Mittwoch, 1. Mai 2019
Namazgah... Kadirgah, Beşiktaş, Delhi, Kairo... Enzyklöpädie des Islam
Ursprünglich wollte ich das komplette "Kein Standard" in diesem Blog abwandern.
Es gab aber keine Kommentare, keine Reaktion.
Am 16.12.18. stellte ich ein Rätsel mit einem Photo aus dem Park von Kadirgah, dem Hafenbezirk
der dem Marine-Kalligraphen, Muṣṭafā Naẓīf, den BeiNamen gab, mit der Frage:
Was für ein Gebäudetyp ist das?
Da es keine Antwort gab, poste ich nur noch gelegentlich.
Die Antwort:
Es ist ein Namazgah,
ein Gebetsplatz unter freiem Himmel zur Verrichtung des Pflichtgebets auf Türkisch Namaz.
Auch wenn das konkrete Gebäude, um das es geht,
auch çeşme/Brunnen genannt wird, ist es eher ein kleiner
Şadırvan/ Wasserstelle für die rituelle Reinigung ‒ plus Gebetsplatz oben. Oben wird
auch die Richtung nach Mekka angezeigt.
In und um Istanbul gab es früher über 100 solcher Gebetsplätze im Freien.
Im Belgrad-Wald gibt es einen beim Valide Bendi (Staudamm der Sultansmutter).
Uneingeweihten kommt er wie ein Picknick-Platz vor, und die beiden Stelen,
die u.a. die Gebetsrichtung angeben, sind in Osmanisch, das die wenigsten Türken lesen können.
Deshalb das eindeutige Schild. (klicken Sie sich durch die Bilder).
Ein typischer Namazgah ist in Albanien erhalten.
Hier ist ein anderer in Istanbul (Achtung Musik, aber okay, falls nicht zu laut).
Ein kleiner, feiner türkische web site dazu.
Hier sind die Bilder älter = der Eisenzaun war noch niedriger ‒ die Bilder werden groß, wenn man sie anklickt.
Der Artikel dazu in der Enzyklöpädie des Islam ist leider typisch für
die Zweite Ausgabe des Nachschlagewerkes: Was im Artikel steht (the open structure
built usually to the west of a town), ist irgendwie nicht falsch, fasst aber nicht
den im Lemma genannten Gegenstand:
In J. Burton-Pages Artikel geht es nicht um "Namazgah (pers.)/ Muṣallā (arab.)", sondern um den indischen "ʿĪdgāh", der ganz anders ist als der Istanbuler. Er ist nicht für ein paar Reisende, Flaneure gedacht, denen der Weg zur nächsten Moschee zu weit ist, die aber einen "Brunnen" brauchen, um sich vor dem Gebet rituell reinigen zu können, in dem es keine Kanzel gibt, aber die Qibla angezeigt wird.
Der indische ʿĪdgāh ist viel größer: ein umfriedeter Platz mit einer Mauer auf der Mekka zugewandten Seite ‒ mit Kanzel und ohne Brunnen (weil man entweder hunderte bräuchte oder Stunden warten müsste, bis alle "rein" sind.
J. Burton-Pages Beschränktheit sieht man sehr schön darin, dass er a) schreibt die Gebetsplätze befänden sich westlich der Städte, b) die Mihrabmauer sei im Westen. Dabei meint er "Mekka zugewandt". Leider verwechseln viele Fachleute, das Bisschen, was sie kennen mit "DEM Islam". Es gibt nicht nur östlich des Hiǧāz Muslime, sondern auch nord-westlich, östlich, südlich und nördlich!Und nicht jedes Gebetshaus, Versammlungshaus
sieht aus wie die Hagia Sophia
und nicht jeder Korandruck wie der
Kairiner Druck von 1952.
Auch in Indien und Zentralasien sind sie unter freien Himmel, aber viel größer, werden nur an beiden Hochfesten benutzt.
Deshalb heißen sie auch ʿĪdgāh.
Hindus nennen dies zwar Eidgah, es ist aber nur der Mihrab zum riesigen Platz davor, dem eigentlichen Gebetsplatz.
sehr gut, in Türkisch
In Süddelhi gibt es noch einen, der aber nicht mehr in Gebrauch ist. Es handelt sich um den Hauz Khas Idgah, eigentlich Siri Idgah.
dazu ein Blog.
Wenn Sie Zeit haben und Englisch lesen, empfehle ich Sunken City Siri.
Zurück nach Istanbul, genauer nach Beşiktaş.
Westlich des Yıldız Parks, südlich der Yıldız-Hamidiye-Moschee des letzten wirklich regierenden Sultans gibt es eine Jugenstil-Moschee&Grab
von dem italienischen Architekten, Raimondo d'Aronco, der 16 Jahre für den Sultan arbeitete, errichtet.
sehr gut, in Türkisch
Wenn Sie unter "Seyh Muhammed Zafir Tomb"oder "Şeyh Zafir türbesi" suchen, müssten Sie fündig werden.
Enden will ich in Kairo.
Hinter der Azhar, in einer Sackgasse neben dem offenen Gemüsemarkt, findet man Maktabāt al-Bābī al-Ḥalabī. Sie haben noch viele alte Drucke und verkaufen auch das letzte Exemplar. Ein Archiv gibt es nicht.
Von einem anderen Mitglied der Familie gibt es einen Laden nördlich der al-Husaini Moschee
und einen dritten an einem Kreisverkehr in Gamaliya, wo die große Nord-Süd-Straße al-Manṣûriya
von al-Ḥarīrī geschnitten wird (genauer durch ein Platz-Kreissegment verbunden sind); wenn ich vormittags vorbeischaute, war der Laden immer geschlossen.
Versuchen Sie es am Abend.
Mittwoch, 24. April 2019
Mustafa Nazif Kadırğalı . . . . . . . . . . . .. . . . ..
Muṣṭafā Naẓīf Kadırğalı مصطفى نظيف الشهير بقدروغلى hat weder 106 1/2 maṣāḥif geschrieben, wie sein Zeitgenosse Hafez Osman,
der Jüngere ‒ der Ältere lebte 200 Jahre früher ‒, noch hat man zehn seiner "Korane" nachgedruckt,
aber mit drei "Koranen" ist er stilbildend wie kaum einer.
1262/1846 in Russe/Русе/Rusçuk/Rustschuk im osmanischen Bulgarien geboren, wohin die krimtartarische Familie geflohen war, 29.3.1331/ 8.3.1913 in Istanbul gestorben, in Beşiktaş begraben.
‒ in Ägypten, im Libanon und in Persien haben verschiedene Verlage seinen 522-Seitigen
(wohl 1891 in der Istanbuler Matbaa-i Osmaniye erschienen) 15-Zeiligen
  pur, mit Worterklärungen und mit Kommentar verlegt.
‒ Sein 604-Seitiger 15-Zeiliger wurde in Istanbul in mit schwarzer und roter Schrift plus Goldrahmen auf kräftigem Papier gedruckt,
ebenfalls in Istanbul hat man diesen muṣḥaf in Atlas-Größe gedruckt,
in Iran 1965
in Deutschland gab es eine wohlfeile schwarz+rote Ausgabe
und in Indonesien hat man ihn ständig einfarbig nachgedruckt (erweitert um das Lang-ḍamma-Zeichen).
Von 1944 bis 1975 hat Šamarli den 522seitigen MNQ (ab den 50ern mit den Q52-Zeichen) verlegt.
Hier zwei halbe Seiten aus dem 522er,
links nach den afro-arabischen Regeln Q52,
rechts im Original, nach Osm.
Und hier mit Worterklärungen, in Bairût verlegt ‒ Orthographie Q24
Hier ist der Koran nach Osm,
erschien zu MNQs Lebzeiten in Kairo
(bei Muṣṭafā al-Bābī al-Ḥalābī)
hier ist ein Blatt los, man erkennt trotzdem den Anfang von Baqara
Bis heute erlebt der von al-Ḥaddād zeilenidentisch nachgeschriebene ägyptische 522-Seiten-muṣḥaf Neudrucke ‒ in allen Größen, in Plastik- und Karton-Einband, mit Reißverschluss und ganz bunt. Er ist unter dem Verleger als Šamarlī berühmt und bei Ägyptens Armen bis heute beliebt.
