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Samstag, 11. Januar 2020

Indien ist kein Land,

... sondern ein Subkontinent
in Bengalen sieht es ein wenig anders aus

als im Punjab

in Nordindien

anders als in Südindien

und wieder anders in Bombay

(was in Indonesien immer noch nach­gedruckt wird)
Man achte auch auf das kleine nūn vor ʿain, weil tanwīn nicht assimiliert wird.

Und hier ist ein Druck aus Tamil Nadu,
der -- außer bei den Surtentitel und der Basmala ‒
einen modernen Druck der Taj Company benutzt,
der in China, Indien und Indonesien (neben dem alten Bombaydruck, neben Bahriye, vor ʿUṯmān Ṭaha) populär war:


Ali Akbar hat die Aufnahmen in einer südindi­schen Moschee in Singapore gemacht.
wie diese von einem südost­asiatischen Nach­druck einer Taj-Company-Ausgabe:

Und noch ein bengalischer:
Here more from Bombay. siehe auch und und und und und und kurz danach

Sonntag, 31. März 2019

Adrian Alan Brockett 1984

Vor 35 Jahren legte A. A. Brockett an der Uni­versity of St.Andrews seine Doktor­arbeit Studies in Two Trans­missions of the Qurʾān vor. Sie machte ihn zum Doktor der Philo­sophie und brot­los ‒ das verdiente er dann als land­wirt­schaft­licher Berater in arabischen Ländern.
Meine Grundthese ‒ auf Erden gibt es den Standard­koran nicht ‒ belegte er schon damals:
the "official" text of 1342/1924 is not official.
Ferner zeigte er:
Der qurʾān wurde immer mündlich und schrift­lich über­liefert.
Mündliche und schriftliche Über­liefe­rung stützten ein­ander, kon­trol­lierten sich gegen­seitig.
und: Die Abweichungen zwischen den Über­liefe­rungen und zwischen den Druck­ausgaben sind gering:
Es gibt verschiedene Klang- und Schrift­gestalten des qurʾān,
es gibt aber nur einen qurʾān.

Das war vor dem Internet, vor Unicode, vor ʿUṭmān Ṭāha, vor den Qālūn-Aus­gaben in Damas­kus, Dubai, Tripoli und Tunis, sogar vor den CDs mit Aus­schnit­ten aus den Sieben (und den Drei danach).
Er hatte viele Ausgaben von Ḥafṣ und Warš aus Ägypten, aus Tehran und Tunis, sowie ein paar Hand­schriften.
Von Zamaḫšarīs Kaššāf und Sība­waihīs Kitāb gab es keine kriti­schen Ausgaben, so dass er, wenn dort Stellen aus dem qurʾān anders erschienen, über­legen musste, ob es sich um Setz­fehler handelt oder wirk­lich um eine abwei­chende Schreibung.
Englisch-Arabisch gemischte Texte waren an Schreib­maschine/Computer prak­tisch nicht zu erstellen:
deshalb hielt er die kora­nischen Ortho­gra­phien in einer "trans­litera­tion" fest, die der (spä­te­ren) Puins unter­legen ist.
Er wusste nicht, was eine Trans­lite­ration ist, ver­mengte sie mit Trans­kription.
Erstere gibt die Aus­gangsschrift wieder, muss eindeutig umkehrbar sein,
am einfachsten: ein Zeichen <> ein Zeichen;
aussprechbar muss sie nicht sein.
Letztere gibt die Aus­gangssprache wieder, ist aus­sprechbar, lesbar,
muss aber nicht (auch von einen der Sprache Unkundigen) umkehrbar sein.
Das ist aber Brocketts "transliteration" keineswegs.
Mir sagt sie so gut wie nichts, ohne die Stellen­angabe (1:3) hinter seinen Zeichen, stünde ich im Dunkeln.
Die Schlangenlinie (Tilde) steht bei ihm sowohl für "nicht im rasm" und für "über­dehnt".
Er verwendet saublöde Begriffe.
Immerhin definiert er sie eingangs:
"graphic" steht für "im rasm notiert",
"vocal" geht für "nicht im rasm notiert" ‒
seine eigene Definition "The term 'vocal form', with respect to the Qur'ãn, is used throughout to signify the con­sonantal skeleton fully fleshed out with dia­cri­tical marks, vowels, and so on."
ist komplett falsch:
1. meint er gar nicht die Schrift mit allem Drum­und­dran, sondern nur das Drum­und­dran.
2. gibt es im Qurʾān kein Konson­naten­gerüst, sondern ein Buchstabengesrüst
3. ist das Buchstaben­gerüst nicht stumm (avocal) und das Drum­und­dran nur laut­lich,
beide werden geschrieben UND gesprochen, sind graphisch und lautlich bedeutend.
Was er meint, ist:
es gibt Zeichen, die von Anfang an geschrieben wurden,
und Zeichen, die erst später dazu­kamen: diakri­tische Punkte, Vokalzeichen, Ver­dop­plungs­zeichen, Hamza­zeichen, Waṣla­zeichen, Zeichen für Imala, Išmām, Assimi­la­tion, Vokal­losig­keit, Ignorieren bei der Aus­sprache (absolut oder nur im Kontext), Nachdruck, Ab­schwä­chung, Über­dehnung.
Es gibt also auch Zeichen, die geschrie­ben wurden, aber nicht gesprochen; außerdem Aus­sprache­phäno­mene, die nur in guten Aus­gaben ge­schrieben werden (wie Nasa­lierung, Assimi­lation, Deut­lich­keit, Nach­druck) <beim Letzt­genann­ten ist zu unter­scheiden: Buch­staben, die immer nach­drücklich sind, welche, die in der Umgebung nach­drück­lich sind und solchen, die aus­nahms­weise nach­drücklich sind ‒ nur das Dritte muss notiert werden>
3.) Obwohl er "definiert": The term 'graphic form' refers to the bare consonantal skeleton, meint er auch dies nicht; er meint rasm+dia­krit.Punkte ‒ und "vocal" für den Rest.

