Donnerstag, 10. April 2025

Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)

Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben.
Man kann sie in zwei Gruppen einteilen:
Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 1980:) Arabien   und
Asien (Indien, Pakistan, Indonesien, Süd­afrika, Türkei, Iran).
Die Hauptunterschiede sind:
Während Afrika nur Kurz­vokal­zeichen hat (die durch Vokale gelängt werden können/müs­sen),
hat Asien außer den drei Kurzvokal­zeichen, zwei (Osmanen, Perser) oder drei (Inder) Lang­vokalzeichen.
Während Afrika drei Sorten von tanwīn-Zeichen (iẓhār, iḫfāʾ/idġām, tamīm) hat,
hat Asien nur eine Sorte (benutzt je­doch iẓhār nūn).

Es sei angemerkt, dass die Aussprache von vokallosem nūn durch den folgen­den Buch­staben zwingend gereglt wird,
die Unter­scheidung in drei ( wiewo nicht sieben?) willkürlich ist, und iẓhār nūn klarer ist, als ver­setzte Vokal­zeichen.
Im folgenden Bild (aus einem Bom­bay-Druck): in der ersten Zeile (gehelltes) nūn (weil vor einem Rachen­laut); beim letzten Wort der Zeile /yauma/ ist ein Šadda über dem yāʾ: das Schluss-nūn von /ʿaẓīmin/ wird teil-as­similiert:
Wie genau die Langvokalzeichen ­benutzt werden, variert.
Die neuste Variante nenne ich nIran:
Sie benutzt weder das afri­kanische Längen durch Vokale, noch die asiatischen Lang­vokal­zeichen, sondern liest die Vokalbuch­staben als Lang­vokale, es sei denn sie haben ein Vokal­zeichen = sind also Kon­-Sonan­ten.

Die klare asiatische Vari­ante liegt uns nur in Hand­schrif­ten vor ‒
vor allem solchen aus dem 17. Jahr­hun­dert aus Kaschmir, etwa MS 2981 der Schøyen Collec­tion, Oslo and London.
In dieser Variante stehen die Kurz­vokal­zeichen für kurze Vokale, die Lang­vokalzeichen für lange.
Während in dem heute gängi­gen indischen Ver­fahren vor einem pas­sen­den Lang­vokal­buch­staben die Kurz­vokal­zeichen gebraucht werden:
also fatha vor alif, kasra vor yāʾ und ḍamma vor wau.
Auf der Rechten sehen Sie den Beginn der Sure al-Baqara aus einem Druck der Tāj Com. Ltd.
auf der Linken aus dem Manuskript der Schøyen Samm­lung, Oslo:
rechts ḍamma vor wau, links gedrehtes/gelängtes ḍamma ‒ die waus sind funktionslos.

Auf der folgenden Doppel­seite habe ich nicht nur lang-ḍamma+wau, sondern auch lang-fatḥa+alif und lang-kasra+yāʾ hervor­gehoben.
Man beachte rechts in der vor­letz­ten Zeile /alaḏḏīna/ wo das yāʾ keine Punkte hat, aber durch das lang-kasra ein­deutig ist.
Selten ist der Fall, wo hinter lang-ḍamma (was hier eine be­sonde­re Form hat!) kein wau folgt. Zu der Stelle habe ich schwarz-weiß die Stelle aus dem Tāj-Druck eingefügt.
(Nebenbei: In Vers 12 hat der Schreiber einen Fehler ge­macht: /wa- wa-lakina/: das wa- ist dop­pelt.) Wegen der beson­de­ren Form des ḍamma, habe ich weiter ge­sucht und (links, zweite Zeile, Mitte) /fa'inna­hū/ gefun­den:
Dies Manuskript hat drei ḍamma-Formen: kurz, lang vor wau, lang ohne wau
For those who could not follow:
In the spoken (oral) qurʾān there are three short vowels,
three long vowels,
three undetermination endings (inflec­tions),
two diphongs plus no-vowel:
a | i | u
َ   |   ِ |   ُ
ā | ī | ū
  ٰ   |   ٖ   |  ۥ
-an| -in| -un
  ً   |   ٍ   |   ٌ
au | ai | x
َ ى |   و َ |   ۡ
In the Arabic script there are no vowels, nor con­sonants (just letters);
the letters و , ى , ا are used for long vowels, (some­times) for short vowels, and for con­sonants:
ا for a, ā and ʾ (the glottal stop); ى for i, ī and y ; و for u, ū and w .
For long vowels
the West uses vowel sign + leng­thening letter,
the East long vowel signs.
For long vowels, in Northern India (Afġā­nis­tān, Kašmīr ...) before 1850 always long vowel signs were used,
while today when there is an alif after fatḥa,
or a yāʾ after kasra
or wau after ḍamma, short (normal) vowel signs are used ‒ like in the West.
What is special in this mansu­script:
for ū without wau, there is a special form of turn­ed/long ḍamma.