Über zehn verschiedene Verleger haben in Kairo seine 522 Seiten nachgedruckt, in den 1930ger u.a. ʻAbd al-Ḥamīd Aḥmad
Ḥanafī und das Innenministerium.
Hier sieht man, dass MNQ ‒ vielleicht mit Ausnahme der ersten und letzten Seiten ‒ nur ein paar Mal alles geschrieben hat, die Verleger daraus viele unterschiedliche Fassungen zauberten.
Manchmal schöner
manchmal handlich und preiswert ‒ von ʿAlī Yūsuf Sulaimān 1956 in Kairo
1966 könnte er zum letzten Mal in Kairo nachgedruckt worden sein
Wie volkstümlich die Ausgabe auf 521 Seiten (plus Titelblatt)
in Ägypten immer noch ist, erkennt man daran, dass KFC ʿUṯmān Ṭaha
erst bat die Lesung ad-Dūrī und dann auch Ḥafṣ auf 522 15-zeilige Seiten zu schreiben.
Hier die letzte Seite nebeneinander:

und hier die erste nach den beiden Schmuckseiten neben der entsprechenden Seite aus dem Kairiner Druck von 1911:

Aus einer Ausgabe mit schwarzen und roten Madd-Zeichen
Eine Ausgabe mit 17 Zeilen je Seite, 485 Seiten ‒ die letzte Sure steht auf S. 486, weil das Titelblatt mitgezählt wird ‒ wurde in Damaskus auf Glanzpapier "edel" und in Deutz in wattiertem Plastikumschlag preiswert veröffentlicht, nur die deutschen Türken geben den Kalligraphen an.

1311/1898 soll Dāʾirat al-Maʿārif in Hyderabad al-Qurʾān al-Karīm von ihm herausgebracht haben.
‒ Sein 604-Seitiger 15-Zeiliger wurde in Istanbul in mit schwarzer und roter Schrift plus Goldrahmen auf kräftigem Papier gedruckt,
ebenfalls in Istanbul hat man diesen muṣḥaf in Atlas-Größe gedruckt,
in Iran 1965
in Deutschland gab es eine wohlfeile schwarz+rote Ausgabe
und in Indonesien hat man ihn ständig einfarbig nachgedruckt (erweitert um das Lang-ḍamma-Zeichen).
Von 1944 bis 1975 hat Šamarli den 522seitigen MNQ (ab den 50ern mit den Q52-Zeichen) verlegt.
Hier zwei halbe Seiten aus dem 522er,
links nach den afro-arabischen Regeln Q52,
rechts im Original, nach Osm.
Und hier mit Worterklärungen, in Bairût verlegt ‒ Orthographie Q24
Hier ist der Koran nach Osm,
erschien zu MNQs Lebzeiten in Kairo
(bei Muṣṭafā al-Bābī al-Ḥalābī)
hier ist ein Blatt los, man erkennt trotzdem den Anfang von Baqara
Bis heute erlebt der von al-Ḥaddād zeilenidentisch nachgeschriebene ägyptische 522-Seiten-muṣḥaf Neudrucke ‒ in allen Größen, in Plastik- und Karton-Einband, mit Reißverschluss und ganz bunt. Er ist unter dem Verleger als Šamarlī berühmt und bei Ägyptens Armen bis heute beliebt.
Über zehn verschiedene Verleger haben in Kairo seine 522 Seiten nachgedruckt, in den 1930ger u.a. ʻAbd al-Ḥamīd Aḥmad
Ḥanafī und das Innenministerium.Hier sieht man, dass MNQ ‒ vielleicht mit Ausnahme der ersten und letzten Seiten ‒ nur ein paar Mal alles geschrieben hat, die Verleger daraus viele unterschiedliche Fassungen zauberten.
