Viele denken, dass es EINE Art gebe,
den Qurʾān zu schreiben ‒ wenn man die verschiedenen Lesarten unberücksichtigt lasse.
Viele vermuten, dass die Handschriften und Drucke optimal seien.
Das Gegenteil ist richtig:
es gibt keinen fehlerlosen Druck:
bei den Arabern sind viele Stellen, an denen ein Langvokal kurz gesprochen, nicht markiert;
ferner fehlen bei den Arabern Ägyptens und des Ostens Angaben zur Vokalisierung von
alif-waṣl FALLS mit ihnen eingesetzt wird.
Bei Türken, Persern, Indern, Indonesiern fehlen Angaben zu verschiedenen Realisierung von tanwīn
{was nicht schlimm ist},
sowie zu Feinheiten der Assimilierung.
Zur Schreibung der Langvokale
gibt es ein alten indisches System, was zur Zeit niemand benutzt.
Es stützt sich auf sieben Vokalzeichen (a ā i ī u ū x) und
ignoriert ‒ außer bei Diphtongen ‒ die Vokalbuchstaben.
Daneben ‒ ich bin geneigt "dagegen" zu sagen ‒ gibt es ein afrikanisches System, das immer zweier­lei braucht:
ein Vokalzeichen UND einen Vokalbuchstaben;
hier wird ein kleiner Vokalbuchstaben ergänzt, wenn im rasm keiner steht
‒ auch wenn "nur" die Regeln der Prosodie oder der Reim die Längung erfordern.
Erfordert die Prosodie die Kürzung, bleibt das unberücksichtigt.
Erfordert der Reim die Kürzung, wird es notiert.
In türkischen Ausgaben wird die Längung zu /ī/ notiert,
die zu /ū/ NICHT.
Indonesier, die osmanische Kopien nachdrucken, korrigieren dies.
Hier ein paar Wörter aus einem indischen Manuskript von etwa 1800 (Sura Hūd)
und die moderne indische Schreibung, in der das KURZvokalzeichen steht ‒ wie in Afrika ‒,
FALLS der richtige Vokalbuchstabe folgt.
Folgt der falsche oder gar keiner,
steht ‒ wie früher ‒ der LANGvokalbuchstabe.
Beim Diphtong (al-farīqaini in der letzten Zeile) bekommt der Vokalbuchstabe ǧazm,
damit man weiß, das er nicht stumm ist.
In 7:103 und 3:144+21:34 11:97+ 10:75+23:46+28:32+ 43:46 sind trotz Schreibunterschiede Laute und rasm gleich:
wa-malaʾihī
IPak: وَمَلَا۠ئِهٖ
Q52: وَمَلَإِي۠هِۦ
Im rasm steht je eine mater für /a/ und /i/ ‒ ja wirklich für KURZE VOKALE,
weil die allerersten Schreiber keine andere Möglichkeit hatten, das zu notieren.
in Indien ist das alif stumm (längt das fatḥa nicht), das yāʾ trägt das Hamza,
in Arabien trägt das alif das Hamza, das yāʾ ist stumm.
In 3:144 + 21:34 ʾa-faʾin
IPak: افَا۠ئِنْ
Q52: اَفإي۠ن
Inder und Türken machen das alif stumm
(früher setzten die Inder NICHTS auf das alif, heute den Stumm-Kreis,
die Türken das Wort qaṣr darunter)
die Araber sehen das alif als Hamza-Träger, das yāʾ als stumm.
Muṣṭafā Naẓīf lässt das stumme yāʾ in seinem (in Deutschland und Indonesia nachgedrucktem) 604er berkenar muṣḥaf in 21:34 weg:
اَفَإنْ
Sonst hat er ‒ wie üblich ‒ alif und yā, aber in dem 604er fehlt das yāʾ und die meisten Herausgeber der Reprints stört(e) das nicht.
Hier zwei Seiten mit der gleichen Stelle aus Sura Ḥūḍ,
damit Sie sehen, dass das keine Idiosynkrasie des Schreibers war,
sondern ein durchdachtes System ‒ Achtung: das umgedrehte ḍamma steht meist über dem waw, gehört aber zum Konsonaten davor, das waw ist stumm.
Mittwoch, 13. November 2019
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Nachdruck? – nicht wirklich
So wie der zweite Druck der König-Fuʿad-Ausgabe kein Nachdruck ist – Nachdrucke werden mit den alten Platten gemacht –, sondern eine modifi...
-
Muṣṭafā Naẓīf Kadırğalı مصطفى نظيف الشهير بقدروغلى hat weder 106 1/2 maṣāḥif geschrieben, wie sein Zeitgenosse Hafez Osman, der Jüngere ‒...
-
Der Gizeh-Koran ‒ ist kein Azhar-Koran ‒ hat keine Welle von Korandrucken ausgelöst, weil es endlich einen festen, autorisierten Te...
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen