Samstag, 11. Januar 2020

Indien ist kein Land,

... sondern ein Subkontinent
in Bengalen sieht es ein wenig anders aus

als im Punjab

in Nordindien

anders als in Südindien

und wieder anders in Bombay

(was in Indonesien immer noch nach­gedruckt wird)
Man achte auch auf das kleine nūn vor ʿain, weil tanwīn nicht assimiliert wird.

Und hier ist ein Druck aus Tamil Nadu,
der -- außer bei den Surtentitel und der Basmala ‒
einen modernen Druck der Taj Company benutzt,
der in China, Indien und Indonesien (neben dem alten Bombaydruck, neben Bahriye, vor ʿUṯmān Ṭaha) populär war:


Ali Akbar hat die Aufnahmen in einer südindi­schen Moschee in Singapore gemacht.
wie diese von einem südost­asiatischen Nach­druck einer Taj-Company-Ausgabe:

Und noch ein bengalischer:
Here more from Bombay. siehe auch und und und und und und kurz danach

Samstag, 14. Dezember 2019

osmanisches Reich ‒ Türkische Republik

Im ersten Drittel des 20. Jahrhundert wurde in Istan­bul viel experi­mentiert.
Mit gesetzten Ausgaben ‒ mit Erläuterungen oder Über­setzung in Osmanli.



alle drei: Privatbesitz Ismailoğlu @IsmailogluF
Und dann kam der Fortschritt:
arabischer Kuran in türkischen Buchstaben:






oder "tefsir": kommendierende, para­phra­sierende Über­tragung
oder "tercüme": poetische Übertragung, die dann auch ge­betet werden soll (Vorbild: King James & Luther)
oder "meal": knappe Verständnishilfe ‒ neben dem ara­bi­schen qurʾān, dass klar ist, dass er nicht ersetzt werden soll. Die vierte Option hat sich durchgesetzt.
Alles war im Fluss.

Nicht einmal die Richtung des "Halb"mondes war klar.
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trau dem Faksimilie

Während man einen Reprint für 10 € bekommt,
muss man für ein Faksimilie -- ob vom türkischen Tourismusministerium, einer Stiftung oder von Privat -- mindestens tausend Euro ausgeben.
Dafür ist es auch so, wie in der Handschrift.



Samstag, 30. November 2019

trau dem Reprint!

Ich habe geschrieben "Trau keinem Reprint".
Das ist unklar.
Ich meinte nicht: Trau keinem Reprint als Koran,
sondern: Trau keinem Reprint als bildgetreue Wiedergabe der Originalhandschrift.
Hier zwei Stellen aus dem Istanbuler Original des 604seitigen muṣḥaf von MNQ -- leider nur Graustufen --;
man erkennt, dass das Pausenzeichen mulaq nicht schwarz war
(es war rot):

In der zweiten Zeile fehlt ein yāʾ;
man kann aber das alif als Hamza-Träger lesen,
denn in der östlichen Schreibung
schließt ein Vokalzeichen (hier kasra) auf/unter Alif Hamza ein.
Das hat den Vorteil, dass man das Alif nicht als ḥarf al-madd lesen kann; es ist ja stummer Träger.
Es ist also nicht falsch. Und es wird auch so in Indonesien nachgedruckt.
In Tehran passte man diese Stelle der Parallelstelle an:

Samstag, 23. November 2019

ar-rasm al-ʿUṯmānī <--> "ar-rasm al-ʿUṯmānī"

Es gibt Leute, die glauben ein bestimmter muṣ­ḥaf stamme vom Khalifen ʿUṯmān,
obwohl er in einem Schreib­stil/Duk­tus geschrieben ist, von dem Experten meinen, dass er erst hundert Jahre später aufkam.
Es gibt Leute, die glauben ein bestimmter muṣ­ḥaf stamme vom Khalifen ʿAlī,
obwohl er in einer Ortho­graphie geschrieben ist, die frühesten hundert Jahre später aufkam (sich noch später durch­gesetzt hat).

So einfältig, so leicht­gläubig sind Experten nicht.
Trotzdem gibt es welche, die "fest­stellen",
eine Handschrift sei im ʿuthmanischen rasm geschrieben,
obwohl wir von keiner Handschrift wissen,
dass sie eines der maṣāḥif al-amṣār sei,
oder eine genaue Abschrift davon,
obwohl wir keine Bericht über sie von Zeit­genossen haben,
obwohl wir nicht wissen, welchen rasm die Standard­hand­schriften hatten.

Was wir haben sind Schriften ÜBER alten Handschriften,
welche Gelehrte, die nie in Kufa, Basra, Damaskus, weder in Bahrain noch im Jemen gewesen sind, Jahr­hunderte später ge­schrieben haben.
Da sich damals schon sieben, zehn, vierzehn kanonische Lesarten etablier­ten hatten,
die nicht nur als grammati­kalisch korrekt galten,
nicht nur vielfach überliefert (die ersten zehn) oder wenigstens anerkannt waren,
sondern angeblich auch mit "dem ʿuṭmānischen rasm" übereinstimmten,
die aber an etwa 40 Stellen Abweichungen hatten, die nicht durch Zusatz­zeichen (Dia­kritika, Vokal­zeichen, Verdopplungszeichen, hamza-Zeichen) sondern zusätzliche bzw. fehlende Buchstaben geschrieben wurden,
hat man flugs aus dem EINEN ʿuṯmānischen muṣḥaf deren Fünfe gemacht.
((Sorum wird es wohl gewesen sein:
  Die verschiedenen Leser haben nicht unterschied­lich gelesen,
  weil sie verschiedene maṣāḥif benutzten,
  sondern man ging von verschiedenen maṣāḥif aus,
  weil sie unterschiedlich lasen
  -- ad-Dāni lebte 120 Jahre nach Ibn Muǧāhid.   Marijn van Putten beweist, dass ich falsch liege!!))
"Der ʿuṭmānische rasm" ist ein Glaubensfakt.
Den ʿuṯmānischen rasm kennen wir (noch) nicht,
(Nachtrag: Marijn van Putten ist dabei einen Text zu publizieren, wie er in den frühen Manuskripten steht.) er stimmt sicher nicht mit "dem ʿuṭmānischen rasm" überein.

Dies nicht auseinanderzuhalten, ist unwissenschaftlich.


Es geht auch nicht an, bei der Ortho­graphie der frühen Hand­schriften
matres lectionis "schwache Buchstaben" zu nennen, weil alif, wau und yāʾ
in einem ganz anderen Zusammenhang (bei der Wortbildung) so genannt werden.
Genausowenig darf man alif als hamza, als Wortende-Anzeiger und als a/ā-Platz­halter
in einen Topf werfen.
Differenziert denken!
Differenziert sprechen!

Und sollte ich nicht genau sein,
dann kritisiere man es bitte!
Und ich bin bereit, mich belehren zu lassen.
Zum Glück sind einige Forscher dabei, sich die alten Handschriften genau anzuschauen. Marijn van Putten stellt nicht nur fest, dass die ältesten Handschriften anders geschrieben wurde, als die von ad-Dānī herangezogenen, sondern auch, dass sie so gelesen wurden, wie sie geschrieben wurden -- also nicht mit durchgehend mit Kasus­endungen und tanwīn.

Donnerstag, 14. November 2019

Persien / Iran

In einem meiner erstes Posts zeige ich, dass ʿUṯmān Ṭāhā weniger kalli­gra­phisch schreibt als der 1924er ägyp­tische Regierungs­druck: er bleibt auf der Grund­linie, hat kein Knuddel­mīm, so dass IMMER von rechts nach links zu lesen ist: So stehen die Vokal­zeichen nicht nur in der rich­ti­gen Reihen­folge ‒ was sie auch im osmani­schen Stil müssen ‒, sie stehen auch immer nahe bei dem Buch­staben, den sie "bewegen".
Alles in Allem ist ʿUṯmān Ṭahā nah am Setzkasten der Amiriya = vereinfachter osmanischer Duktus.
In "Kein Standard" konzentriere ich mich auf die Recht­schrei­bung, besonders auf die afrika­nische (maghebi­nisch-arabi­sche) sowie die indo-pakistanische
und folg­lich auch auf arabische, osmanische und indische Schreibung. Aus dem Iran zeige ich fast nur Nastaʿliq.
Deshalb hier der in maṣāḥif üblische persische Schreib­stil, alle Beispiele aus Reprints persi­scher Hand­schriften.

auch wenn von drei verschiedenen (berühmten) Kalli­graphen, schreiben sie ziemlich ähnlich.
Unten rechts wie oft in Persien und Indien steht wa allein, ge­trennt von dem Wort, mit dem es zusammengeschrieben gehört.
Hier noch zwei Beispiele von "wa-" am Zeilenende; das erste finde ich be­son­ders schlimm, weil das alif-waṣl von seinem Vokal /a/ getrennt steht.

In "Kein Standard" zeige ich Bilder aus vier ver­schiede­nen ʿUṯmān-Ṭāhā-Ausgaben aus Tehran (eine mit 12 Zeilen Inter­linear-Über­set­zung pro Seite, einer mit ʿUṯmān-Ṭāhā-Font gesetzt). Hier eine mit 11 Zeilen; alle Wörter original, alle Zeilen neu (das Origi­nal hat 15 schmäle­re Zeilen je Seite). Leider wieder der "wa-"Fehler:


Diese Interlinear-Ausgabe ist "persischer" im Schreib­stil und bei den Zusatz­zeichen. Aber wie bei UT 604 Seiten:

Mittwoch, 13. November 2019

Rechtschreibung

Viele denken, dass es EINE Art gebe,
den Qurʾān zu schreiben ‒ wenn man die verschiedenen Lesarten unberück­sichtigt lasse.
Viele vermuten, dass die Hand­schriften und Drucke optimal seien.
Das Gegenteil ist richtig:
es gibt keinen fehlerlosen Druck:
bei den Arabern sind viele Stellen, an denen ein Langvokal kurz gesprochen, nicht markiert;
ferner fehlen bei den Arabern Ägyptens und des Ostens Angaben zur Voka­lisierung von alif-waṣl FALLS mit ihnen eingesetzt wird.

Bei Türken, Persern, Indern, Indonesiern fehlen Angaben zu ver­schiedenen Reali­sierung von tanwīn {was nicht schlimm ist}, sowie zu Feinheiten der Assimilierung.

Zur Schreibung der Langvokale
gibt es ein alten indisches System, was zur Zeit niemand benutzt.
Es stützt sich auf sieben Vokalzeichen (a ā i ī u ū x) und
ignoriert ‒ außer bei Diphtongen ‒ die Vokalbuchstaben.

Daneben ‒ ich bin geneigt "dagegen" zu sagen ‒ gibt es ein afrika­nisches System, das immer zweier­lei braucht:
ein Vokalzeichen UND einen Vokalbuchstaben;
hier wird ein kleiner Vokalbuchstaben ergänzt, wenn im rasm keiner steht
‒ auch wenn "nur" die Regeln der Prosodie oder der Reim die Längung erfordern.

Erfordert die Prosodie die Kürzung, bleibt das unberück­sichtigt.
Erfordert der Reim die Kürzung, wird es notiert.
In türkischen Ausgaben wird die Längung zu /ī/ notiert,
die zu /ū/ NICHT.
Indonesier, die osmanische Kopien nachdrucken, korrigieren dies.

Hier ein paar Wörter aus einem indischen Manu­skript von etwa 1800 (Sura Hūd)
und die moderne indische Schreibung, in der das KURZvokal­zeichen steht ‒ wie in Afrika ‒,
FALLS der richtige Vokal­buchstabe folgt.
Folgt der falsche oder gar keiner, steht ‒ wie früher ‒ der LANGvokal­buchstabe.
Beim Diphtong (al-farīqaini in der letzten Zeile) bekommt der Vokal­buchstabe ǧazm,
damit man weiß, das er nicht stumm ist.

In 7:103 und 3:144+21:34 11:97+ 10:75+23:46+28:32+ 43:46 sind trotz Schreib­unterschiede Laute und rasm gleich:
wa-malaʾihī
IPak: وَمَلَا۠ئِهٖ
Q52: وَمَلَإِي۠هِۦ
Im rasm steht je eine mater für /a/ und /i/ ‒ ja wirklich für KURZE VOKALE,
weil die allerersten Schreiber keine andere Mög­lich­keit hatten, das zu notieren.
in Indien ist das alif stumm (längt das fatḥa nicht), das yāʾ trägt das Hamza,
in Arabien trägt das alif das Hamza, das yāʾ ist stumm.

