerium, dem Šaiḫtum der Leser Ägyptens, und dem Šaiḫtum der Azhar ..."
1384/1964 wird nur auf die Azhar verwiesen, u.a. auf dem stellvertretenden Ober-Šaiḫ Maḥmūd Ḫalīl al-Ḥuṣarī.
Das Gesetz 103 von 1961 hatte "die Abteilung für Forschung und Verbreitung" in der Azhar zuständig gemacht.
Seit 1985 überwacht die Azhar-Gruppe Islamische Forschung Koran-Veröffentlichungen.
Bestätigt im Gesetz Nr. 57 am 26.10.1998.
2005 zeichnet wieder ‒ wie 1924 ‒ der Chef-Leser Ägyptens (damals Dr. Aḥmad ʿIṣā al-Maʿṣrāwī), doch jetzt als Organ der Azhar.
Nachtrag:
Auch Marco Schöller ("Koran" in C.H.Becks Kleines Islam-Lexikon. Geschichte - Alltag - Kultur) und Stefan Wild ("Basmala" in Routledges Encyclopedia of Islamic Civilisation and Religion) faseln vom Azhar-Koran. Das scheint zum guten Ton zu gehören.
Doch sind seine Nebenher-Bemerkungen über Gizeh1924 schlicht falsch und seine Ausführungen über "Korane" bei der Vermarktung des Buches unnötig spektakulär, bewusst missverständlich.
[l]es savants d’al-Azhar qui réalisèrent au début du XXe siècle l’édition du Caire ... était parfaitement claire : pour établir le texte, ils ont exclusivement fait appel à des traités relatifs aux différents aspects du Coran, en aucun cas aux manuscrits des débuts de l’islam.Nochmals: Es war der Chefrezitator, keine Azhar-Gelehrten, der die Regierungsausgabe schuf.
la « vulgate » ... représente la « lecture » de Hafs (m. en 796) qui avait ... dans le passé connu un relatif succès, sans pour autant repousser les autres dans l’oubli. Cette version, soutenue par l’édition de son texte que j’évoquais plus haut, a connu depuis un succès considérable et a eu tendance à éclipser les autres.
Es gibt keine «Lesart» Ḥafṣ, sondern nur seine «Überlieferung» der Lesart ʿĀṣim.
Seine Überlieferung ist schon seit 400 Jahren in Ägypten und ganz Asien dominant. Dass sie durch Gizeh1924 verbreitet worden sei, ist dummes ‒ zumindest komplett unbelegtes ‒ Geschwätz.
Es ist auch nicht so, dass die anderen Überlieferungen nach 1923 (endlich) in Vergessenheit geraten seien. Vielmehr haben Ton-Aufnahmen, Drucke, CDs, Fernsehsendugen und Apps die anderen Überlieferungen so stark ins Bewusstsein der einfachen Gläubigen gebracht, wie sie es lange nicht gewesen waren.
Beim letzten Punkt geht es nicht um falsch <-> richtig, sondern um (un)geschickt gewählt. Zumindest bei der Vermarktung des Buches klingt Deroche so, als habe es mehrere Korane gegeben. Schließlich sei es doch etwas ganz anderes, ob « le très puissant et le très savant » (‘azîz + hakîm) gesagt würde oder « le très audiant et l'omniscient » (samî’ + ‘alîm).
Ich habe mal geschrieben, dass es Mikro-Unterschiede gebe, Unterschiede auf Wort-Ebene, kaum je auf Satz-Ebene, nie auf Abschnitt-Ebene.
Aber der "Sehr-Gelehrte" und der "All-Wissende" ist doch nicht das Gleiche.
Sorry, es GEHT ÜBERHAUPT NICHT um das konkrete Ausgedrückte, es handelt sich AN DER STELLE um eine Formel, die den Abschnitt abschließt, eine Formal die immer heißt: "Gott ist x und y", so wie ehrwürdige Jungfrau, lobwürdige Jungfrau, mächtige Jungfrau, gütige Jungfrau, getreue Jungfrau für Maria AUSTAUSCHBAR sind.
Gewiss, Deroche weiß das, er ist im Buch auch vorsichtig genug, aber ich rieche Sensationslust, die sich wenig um die Empfindlichkeiten von Muslimen kümmert.
Mittwoch, 10. März 2021
Hafez Osman ‒ oder nicht ‒ Auflösung
Im Arabischen wird wa- als Vorsilbe geschrieben nicht als eigenes Wort.