manchmal handlich und preiswert ‒ von ʿAlī Yūsuf Sulaimān 1956 in Kairo
1966 könnte er zum letzten Mal in Kairo nachgedruckt worden sein
Wie volkstümlich die Ausgabe auf 521 Seiten (plus Titelblatt)
in Ägypten immer noch ist, erkennt man daran, dass KFC ʿUṯmān Ṭaha
erst bat die Lesung ad-Dūrī und dann auch Ḥafṣ auf 522 15-zeilige Seiten zu schreiben.Hier die letzte Seite nebeneinander:

und hier die erste nach den beiden Schmuckseiten neben der entsprechenden Seite aus dem Kairiner Druck von 1911:

Aus einer Ausgabe mit schwarzen und roten Madd-Zeichen
Eine Ausgabe mit 17 Zeilen je Seite, 485 Seiten ‒ die letzte Sure steht auf S. 486, weil das Titelblatt mitgezählt wird ‒ wurde in Damaskus auf Glanzpapier "edel" und in Deutz in wattiertem Plastikumschlag preiswert veröffentlicht, nur die deutschen Türken geben den Kalligraphen an.

1311/1898 soll Dāʾirat al-Maʿārif in Hyderabad al-Qurʾān al-Karīm von ihm herausgebracht haben.
Sonntag, 31. März 2019
Adrian Alan Brockett 1984
Vor 35 Jahren legte A. A. Brockett an der University of St.Andrews seine Doktorarbeit
Studies in Two Transmissions of the Qurʾān
vor. Sie machte ihn zum Doktor der Philosophie und brotlos ‒ das verdiente er dann als
landwirtschaftlicher Berater in arabischen Ländern.
Meine Grundthese ‒ auf Erden gibt es den Standardkoran nicht ‒ belegte er schon damals:
the "official" text of 1342/1924 is not official.
Ferner zeigte er:
Der qurʾān wurde immer mündlich und schriftlich überliefert.
Mündliche und schriftliche Überlieferung stützten einander, kontrollierten sich gegenseitig.
und:
Die Abweichungen zwischen den Überlieferungen und zwischen den Druckausgaben sind gering:
Es gibt verschiedene Klang- und Schriftgestalten des qurʾān,
es gibt aber nur einen qurʾān.
Das war vor dem Internet, vor Unicode, vor ʿUṭmān Ṭāha, vor den Qālūn-Ausgaben in Damaskus,
Dubai, Tripoli und Tunis, sogar vor den CDs mit Ausschnitten aus den Sieben (und den Drei danach).
Er hatte viele Ausgaben von Ḥafṣ und Warš aus Ägypten, aus Tehran und Tunis, sowie ein paar Handschriften.
Von Zamaḫšarīs Kaššāf und Sībawaihīs Kitāb gab es keine kritischen Ausgaben, so dass er, wenn dort Stellen aus dem qurʾān anders erschienen, überlegen musste, ob es sich um Setzfehler handelt oder wirklich um eine abweichende Schreibung.
Englisch-Arabisch gemischte Texte waren an Schreibmaschine/Computer praktisch nicht zu erstellen:
deshalb hielt er die koranischen Orthographien in einer "transliteration" fest, die der (späteren) Puins unterlegen ist.
Er wusste nicht, was eine Transliteration ist, vermengte sie mit Transkription.
Erstere gibt die Ausgangsschrift wieder, muss eindeutig umkehrbar sein,
am einfachsten: ein Zeichen <> ein Zeichen;
aussprechbar muss sie nicht sein.
Letztere gibt die Ausgangssprache wieder, ist aussprechbar, lesbar,
muss aber nicht (auch von einen der Sprache Unkundigen) umkehrbar sein.
Das ist aber Brocketts "transliteration" keineswegs.
Mir sagt sie so gut wie nichts, ohne die Stellenangabe (1:3) hinter seinen Zeichen,
stünde ich im Dunkeln.
Die Schlangenlinie (Tilde) steht bei ihm sowohl für "nicht im rasm" und für "überdehnt".
Er verwendet saublöde Begriffe.
Immerhin definiert er sie eingangs:
"graphic" steht für "im rasm notiert",
"vocal" geht für "nicht im rasm notiert" ‒
seine eigene Definition "The term 'vocal form', with respect to the Qur'ãn, is used throughout to
signify the consonantal skeleton fully fleshed out with diacritical marks, vowels, and so on."
ist komplett falsch:
1. meint er gar nicht die Schrift mit allem Drumunddran, sondern nur das Drumunddran.
2. gibt es im Qurʾān kein Konsonnatengerüst, sondern ein Buchstabengesrüst
3. ist das Buchstabengerüst nicht stumm (avocal) und das Drumunddran nur lautlich,
beide werden geschrieben UND gesprochen, sind graphisch und lautlich bedeutend.