In 3:144 + 21:34 ʾa-faʾin
IPak: افَا۠ئِنْ
Q52: اَفإي۠ن
Inder und Türken machen das alif stumm
(früher setzten die Inder NICHTS auf das alif, heute den Stumm-Kreis,
die Türken das Wort qaṣr darunter)
die Araber sehen das alif als Hamza-Träger, das yāʾ als stumm.
Muṣṭafā Naẓīf lässt das stumme yāʾ in seinem (in Deutsch­land und Indo­nesia nach­ge­drucktem) 604er berkenar muṣḥaf in 21:34 weg: اَفَإنْ
Sonst hat er ‒ wie üblich ‒ alif und yā, aber in dem 604er fehlt das yāʾ und die meisten Heraus­geber der Re­prints stört(e) das nicht.

Hier zwei Seiten mit der gleichen Stelle aus Sura Ḥūḍ, damit Sie sehen, dass das keine Idiosynkrasie des Schreibers war, sondern ein durchdachtes System ‒ Achtung: das umgedrehte ḍamma steht meist über dem waw, gehört aber zum Konsonaten davor, das waw ist stumm.

trau keinem Reprint ...

... es sei denn du hast ihn selbst "verbessert"!
Ḥāfiẓ ʿUṯmān (1642-98)'s muṣḥaf auf 815 Seiten (ohne das Abschluss­gebet, den Index und das Kolo­phon) ist sehr oft und sehr lange in Syrien (in Ägypten meist mit tafsīr) nach­gedruckt worden; einen aus mehreren zusammengeschusterten 604seitigen von Haǧǧ Ḥāfiẓ ʿUṯmān Ḫalīfa Qayiš­Zāde an-Nūrī al-Bur­durī (Hac Hattat Kayış­zade Hafis Osman Nuri Efendi Burdur­lu gestorben 11. März 1894 (4 Ramaḍān 1311) findet man oft in der Türkei.


Links ein Damaszener Druck vor 1950 mit vielen Zeichen, die später getilgt wurden:
kleines hā' und yā' für Fünf und Zehn (15,20, 25,30 ...)
zwei Kleinbuchstaben (immer eines davon bā') über baṣrische Vers­zählung
kleine punktlose Buchstaben unter oder über einem punkt­losen Buch­staben, um zu betonen, dass da kein Punkt fehlt (oder auch لا, was wie ein V oder Vogel­Flügel aussieht ‒ in manchen Manu­skripten bekommen dāl und rāʾ einen Punkt darunter, um zu sagen nicht-zāʾ, nicht-ḏāl).

In der Mittel (auf blassgrünem Grund) habe ich zwei Stellen hervorgehoben:
bei der ersten haben die modernen türkischen Bearbeiter (siehe rechts /gelblich) die zwei Wörter von anderen Stellen im muṣḥaf hier­hin­kopiert, damit es klar und deut­lich von Rechts nach links geht, damit jedes Vokal­zeichen "richtig" platziert ist.
bei der zweiten Stelle haben sich die Herausgeber an dem 815er muṣḥaf bedient, um den rasm zu "korri­gieren":

auf dem folgenden Bild aus dem "syrischen" BHO (dem Großen, dem Älteren):
hellblau sind ihmal-Zeichen: Halbkreis, nach oben offen, über dem sīn (drei untergesetzte Punkte sind eine Alternative dazu)
bei ḥ ein ḥ darunter, also kein ḫ, noch ein ǧ
das pinke هـ ist auch ein ihmal-Zeichen, sagt: kein tāʾ-marbūṭa
wieder ein Halbkreis über rā' von rabb (könnte auch ein unter­setzter Punkt sein)
ansonsten ع : kein ġain, und ک :kein lām