I have looked at less than ten mss. form the north-west of the sub­con­tinent before 1850:
they consistently use the long-vowel signs, but the special long-vowel sign when no wau follows, seems to be sin­gu­lar.
Below a ms. form the library of the Univer­sity of Michigan. I du­pli­cated two ū-signs in the middle of the right page: one before wau, one with­out wau: they are the same.
((Just to make it clear: After the "ḍamma without wau" there is a wau, but that wau carries a fatḥa = is a consonant, not a /ḥarf madd/ = not a lengthening letter.))
two more:
Last I show that long-fatḥa /ā/ is used this way not only in "early" North-India, but in Syrian incriptions and Persian maṣāḥif as well:
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Mittwoch, 25. Dezember 2024

Fehler in der König-Fuʾād-Ausgabe

Auch wenn viele glauben die KFA von 1342/1924 sei eine Aus­gabe non varia­tur,
hatte sie eine Reihe von Feh­lern, die ihre Kinder (die Aus­gabe von '52)
und Enkel (die diversen ʿUṯmān-Ṭaha-Aus­gaben) be­rich­tigt haben.

Da sind einmal die Setz­fehler, die nicht auf ihre geisti­gen Väter zurück­gehen. Berg­sträßer be­richtet, dass in 4:165 ein Punkt auf dem zai von /ʿazīzan/ fehlte und in 24:60 auf /bikāḥā/ auf dem hāʾ ein ḫāʾ-Punkt war. Diese Feh­ler wur­den so schnell kor­ri­giert, dass noch keine Bib­lio­thek ein feh­ler­haf­tes Exemplar gemeldet hat.







Der schlimmste Fehler, der al-Ḥusainī al-Ḥaddād unter­lief, war dass er in 7:137 /kali­mat/ mit ge­knüpften tāʾ schrieb;

das wurde in den großen KFAII-Aus­gaben (auf der Drucke­rei der Natio­nal­bib­lio­thek gedruckt) pro­fes­sio­nell, in den klei­nen kfe II (in Būlāq ge­druckt) not­dürftig kor­rigiert.


Doch war es wirklich ein Fehler? ḤḤ tat was er fast immer tat: er ko­pierte seine Warš-Vorlage ent­waršt (fast immer, weil bei Vers­nummern und Pausen folgte er öst­lich-ägyp­ti­schen Autori­täten, bei den sajā­dāt den Hana­fi­ten, beim Waṣl dif­feren­zierte er nicht nach dem Vokal bei vor­heriger Pause).

Komisch, dass dieser Um­stand vor mir nie­man­dem aufge­fallen ist, ob­wohl DAS neben Offset-Druck und grund­linien-orien­tierter Schrift, DER Punkt der KFA ist.




Alles was aḍ-Ḍabbāʿ 1952 tat, war Indien (und Libyen, Persien und der Türkei) zu folgen:







Anders als bei /kalimat/ (und /niʿamat/), die an einer Stelle so und an einer an­deren an­ders ge­schrie­ben wer­den,
wo entweder ein Alif im rasm steht oder nicht,
verhält es sich bei der Frage, ob kasra das Hamza-Zeichen nach unten zieht oder nicht.
Es ist nur eine Kon­ven­tion, aber eine Kon­vention, die entweder über­all eingehalten wird oder nirgends.