Da seine Arbeit immer noch das Beste ist, was auf Englisch dazu vorliegt
und ich sie auch aus­schlach­ten will,
erst die Kritik ‒ das haben wir dann hinter uns.
Die eklatanten Fehler liegen daran, dass es eine Doktor­arbeit ist, keine Pub­likation.
Der Autor war jung und une­fahren und er durfte sie niemandem zur Korrektur, Aus­bessern, Aus­diskutieren vorlegen. Es sollte ja keine fertige Arbeit sein, sondern nur ein Nach­weis dafür, dass er wissen­schaft­lich arbeiten könnte,
und das zeigte er nicht nur bei der Manu­skript­datierung anhand der Wasser­zeichen und den kriti­schen Fuß­noten zur ver­wende­ten Literatur, sondern auch mit dem Aufstellen und Belegen von Thesen.

Kurios ist, dass er den 1924er Druck für die Wieder­gabe einer Hand­schrift hielt.
dass er den 1982er qatarischen Reprint für den Reprint dieses Druckes hielt,
obwohl es sich um einen Reprint des (an über 900 Stellen abweichenden) 1952er Druckes handelt,
dass er ein Kolophon zitiert, in dem Ḥasan Riḍā als Schreiber genannt wird, er aber "Āyat Barkenār" für den ‒ ihm unbe­kannten ‒ Kalli­graphen hält.
Dass er glaubt, dass man 1978 aus Pakistan Druck­platten nach Johannes­burg trans­portierte, um einen Tāj-Ausgabe nachzu­drucken, zeigt, dass er von Druck­technik null Ahnung hatte, weshalb ich die vielen Anmerkungen zu diesem Aspekt völlig ignoriere (wenn ich die von ihm kon­sultierten Ausgaben zur Hand hätte oder von ihm erfahren könnte, worauf er seine Bemerkungen stüzt, wäre es anders.)
Zum Glück habe ich fast alle von ihm erwähnte Ausgaben ‒ sei es gebunden, sei es als pdf. Für die Aus­gaben aus Delhi, Bombay und Calcutta habe ich immer­hin äqui­valente. Ich kann deshalb die meisten seiner Angaben nachvoll­ziehen. Und für Anderes habe ich zusätzliche Belege.
Nirgends komme ich zu anderen Schluss­folgerungen.




Samstag, 8. Dezember 2018

der 1924er, Gizeh

Der Gizeh-Koran
‒ ist kein Azhar-Koran
‒ hat keine Welle von Korandrucken ausgelöst,
    weil es endlich einen festen, autori­sier­ten Text gab
‒ wurde nicht umgehend der von Sunniten und Schi­ʿiten akzep­tier­te Koran
‒ trug nicht wesentlich zur Verbreitung der Lesung Ḥafṣ bei, er wurde weder 1923 noch am 10.7.1924 ver­öffent­licht.
Doch er vertrieb die grotten­schlechte Gustav-Flügel-Ausgabe aus deutschen Studier­stuben,
‒ hatte ein Nachwort namentlich genannter Her­aus­geber,
‒ gab darin seine Quellen an,
‒ übernahm ‒ außer der kufischen Zählung,
    und den Pausenzeichen, die auf östlichen Quellen fußten
    ‒ den maghrebinischen rasm (weit­gehend nach Abū Dāʾūd Ibn Naǧāḥ)
    ‒ die maghrebischen kleinen Ersatz­vokale zur Längung
    ‒ die maghrebischen Schreibung von führendem Alif/hamza+Vokal am Wortanfang mit einem Hamza-Zeichen auf oder unter dem Alif, während Asien auf das Alif nur ein Vokalzeichen setzt;
    ‒ die maghrebischen Schreibung von Alif-waṣl mit einem waṣl-Zeichen während in diesem fall in Asien nichts stehr, wodurch das Alif/hamza stumm ist
    (im Gizeh-Koran haben ḥurūf al-madd kein sukūn wie in Asien, außer sie sind Teil eines Diphtongs, nicht bloß längend)     ‒ die maghrebischen Unter­teilung der Dreißig­stel (jedoch ohne Achtel-ḥizb)
    ‒ die maghrebischen Grund­linien­hamzae vor Alif am Wortanfang (ءادم statt اٰدم).
    ‒ die maghrebischen Falsch­schreibung von /allāh/ als /allah/
    ‒ die maghrebische Schreibung am Suren­ende, die davon aus­geht, dass unmit­tel­bar danach die nächste Sure ge­spro­chen wird (und zwar ohne Bas­mala): tan­win wird dann tanmīm
    ‒ die maghrebischen Unter­scheidung in drei Sorten tanwin (über­einander, nach­einander, mit mīm)
    ‒ die maghrebischen Abwesenheit von nūn quṭni.
    ‒ die maghrebischen Nicht-Schreibung der Vokal­kürzung
    ‒ das maghrebisch (und indische) Herunter­ziehen des hmaza-Zeichens durch kasra

nach G24 zieht kasra das Hamza runter, während es im Osmanischen und Persischen oben bleibt.












    ‒ die maghrebische Schreibung der Assimilation
      während in Osm die Assimilation nicht notiert wird
(in den drei osmanischen Beispielen (Muḥ. ʾAmīn ar-Rušdī, Ḥasan Riḍā, Muṣṭafa Naẓīf Qadirġalī) bekommt der assimilierte Buchstaben ein Sukūn, in G24 wie in den Warš-Ausgaben darunter (Fez, Algiers) bekommt der assimierende Buchstabe ein šadda, der assimiiierte nichts.
Neu war die Differenzierung des maghre­bischen Sukūn in drei Zeichen:
‒ das ǧazm in Form eines ǧīms ohne Schwanz und ohne Punkt für Vokal­losig­keit,
‒ den Kreis für „immer zu über­lesend“,
‒ die Null für „hier zu über­lesend“.
‒ plus der Abwesenheit jedes Zeichen für Nicht-zu-Sprechend, da assimi­liert.
Ferner Wortabstand,
Grundlinienorientierung und
exakte Platzierung von Punkten und Strichen.
Offset brachte gegenüber Typendruck das Höher-Setzen von kasras:
Statt unter den Buchstaben sind sie unter dem Kernbuchstaben: auf Höhe der Unterlinien (م ) und Schwänzen (ح ع س ص ـهـ ل ي ).
Dazu wird ein Bürstenabzug der gesetzten Seite gemacht. Dann werden die kasras rausgeschnitten und etwas höher geklebt: so tief wie م oder in den Schwanz von ح ع .

Wenn wenn es vorher (etwa 1888 in Delhi) Drucke mit Nummern nach jedem Vers gab,
so hat er wohl zur Verbreitung dieser Praxis beigetragen.
Er war auch nicht der erste "inner­muslimi­sche Koran­druck".
Neuwirth mag sich mit dem Koran aus­kennen, von Koran­drucken hat sie null Ahnung,
denn seit 1830 gab es viele, seit 1875 sehr, sehr viel Koran­drucke von Muslimen
und schon an den sechs St.Peters­burger Drucken von 1787-98 waren Muslime stark beteiligt.
Ein Typendruck war es auch nicht, sondern ‒ wie alle außer Venedig, Ham­burg, Padua, Leip­zig, St.Peters­burg, Kazan, zweien in Tehrān (mit den gleichen Typen), zweien in Hooghli, zweien in Calcutta und einem in Kanpur ‒ Flach­druck, wenn auch nicht mehr mit Stein­platte, son­dern Metall­platte.
Es war auch nicht der erste, der von sich sagte, „den rasm al-ʿUṯmānī“ wiederzugeben.
Zwei Titelseiten von Lucknow-Drucken von 1870 und 1877.