Grün: Pausenzeichen, wie auch heute üblich: lā, ǧ(a'iz)

dunkelblau oder hellblau: لب تب basrisch kein VersEnde bzw basr. Versende (تام) zu dieser Gruppe gehören auch حب عب : basrisch-5, basrisch-10 rot sind die waṣl-Zeichen Was ist daran anders als sonst. Während in Indien nichts steht (Grundregel: Nichts --> nicht zu sprechen), und im Westen immer ein waṣl-Zeichen steht, steht bei den Osmanen der ṣād-Kopf nur vor einem "stummen Buch­staben", meist einem an den dahinter­stehenden assimilier­ten.
Desgleichen in diesem Bild, plus zwei neuen Dingen: das erste Wort von Vers 16 الله (normaler­weise waṣl-Zeichen) hat hier ein (in Handschriften und guten Drucken rotes) Fatḥa, WEIL nach obligater Pause.
Auf dem nächsten Bild ein عـ beim Versende, wo jetzt 201 steht, das bedeute mal: Zehner, also 200 (Zusammenziehung von zwei Versen und Teilung (keine Verschiebungen) sind innerhalb einer kanonischen Zählung möglich)

Donnerstag, 10. Oktober 2019

der rasm ‒ deutsch

Vom Wortsinn her ist es: Strich, Zug, Riss
Was gar nicht geht, ist: Konsonantengerüst.
Kon-Sonanten, Mit-Klinger bezeichnet zuerst Laute ‒ dann Zei­chen für diese.
Ist von Text, Strich, Zug, Gerüst die Rede können nur Zei­chen ge­meint sein.
Diese sind aber gar keine Mit-Klinger, sondern Buch­staben.
Mit-Klinger gibt es logisch nur, wenn es Klinger gibt.
Nur wo es Vokal-Zeichen gibt, kann es Konsonant-Zeichen geben.
(Da Griechen kein ḥ sprachen, haben sie den Buch­staben ḥēt zum ē gemacht = die Er­findung des Vokals.
aus Jud wurde ī, aus ʿain Omikron, aus waw Ypsilon (ū).)
Die Buchstaben im Qurʾān ‒ in den frühen Manu­skrip­ten und den Texten, die sich auf ad-Dānī & Co. berufen, ‒ sind Buch­staben, nicht Kon-Sonanten.
Wenn überhaupt, sind es Kon-Sonanten, UND Wort­ende­Markierer UND Sonan­ten ‒ Lang­vokale und Kurz­vokale (des­halb sind für heutige Araber einige Buch­staben überflüssig).
Dass hunderte Buch­staben (ḥurūf al-madd wa'l-līn) Lang­vokal bzw. Diph­thong anzeigen, dürfte all­gemein bewusst sein, aber auch Kurz­vokale werden durch Buch­staben ‒ die eben KEINE reinen KON­sonanten sind ‒ markiert: sehr oft اولٮك aber auch seltene Wörter wie وملاٮه (7:103) الأعراف١٠٣ bei dem man heute zwei stumme Buch­staben sieht: einen hamza-Träger und einen über­flüs­si­gen; ursprüng­lich standen die für (Kurz-)Vokale (a i, aʾi, ayi).
Genau so ist es bei اڡاىں (3;144 + 21:34) IPak: افَا۠ئِنْ Q52: اَفإي۠ن
Auch in dem häufigen اولٮك stand das wau für /u/;
heute ist es stumm, da das ḍamma auf dem Alif fur /u/ steht.
Ebenso in ساورىكم
(7:145, 21:37), لاوصلٮٮكم
(7:124, 20:71, 26:49)
Schön auch das 22. Wort in 3:195 واودوا
sechs Buchstaben,
gewiss keine sechs Konsonanten.

Es ist logisch unmöglich, dass es nur Kon-Sonanten sind.
Auch phonetisch schwierig: Nichts kann MIT-schwingen, wenn es keine Schwinger gibt.
Also bleibt man wohl beim graphischen Ursinn: Strich, Zug, Riss.

Sonntag, 15. September 2019

Begegnen Neuwirth (= Angelika Kleinknecht)

Die „Standardausgabe“ von 1924/5 hat keinen Titel. Bayerische und Preus­sische Staats­biblo­thek sowie die FU Berlin setzen sie als „[al-Qurʾān]“ an. „Amticher ägyp­tische Q.“ und „König-Fuʾad-Aus­gabe“ sind übliche Be­zeich­nungen. Kairi­ner Buch­händler nannten sie „der 12-Zeilige مصحف ١٢ سطر“. (Die Šamarli-Aus­gabe hieß „der 15-Zeilige“, woran man deren Bedeu­tung erkennen kann – die Aus­gaben von Muṣṭafā Naẓif und von ʿUṯmān Ṭāhā sowie der Azhar-Muṣḥaf (1969-79) haben auch 15 Zeilen je Seite.) Im Inter­net findet man sie meist als مصحف المساحة auch als مصحف المساحة والاميریة oder Egyptian Survey (Authority) Qurʾān also als "Grund­buch­amt­quran". Auch "Koran der Amīriyya" ist ein ge­läufiger Name.