Während in Indien und dem Maghrib kasra das Hamza-Zeichen runter­zieht, tun sie es in Per­sien und im Os­ma­ni­schen Reich nicht ‒ also ta­ten es Ägyp­ter vor dem Er­sten Welt­krieg nicht, und ḤḤ unter­lief es ein­mal, das Hamza oben zu lassen. Dieser ein­deutige Fehler wurden 1952 be­richtigt.
Eine andere Korrektur, die 1952 gemacht wurde: /li‑ṭ‑ṭāġīna/ wurde 1924 mit einem nor­malen Alif, 1952 mit einem "Dolch-Alif" geschrieben. Wieder folgt ḤḤ Marrok­ko (und Libyen), aḍ-Ḍabbāʿ folgt niemandem ...
... Sollte er Parallel­stellen gefolgt sein? Denn auf Abū Dāʾūd Sulaimān Ibn Na­ǧāḥs Muḫ­ta­ṣar at-tibyīn kann er sich nicht berufen (der schweigt dazu). Was ein schlimmer Fehler wäre ...
Ein anderer Fehler ist ein falsch pla­ziertes Hamza. In 2:264 sollte das Hamza hinter dem Zahn sitzen (wie an den andern beiden Stellen). Durch Unacht­samkeit wurde es 1924 falsch gesetzt; später wurde das korri­giert.

Ein anderes Problem in 73:20
in allen großen KFAs steht الن ;
in den kleinen von 1347/1929 bis 1371/1952 ان لن
another problem occurs 73:20
the first KFE (1342/1924) has الن ;
from 1347/1929 to 1371/1952 small kfe's have ان لن
after 1952 all KFE II have الن ; today Madina editions have: ان لن


Außer bei den Pausen sieht der KFK/Madina noch zwei Fehler in dem KFAs, zumindest berichtigt sie die Stellen:


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Samstag, 23. November 2024

händisch

links auf vergilbtem Hintergrund eine Seite aus Hyderabad 1938. Ich nahm an, dass die Government Central Press von Hyder­abad-Deccan die Typen in Būlāq ge­kauft hat und dann in fünf Reihen gesetzt hat.
Es hat sie aber bei Montotype gekauft, die Būlāq imitiert hatten;
fatḥa und kasra sind jedoch flacher.
Der größte Unterschied:
Hyderabad ist ein Typendruck
Gizeh machte nur einen Bürstenabzug;
dieser wurde händisch korrigiert,
man schnitt die kasra aus und setzte sie höher,
sogar in die End-Schwünge von ع غ ح خ ج .
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Sonntag, 27. Oktober 2024

Nachdruck? – nicht wirklich

So wie der zweite Druck der König-Fuʿad-Ausgabe kein Nachdruck ist – Nachdrucke werden mit den alten Platten gemacht –,
sondern eine modifizierte, ver­kleiner­te Aus­gabe mit auf neu gekauften Maschinen ge­machte Platten, auf neue ge­kaufen Buch-Maschinen ge­druckt
– inhaltlich sind zwar nur zwei Platten neu (mit einem Wort mehr (اصله) sowie einmal vier, einmal sechs Siegel mehr), aber alle Platten sind neu (etwas kleinerem Text­rahmen, sehr viel weniger Rand),
so gibt es auch von der zwei­sprachi­gen Aus­gabe mit der Über­tragung von M.M.Pichthall des Glorious Qurʾân
keine Nachdrucke, sondern zwei Neuaus­gaben:
– einmal die von Allen & Unwin in London (unter anderem für Scharjah ) und
– die von Dār al-Kitāb al-Lubnānī /al-Maṣrī für die Islamic Call Association in Tri­polis auf Bibelpapier in einem Band gedruckten.
Genauer: es gibt wohl aus den 1940ern bis 1975 Nach­drucke bei Allen & Unwin und dann 1976 eine Festival Edition mit Ände­rungen; u.a. sind auf vier Seiten Verse anders gezählt: die alte indische "kufi­sche" Zählung ist durch die neue ägyp­ti­sche "kufische" ersetzt – dabei sind keine Verse­ende verschoben, sondern nur aufge­hoben bzw. dazugekommen – so zumindest habe ich ich A.T.Welch in der Encyclopedia of Islam II verstanden.
Eine Überprüfung ergab, dass die rein englischen Ausgaben 1930-1975 zwar "indische" Vers­enden ent­halten, nicht aber die zweisprachige Ausgabe; diese enthält von Anfang an Notes und Ḫuṣūṣiyāt in Urdu
Die Drucke der Islamic Call Association sind schon deshalb keine Nach­drucke, weil sie zwar die Suren-Titel-Kästen (mit An­gaben zur Offen­barungs­Reihen­folge) und die Pausen­zeichen von 1924/1938 be­wah­ren, aber die nament­lich 1952 genannten Korrek­turen über­nehmen (/ka­limat, qāʾim/ ...) sowie (meistens! – s.u.) am Suren­ende an­neh­men, dass als nächstes die Basmala gesprochen wird, also tanwīn in /am, um, im/ wandeln.



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Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)

Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 1980...