Sonntag, 24. Oktober 2021

Die Oktober-Konferenz über den Kairo-Koran (ha ha ha)

Letztes Wochenende fand in den Räumen der AUC die Konferenz über "the Cairo Edition of the Qurʾān, 1924" statt. Während der arabische Titel "König-Fuʾād-Ausgabe (1924 A.D.)" okay ist, zeugt der englische Titel von Ignoranz. (Warum nicht 2x der gleiche Titel? "the 1924 King Fuʾād edition" ist gutes Englisch.)
Im "Call for Papers" (anonym, also offiziell von IDEO, de facto von Asma Hilali) war noch 50x von "le quran du Cairo, the Cairo print usw.) die Rede, während der Kon­ferenz sprach nur Asma Hilali vom "muṣḥaf al-qāhira", worunter "man" all­gemein eine alte Hand­schrift versteht, andere sprachen von der König-Fuʾād-Ausgabe, der Regie­rungs­ausgabe, der der Amīriyya – leider bleibt die IDEO beim logisch unmöglichen Titel; da ist man sich nicht einmal sicher ob "1924" durch ein Komma von "the Cairo Edition of the Qurʾān" getrennt ist (siehe oben) – beides sind akzen­den­telle Zu­schrei­bungen, nur "the 1924 Cairo Edition of the Qurʾān" macht das Jahr zu einem not­wendigen, de­finieren­den Bestand­teil des Namens.
Also noch einmal:
Es gibt wohl tausend "Cairo Edition of the Qurʾān" – der bestimmte Artikel da­vor ist Mist;
allein zehn der Les­art Warš, eine davon lange Zeit DIE Warš-Ausgabe welt­weit;
hier eines der vier Titel­bilder (meist zusammen­gebunden in einem Band):
Hier zwei Bilder aus einem Kairiner Warš-Druck von 1929 -- wie damals üblich ohne Titelseite:
Und jetzt noch welche von alten Kairiner Verlagen – und da meine ich welche aus al-Qahira, um die Azhar gelegenen, as-Subīḥ
und Muṣṭafā al-Bābī al-Ḥalabī
Außer diesen von Anfang bis Ende in Kairo produzierten "Cairo Editions" gibt es viele, die in Marokko bzw. Algerien kon­zipiert wurden, aber in Kairo pro­duziert – die marokkanischen haben keinen Verlagsort, die algeri­schen haben einen algeri­schen. (Erst seit der dritten Auf­lage des dritten könglich-scherifischen Koran­drucks stammen diese aus Marokko!)

Ein Vortrag führte von Venedig und Hamburg, Kazan und Leipzig zum ältesten Druck eines ganzen Qurʾāns in Kairo, den wir schon aus der Enyclopedia of the Quran und meinem Kein Standard kennen; 1881/2 wurde er in einem Band und in (10? und/oder 30 ?leder­gebunde­nen) Teilen verlegt:
1890 erschien der wichtigste über­haupt – er wurde zwar auf der Kon­ferenz erwähnt, aber weder gezeigt noch analy­siert / de­tailliert vor­gestellt. Mon dieu!
1985 gab es einen "im rasm ʿuṯmānī"
Ein einziger Referent hatte zu seinem Thema geforscht. Aziz Hilal fand heraus, dass er nichts fand. Dass die Vor­bereitung der Ausgabe und das Er­scheinen derselben kein Ereignis war, dass er kein Archiv­material oder Erörterungen in der Presse darüber fand, dass was den Ver­anstaltern der Kon­ferenz als Groß­ereignis erschien, damals zumindest keines war.
Ali Akbar berichtete, dass in Indonesien wohl kein einziges Exemplar ver­kauft wurde und keines belegt ist – auch wenn viel­leicht ein Azhar-Student oder Mekka-Pilger eines ein­geführt hat.
Necmettin Gökkır berichtete, das in der Türkei nur eine Hand­voll Experten davon Notiz nahmen. Weder die staatlichen Behörden, noch die Frommen wussten etwas davon.
Michael Marxs “Innovation, Milestone, Standard? Remarks and Reflections about the Cairo 1924 Print from a Historical Perspective” führt in die Irre, es gar keinen 1924 Kairo-Druck gibt, die KFA wurde in Gizeh gedruckt. Auch hat er nicht gesagt, in was die Neuerung(en) bestanden. Was den Standard angeht, verwies er auf Arno Schmitt.
Leider konnte ich keinen klaren Zusammenhang zwischen den fünf Themenfeldern des "Calls for Papers" und den wirklich gehaltenen Vorträgen entdecken.
Ich habe ein Eindruck, dass außer Aziz Hilal alle nur referierten, was sie wussten, was in einem vagen Zusammenhang mit der KFA steht.
Merkwürdig auch, dass aus den drei Sprachen Englisch+Französisch+Arabisch
Ägyptisch+Englisch+Arabisch geworden ist, wobei A.Hilals Vortrag zu 38% aus Imäla (eeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeh) bestand.

Immer noch verwendt man ein Phantasielogo, das NICHT auf der Titelbox der ersten Sure von 1924 basiert, sondern auf der von 1952; hier im Vergleich

Ich sage ja nicht, dass das wichtig sei, aber: An Neben­säch­lichem erkennt man den Kenner.
Der Einband der Ausgabe von al-Ḥusainī al-Ḥaddād
ist nicht dergleiche wie der der Ausgabe von aḍ-Ḍabbāʿ
Keiner der Drucke der Amīrijja hat ein Titelblatt;
hier das Titelblatt der Ausgabe der National­biblothek von Qaṭar

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