Da Begegnen Neuwirth schon Professorin ist, braucht sie sich nicht an die Regeln wissen­schaft­licher Titel­anset­zung zu halten, die ver­langen näm­lich eckige Klam­mern um ange­nom­menen, er­schlos­sene, selbst kre­ierte Titel, Titel also, die man weder auf dem Buch­um­schlag, noch auf einer Titel­seite finden kann. Wissen­schaft­lich han­delt es sich um „[al-Qurʾān]“. Neu­wirth aber nennt ihn mal „Al-Qur‘ân al-Karîm, Kairo 1925“ (Der Koran als Text der Spät­antike, Berlin: Suhr­kamp 2010. p. 30, auch p.261) mal „Qur‘ân karîm 1344/1925“ (ebd. p. 273). Neu­wirths Erschei­nungs­jahr könnte stimmen, ob­wohl biblio­graphisch maßgebend ist, was das Buch selbst von sich behauptet: 1924. Es steht aber IM Buch SELBST, dass sein Druck "am 7. Ḏul­ḥigga 1342 (= 10.7.1924) ab­ge­schlos­sen" worden sein.
Wie kann im Buch vom Ab­schluss des Druckes so genau berichtet werden? Es kann nur der Druck des qurʾānichen Textes gemeint sein. Die Nach­richt darüber kann aber erst danach gesetzt worden sein, der ganze Anhang erst danach gedruckt. Druck des gesamten Werkes und erst recht die Bindung kann eigent­lich erst 1925 abge­schlossen worden sein ‒ was auch die Blind­prägung in Bergsträßers Band nahe­legt.