Was er meint, ist:
es gibt Zeichen, die von Anfang an geschrieben wurden,
und Zeichen, die erst später dazukamen: diakritische Punkte, Vokalzeichen, Verdopplungszeichen, Hamzazeichen, Waṣlazeichen, Zeichen für Imala, Išmām, Assimilation, Vokallosigkeit, Ignorieren bei der Aussprache (absolut oder nur im Kontext), Nachdruck, Abschwächung, Überdehnung.
Es gibt also auch Zeichen, die geschrieben wurden, aber nicht gesprochen; außerdem
Aussprachephänomene, die nur in guten Ausgaben geschrieben werden (wie Nasalierung, Assimilation,
Deutlichkeit, Nachdruck) <beim Letztgenannten ist zu unterscheiden: Buchstaben, die immer nachdrücklich sind, welche, die in der Umgebung nachdrücklich sind und solchen, die ausnahmsweise nachdrücklich sind ‒ nur das Dritte muss notiert werden>
3.) Obwohl er "definiert": The term 'graphic form' refers to the bare consonantal
skeleton, meint er auch dies nicht; er meint rasm+diakrit.Punkte ‒ und "vocal" für den Rest.
Da seine Arbeit immer noch das Beste ist, was auf Englisch dazu vorliegt
und ich sie auch ausschlachten will,
erst die Kritik ‒ das haben wir dann hinter uns.
Die eklatanten Fehler liegen daran, dass es eine Doktorarbeit ist, keine Publikation.
Der Autor war jung und unefahren und er durfte sie niemandem zur Korrektur, Ausbessern, Ausdiskutieren vorlegen.
Es sollte ja keine fertige Arbeit sein, sondern nur ein Nachweis dafür, dass er wissenschaftlich arbeiten könnte,
und das zeigte er nicht nur bei der Manuskriptdatierung anhand der Wasserzeichen und den kritischen
Fußnoten zur verwendeten Literatur, sondern auch mit dem Aufstellen und Belegen von Thesen.
Kurios ist, dass er den 1924er Druck für die Wiedergabe einer Handschrift hielt.
dass er den 1982er qatarischen Reprint für den Reprint dieses Druckes hielt,
obwohl es sich um einen Reprint des (an über 900 Stellen abweichenden) 1952er Druckes handelt,
dass er ein Kolophon zitiert, in dem Ḥasan Riḍā als Schreiber genannt wird, er aber "Āyat Barkenār" für den
‒ ihm unbekannten ‒ Kalligraphen hält.
Dass er glaubt, dass man 1978 aus Pakistan Druckplatten nach Johannesburg transportierte, um einen Tāj-Ausgabe nachzudrucken, zeigt, dass er von Drucktechnik null Ahnung hatte, weshalb ich die vielen Anmerkungen zu diesem Aspekt völlig ignoriere (wenn ich die von ihm konsultierten Ausgaben zur Hand hätte oder von ihm erfahren könnte, worauf er seine Bemerkungen stüzt, wäre es anders.)
Zum Glück habe ich fast alle von ihm erwähnte Ausgaben ‒ sei es gebunden, sei es als pdf. Für die Ausgaben aus Delhi, Bombay und Calcutta habe ich immerhin äquivalente. Ich kann deshalb die meisten seiner Angaben nachvollziehen. Und für Anderes habe ich zusätzliche Belege.
Nirgends komme ich zu anderen Schlussfolgerungen.
Freitag, 15. März 2019
yāʾ-hamza ئ
Nach dem Motto "Zehn Bilder sagen mehr als tausend Worte" habe ich den
Seiten 99, 101 in Kein Standard alles zusammengestellt, um zu sehen,
was ist.
Für die, die es lieber ausgeschrieben haben:
In MSA (Modernem Standard-Arabisch), in türkischen Kuranen, in Indien und Arabien
haben ā-yāʾ (alif maqṣūra) und yāʾ-hamza keine Punkte.
In Mag behalten sie sie ‒ außer in Endposition, ganz wie ٯ ڡ ں (im Gegensatz zu ب ت ث ).
In MSA und nOsm sitzt das Hamza immer über dem Zahn/Stachel.