Egal ob es "und" heißt oder "dabei", "währenddessen, derweil", "so, dann", es steht immer vor dem Hauptwort, es gehört zum Hauptwort, wie der Artikel al-, wie fa-, ka-, yā-, bi-, l- ... . Bei arabische und osmanische Kalligraphen steht es nie am Zeilenende.
In der arabischen Wikipedia wird "Kalīla wa-Dimna" und "خسرو وشيرين" immer mit wa-Partikel geschrieben, in der persischen jedoch mit "wa" als eigenem Wort: کلیله و دمنه , خسرو و شیرین Aufgrund des Persischen schreiben Perser und Inder leider die meisten maṣāḥif falsch, ja sogar wenn sie korrekte osmanische Vorlagen haben, wie in meinem Rätsel eine Handschrift von Hafiz Osman dem Älteren, umbrechen sie es für den Druck falsch ‒ ja sogar in einem Druck für Türken. Ewige Schande über ihnen!
Der Zentrum zu Druck und Verbreitung des Qurʾān der IR Iran schreibt in seiner Wortliste die Wörter mit Präfix (بالكٰفرين يٰايها للصٰلحٰت فانجينكم ) korrekt, außer denen mit wa-Präfix (وَ عَليًّ وَ ماِّ). Ebenso in den Text-Dateien: die etwa 9000 wa- haben alle eine Leerstelle danach (وَ اِيّاكَ وَ لَا الضّاِّلّينَ وَ الَّذينَ). In einer Excel-Tabelle mit dem "gesamten qurʾānischen Text" fehlen diese 9000 wa- komplett! Offensichtlich hat den Herren noch niemand gesagt, dass Arabisch nicht wie Persisch zu behandeln ist, sondern eine Sprache (und Schrift) mit eigenen Regeln ist.
Seit zwei Jahren kann man sich den 611-seitigen مصحف نستعليق des King-Fahd-Kombinats beim KFK nicht mehr herunterladen.
Ich vermute, dass denen auch aufgefallen ist, was mir auffiel.
... und das nur der Anfang: in einer einzigen Sure!
Das Kombinat hat zwar am Wortanfang die schlampige Setzung von "ā" vor Hamza, obwohl es dahinter gehört, korrigiert, nicht aber wa- am Zeilenende.
Will man das korrigieren, ohne die Regel zu durchbrechen, dass kein Vers zerrissen wird, und jedes ǧuz zwanzig Seiten bekommt, dann dauert das ein bisschen ‒ aber so lange ???
In der arabischen Wikipedia wird "Kalīla wa-Dimna" und "خسرو وشيرين" immer mit wa-Partikel geschrieben, in der persischen jedoch mit "wa" als eigenem Wort: کلیله و دمنه , خسرو و شیرین Aufgrund des Persischen schreiben Perser und Inder leider die meisten maṣāḥif falsch, ja sogar wenn sie korrekte osmanische Vorlagen haben, wie in meinem Rätsel eine Handschrift von Hafiz Osman dem Älteren, umbrechen sie es für den Druck falsch ‒ ja sogar in einem Druck für Türken. Ewige Schande über ihnen!
Der Zentrum zu Druck und Verbreitung des Qurʾān der IR Iran schreibt in seiner Wortliste die Wörter mit Präfix (بالكٰفرين يٰايها للصٰلحٰت فانجينكم ) korrekt, außer denen mit wa-Präfix (وَ عَليًّ وَ ماِّ). Ebenso in den Text-Dateien: die etwa 9000 wa- haben alle eine Leerstelle danach (وَ اِيّاكَ وَ لَا الضّاِّلّينَ وَ الَّذينَ). In einer Excel-Tabelle mit dem "gesamten qurʾānischen Text" fehlen diese 9000 wa- komplett! Offensichtlich hat den Herren noch niemand gesagt, dass Arabisch nicht wie Persisch zu behandeln ist, sondern eine Sprache (und Schrift) mit eigenen Regeln ist.
Seit zwei Jahren kann man sich den 611-seitigen مصحف نستعليق des King-Fahd-Kombinats beim KFK nicht mehr herunterladen.
Ich vermute, dass denen auch aufgefallen ist, was mir auffiel.
... und das nur der Anfang: in einer einzigen Sure!
Das Kombinat hat zwar am Wortanfang die schlampige Setzung von "ā" vor Hamza, obwohl es dahinter gehört, korrigiert, nicht aber wa- am Zeilenende.
Will man das korrigieren, ohne die Regel zu durchbrechen, dass kein Vers zerrissen wird, und jedes ǧuz zwanzig Seiten bekommt, dann dauert das ein bisschen ‒ aber so lange ???
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Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)
Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 198...
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