Besonders schön ist folgende Fest­stellung der Pro­fessorin:
der „ver­schrift­lichte[] Koran­kodex, muṣḥaf, [wurde] durch … Über­liefe­rung durch die Jahr­hunderte weiter­tra­diert …, um schließ­lich im letzten Jahr­hundert, im Jahre 1925, in die Form eines ge­druck­ten Textes ein­zu­gehen." Der Koran als Text der Spät­antike, Berlin: Suhr­kamp 2010. p. 190
In der von ihr auto­risier­ten ameri­kanischen Aus­gabe (Ange­lika Neu­wirth, The Qur’an and Late Antiquity, New York: Oxford UP 2019. p. 110) heißt es: "the written Qur’an codex, muṣḥaf, … was handed down through the cen­turies by tra­dition … until finally, it merged in the year 1925, into the form of a printed text."
"in order to be finally, in the last century, exactely in 1925, to be trans­formed into a printed text" wäre näher am Ori­ginal.
Dies lesend dachte ich, Neuwirth sei komplett ver­rückt geworden. Jeder Student der Geschichte des Korans hat Victor Chau­vin gelesen oder min­destens Hart­mut Bob­zin (oder Schulze oder Puin).
Wo sie studierte, in München, gibt es über zwanzig Koran­drucke aus der Zeit vor 1924.
Als sie ihr Opus Magnum schrieb, gab es schon Inter­net, worin man hun­derte Drucke, die Biblio­theken in London, Berlin, Oxford, Amster­dam bereithalten, finden kann.
Seit 1830 gab es viele Drucke in muslimi­schen Ländern, seit 1870 sehr viele ‒ und von hoher Qualität.
Ich hielt Begegnen Neuwirth für völlig gaga, bis ich eine Fuß­note von Gabriel Said Reynolds las. In der "Intro­duction" zu The Qur'ān in its His­to­ri­cal Context, Abing­don: Rout­ledge 2008 schreibt er
the standard Egyptian edition of the Qur’an, first pub­lished on July 10, 1924 (Dhu l-Hijja 7, 1342) in Cairo, … was the not the first printed edition of the Qur’an, which was instead that com­mis­sion­ed by Muhammad ‘Ali in Egypt in 1833
Dass Gizeh 1925 ‒ fälsch­lich auch "Kairo 1925" ‒ nicht die erste ge­druckte Ausgabe ist, schien mir, bis ich diese Fuß­note las, für so selbst­verständ­lich wie, dass es manchmal in London regnet und im Winter in Moskau schneit: nicht er­wähnens­wert! Doch Reynolds wusste es nicht, bis er den Artikel "Printing" in der Ency­clo­pe­dia of the Quran gelesen hatte, dem er ent­nahm, dass der erste Druck eines ägyp­tischen muṣḥaf 1833 erfolgt sei ‒ was aber aber Unsinn ist; es gab allen­falls den Druck eines kleinen Aus­zugs!
Ferner: Während die Laut­gestalt wohl durch die Jahr­hunderte von Leh­rer zu Schüler weiter­gereicht wurde, geschah das – zu­mindest in Ägypten – nicht mit dem Kodex. Die KFA basiert weder auf den ältesten Manu­skrip­ten, noch auf den jüngsten; sie basiert laut Berg­sträßer auf dem aus­wendig gewuss­ten Text und Werken von anda­lusi­schen Ge­lehrten. Oder schlicht auf marok­ka­ni­schen Aus­gaben ohne die Warš-Be­son­der­heiten.
begegnen
Warum muss ich kotzen, wenn ich Texte von Begegnen Neu­wirth lese?
Das Wort, wie sie es gebraucht, ist Jargon so wie das waid­männische "Losung".
In der Orientalistik ist es jüngsten Datums.
Bergsträßer verwendet das Wort überhaupt nicht.
Vollers verwendet es korrekt, "Die syn­tak­tischen Unterschiede, die uns ... begegnen," "die Form, die uns im Qorân fünfmal begegnet".
1977 kannte das Große Wörterbuch der Deutschen Sprache das neuwirthsche "begegnen" noch nicht. Dass es neben dem ursprüng­lichen reziproken
einander begegnen
mit jemandem zufällig zusammen­treffen; jemanden zufällig treffen
schon das transitive
jemandem, etwas begegnen
etwas antreffen, auf etwas stoßen
und die instransitiven
widerfahren (so etwas ist mir noch nie begegnet)
sowie
auf etwas in bestimmter Weise reagieren (einer Gefahr mutig begegnen)
gibt,
reicht völlig.
Es muss nicht auch noch das neuwirthsche absolute Verb geben.
Kein Wort muss alles bedeuten.
Kein Wort sollte mit einer zusätzlichen Bedeutung ver­sehen werden,
wenn man das schon auf zig andere Weisen sagen kann.

Nur um sich vom gemeinen Volk abzu­setzen,
hat Begegnen Neuwirth aus dem korrek­ten Gebrauch
parfumierte Scheiße gemacht.
Warum sage ich das?
Weil es nur dazu dient, Duftmarken zu setzen.
Die meisten ihrer Sudent*innen machen es ihr nach!
Wenn es nur eine Verrückte wäre, die sich inter­es­sant macht,
hielte ich meinen Mund.
Weil es aber Kohorten von Lemmingen gibt,
melde ich mich zu Wort.
Es gibt einen korrekten Gebrauch, den Dummköpfe "verfeinert" haben:
Zum andern begegnen wir einem Neutrum altenglisch brēost, altsächsisch briost und altfriesisch briast.
Stefan Speck in Quora
So ist es richtig. Bei Neuwirth ist es Sch..ße.

Nach meinem Sprachempfinden ist Alles was A. Bege­gnen Neu­wirth schreibt,
Losung.
Etwa "Die Sure ist Einheit." (zig mal).
Deutsch ist das nicht.
Die Sure ist eine Einheit
und
Die Sure ist einheitlich.
sind deutsch.
A. Begegnen Neuwirths Satz ist schlicht falsch.
Was sie sagen will:
Keine Einschübe.
Spätere Einschübe gibt es nicht.
Die Sure ist aus einem Guss.
oder ‒ ganz unbegegnenneu­wirthisch formu­liert ‒:
Einschübe habe ich keine festgestellt.
Einschübe sind mir nicht aufgefallen.