In IPak, Mag und Q52 zieht kasra das Hamza vom Stachel zu sich nach unten,
in IPak und Mag auch das über der Grundlinie schwebende,
in Q52 bleibt es oben ‒ ein Versehen?.
Es sei hier noch darauf verwiesen, dass in (n)Osm yāʾ und wau gleichzeitig Vokal und Hamzaträger sein können,
was auf dem PC nicht ohne Weiteres hinzubekommen ist ‒ es sei denn Unicode berücksichtigt es und die Softwareentwickler folgen.
Sonntag, 10. März 2019
1924 nicht der Standard, aber einer?
Die Professoren schreiben von einander ab: der 1924er sei der Standard.
Außenseiter, wie A.A. Brocket, A.I. Mohr und meine Wenigkeit halten dagegen: Nicht Standard.
Versöhnler könnten sagen: Okay, Türken, Inder, Indonesier und Afrikaner (80% der Muslime) haben nichts
damit am Hut, aber er ist doch immerhin ein Standard.
Pustekuchen.
‒ Der 1952er unterscheidet sich an über 900 Stellen vom 1924er.
‒ Die Saʿudis haben das Pausenzeichen لا abgeschafft,
haben im Nachwort ein meistens/ġāliban eingefügt.
haben das hamzaʾ in 2:72 aufgebockt (was ich sonst nur bei tunesichen Qālūn-Ausgaben gesehen habe).
haben in 73:20 ein (stummes) nūn (wieder) hinzugefügt.
haben in 2:264 in riʾāʾa das erste hamzaʾ statt auf den Zahn hinter den Zahn gesetzt (wohl eine berechtigte Korrektur)
‒ Die Qaṭarīs haben in 56:2 ein Alif rausgeworfen.
‒ erst nachdem ʿUṭmān Tāhā die osmanische Aufteilung auf 604 Seiten mit
dem marokkanischen rasm,
der Grundlinienorientierung und
den Zusatzzeichen von 1952 kombinierte,
setzte sich diese Kombination durch.
Man kann nicht sagen,
1924 sei der Standardkoran auf uns herabgekommen,
weil heute die meisten Araber diesem
irgendwie folgten.
Bis in die 1960er wurde in Syrien Hafis Osman nachgedruckt,
der iraqische Staatskoran von 1951, der weitgehend osmanisch ist
‒ kein Nacheinander-tanwīn hat, Assimilation nicht durch
Verdopplungszeichen beim zweiten Buchstaben, nicht die
ägyptischen Pausen (weder die von 1924, noch die heutigen),
keinen Stummkreis, sondern die osmanischen Anweisungen ‒
wurde 1978, 1970, 1980 für Saʿudia, Qaṭar, Jordanien und ʿIrāq nachgedruckt.
Selbst heute gibt der Staat ‒ ad-dīwān al-auqāf as-sunnī ‒ neben einem UT-artigen
einen Reprint eines nicht-604-berkenar-seitigen muṣḥaf des 1920
verstorbenen osmanischen Kalligraphen Ḥasan Riḍā heraus. Wenn 1924
den arabischen Standard hervorgebracht hätte, wäre das unmöglich.
Auch der jemenitische Staatskoran spricht dagegen.
Dass alle Maghreb-Staaten dagegenhalten, versteht sich.
Dort laufen nur Salafisten und Schiʿiten mit einem UT herum.
keinen Stummkreis, sondern die osmanischen Anweisungen ‒
wurde 1978, 1970, 1980 für Saʿudia, Qaṭar, Jordanien und ʿIrāq nachgedruckt.
Selbst heute gibt der Staat ‒ ad-dīwān al-auqāf as-sunnī ‒ neben einem UT-artigen
einen Reprint eines nicht-604-berkenar-seitigen muṣḥaf des 1920
verstorbenen osmanischen Kalligraphen Ḥasan Riḍā heraus. Wenn 1924
den arabischen Standard hervorgebracht hätte, wäre das unmöglich.
Auch der jemenitische Staatskoran spricht dagegen.
Dass alle Maghreb-Staaten dagegenhalten, versteht sich.
Dort laufen nur Salafisten und Schiʿiten mit einem UT herum.
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