1895 erschien in Būlāq ein Koran im ʿuṯmāni­schen rasm, was viel­leicht „un­voka­li­siert“ bedeu­tete. Kitāb Tāj at-tafāsīr li-kalām al-malik al-kabīr taʼlīf Muḥammad ʿUṯmān ibn as-Saiyid Muḥammad Abī Bakr ibn as-Saiyid ʻAbd­Allāh al-Mīrġanī al-Maḥ­ǧūb al-Makkī. Wa-bi-hāmi­šihi al-Qurʼān al-Maǧīd mar­sūman bi’r-rasm al-ʿUṯmānī.
Bis auf die Folge Iso­Ham­za+Alif, die 1890 und 1924 aus dem Maghreb über­nom­men wurde (alif+madda ging ja nicht, da madda zur Längung schon ver­geben war) ist hier schon alles so wie 1924.

Der Text der KFA ist übrigens keine Re­kon­struk­tion, was Berg­sträßer Muḥam­mad ibn ʿAlī ibn Ḫalaf al-Ḥusai­nī al-Mālikī aṣ-Ṣaʿīdī al-Ḥad­dād ein­fach geglaubt hat: Er folgt nicht genau Abū Dāʾūd Su­lai­man Ibn Na­ǧāḥ al-An­da­lu­sī (gest. 496/1103) und auch nicht Abu ʿAbd­allah Mu­ḥammad ibn Mu­ḥam­mad al-Ḫarrāz (gest. 718/1318), son­dern (außer an etwa 100 Stellen) den gängi­gen Warš-Aus­gaben.
Auch die Übernahme vieler marok­ka­ni­scher Besonder­heiten (siehe oben), die teils 1952 revi­diert wurden, plus dem Fallen-Lassen von asia­ti­schen Zeichen ‒ plus der Tat­sache, dass das Nach­wort zu Beidem schweigt ‒ ist ein klares Zeichen dafür, dass al-Ḥusainī al-Ḥaddād al-Mālikī eine Warš-Ausgabe adaptierte
‒ d.h. deren Schreibung (ent-waršet) übernahm, nicht ihr layout.
Alle ägyptischen Leser kannten die Lesungen Warš und Qālun. Als Malikī kannte al-Ḥusainī al-Ḥaddād vermutlich Warš-Ausgaben noch besser als die meisten.
Es gab den angeblich 1924 etablier­ten Text nicht nur im Magh­reb und in Kairi­ner Warš-Drucken, sondern auch schon in Būlāq gesetzt im Jahr­hun­dert davor.

Nun zum Erscheinungsdatum.
Man findet 1919, 1923, 1924 und 1926 in Bibliotheken und bei Gelehrten.
Nach heutigen bibliotheka­rischen Regeln gilt 1924, weil das steht im Erstdruck
Es stimmt aber nicht. Es steht nämlich in dem Werke selbst, dass sein Druck am 10.7.1924 abge­schlos­sen worden sei. Das kann aber nur bedeuten, dass an diesem Tag der Druck des qur­ʾāni­sche Textes abge­schlos­sen worden war. Die Wid­mung für den König, die Nach­richt über den Ab­schluss des Druckes kann erst danach ge­setzt worden sein; sie und das gesamte Nach­wort wurden erst danach ge­druckt, und das Werk ‒ ohne Titel­seite, ohne Gebet zum Ab­schluss ‒ wurde erst danach ‒ wohl wieder in Būlāq, wo schon gesetzt und mon­tiert worden war ‒ gebunden ‒ und das war erst 1925, es sei denn man hat erst­mal zehn Exemplare ge­bunden und die dann "ver­öffent­licht", was nicht wahrscheinlich ist.
Weil in Wikipedia Fuʾāds Königs­mono­gramm als das seines Sohnes ausgegeben wird, hier seins (wenn auch völlig belang­los):

Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)

Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 1980...