Und noch Mal:
Wenn man im Internet einen chrono­logischen Koran publiziert, über­setzt und kom­mentiert,
muss man eine Sure so oft ab­drucken, wie sie gekürzt oder er­weitert wird,
nicht nur einmal (das erste Mal),
und dort erwähnen, was später alles dazu­kam.
Wenn man ‒ wie Begegnen Neu­wirth ‒ davon ausgeht,
dass der Koran nicht aus Versen besteht,
sondern aus Suren,
dann ist eine veränderte Sure,
neu in der Chrono­logie zu platzieren.
Nur so bekommen die Leser einen Eindruck von dem neuen Stadium,
dem neuen Umfeld von frisch geoffenbarten (frisch ver­kündeten/ neu be­arbei­te­ten) Suren.

Nachtrag im Zeitalter der KI:
der CoPilot:
Ja, das scheint der Kern der Sache zu sein! Es wirkt eher wie eine stilistische Entscheidung, die einen akademischen oder „gehobenen“ Ton erzeugen soll, ohne unbedingt präziser oder dichter zu sein als einfachere Formulierungen wie „kommen vor“. Solche sprachlichen Eigenheiten findet man oft in geisteswissenschaftlichen Texten, wo eine gewisse Ausdrucksweise Teil des Fachjargons wird – manchmal wohl mehr aus Gewohnheit als aus echter Notwendigkeit.
Vielleicht auch ein Versuch, das Auftreten eines Begriffs als etwas Bedeutungsvolles zu inszenieren, als ob diese Erscheinung nicht bloß existiert, sondern fast „eine Begegnung“ mit der Interpretation darstellt. Ob das wirklich überzeugend ist, sei dahingestellt. 😉
Ich habe einen Akademiker gefragt: Fagst Du Deine Frau: Begegnen Nudeln? Er: Natürtlich nicht, mit einer Frau rede ich verständlich.
Das bringt das Problem wunderbar auf den Punkt! In der Alltagskommunikation würde niemand so künstlich reden. Es scheint, als ob akademische Ausdrucksweisen sich von der eigentlichen Funktion – der klaren Vermittlung von Ideen – entfernt haben: Jargon zur Demonstration von Distinktion.
Warum keine verständliche Texte, sondern Nebelkerzen. Vielleicht liegt das Problem darin, dass Fachsprache oft eine Gemeinschaft bildet, in der bestimmte Begriffe oder Stilmittel zur Norm werden, ohne dass sie wirklich nötig wären. Dabei sollte Wissenschaft doch vor allem Erkenntnis fördern, nicht exklusive Sprachcodes pflegen.
Die Frage ist dann: Sollte sich akademische Sprache bewusster an klarer und natürlicher Kommunikation orientieren? Vielleicht wäre es eine gute wissenschaftliche Übung, solche Texte einmal in normale Sprache „rückzuübersetzen“! 😊

muṣḥaf Rušdī-Wāʿiẓ

In einem früheren Post habe ich dar­gelegt, dass es von dem in Baġdād aufbe­wahrten muṣḥaf Muhammad ʾAmīn ar-Rušdīs im ʿIraq, in Saʿudia, in Jordanien und in Qaṭar zwischen 1370/1951 und 1401/1981 Nachdrucke gab.
Bis auf die Nach­worte/Kolo­phone und die ḥizb-Einteilung sind sie alle gleich. Sie geben die Bearbei­tung nach Šaiḫ Naǧm ad-Dīn al-Wāʿiẓ wieder.
Erst jetzt habe ich erfahren, dass es 1415/1994 einen weiteren Nach­druck gab: Er beruht leider nicht auf dem Original, sondern auf dem ʿirāqi­schen Druck:
— alle Zusatz­bemer­kungen wurden getilgt — die ihmal-Zeichen wurden schon 1370/1951 getilgt,
— die hohen yāʾ barī bei jedem zehnten Vers wurden getilgt,
— ALLE Alifs-Waṣl haben jetzt ein Waṣl-Zeichen — nicht nur die vor ḥarf sākin
— Pausenzeichen und Vokalzeichen wurden genauer/richtiger platziert,
— manchmal wurde der Wortabstand vergrößert, langgezogenes-nūn gekürzt
ḍamma-Zeichen wurden durch gedrehtes ḍamma ersetzt, wo die Prosodie ū verlangt,
— Mūsā bekam ein Lang-fatḥa,



Wer hat Bilder vom Original?

Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)

Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 1980...