Marijn van Putten hat sich mittels sehr alter Manuskripte
den ʿUṯmānischen rasm ‒ nicht zu verwechseln mit dem
«ʿUṯmānischen rasm», der dreihundert Jahre jünger ist ‒ der Siebzigsten Sure erfasst.
Von mir verglichen mit dem maghribinschen rasm (hier in der
Ausgabe von Brunai) und dem indischen (hier in der Ausgabe mit 848 Seiten zu 13 Zeilen
geschrieben bei Ḫalīq (al-)Asadī).
Posts mit dem Label Marijn werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Marijn werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Mittwoch, 24. November 2021
Samstag, 22. Februar 2020
fragliche Schreibung
Vor zwei Monaten zwitscherte ein niederländischer Fachmann für semitische und Berber-Sprachen,
dass der rasm der Amiriyya-Ausgabe (König-Fuʾād-Ausgabe, von ihm "the Cairo edition" genannt)
ohne Berücksichtigung von Handschriften festgelegt worden sei.
Über elf Jahre bin ich bei Twitter, habe aber nie gezwitschert, retweeted oder geliked. Doch da musste ich widersprechen. Er könne sagen "EARLY mss." und sollte zur Kenntnis nehmen, dass der Macher der KFA keine Handschriften studiert habe, sondern "nur" die andalusische Literatur über Handschriften, und deren Autoren hätten eher solche aus dem dritten Jahrhundert als aus dem ersten konsultiert. Außerdem solle er nicht so tun als sei "the Cairo edition" der Standard.
Daraufhin hat der genialische Linguist seien Tweet gelöscht und durch einen neuen ersetzt, zu dem mein Kommentar nicht mehr passte. Für mich ein Hinweis, dass man bei Twitter nicht ping-pongt. In einem neuen Tweet geht es um die Schreibung von iǧtabā-hu/ er wählte ihn (20:122, 68:50, 16:121).
Darin hat er "the Cairo edition" durch "the modern print editions" ersetzt, was einerseits ein semantischer Fortschritt ist (weil es über tausend "Cairo editions" gibt, denn "edition" is als "the entire number of copies of a book, newspaper, or other publication printed at one time from a single setting of type" definiert = Auflage), bringt aber nicht viel, weil er DIE gedruckten Ausgaben als STANDARD bezeichnet.
Es will mir nicht in den Kopf, wie ein Mensch, der in einem Land lebt, in die Mehrheit der Muslime aus Marokko stammt, umgeben von Ländern, in denen die meisten aus der Türkei, aus dem Maghreb oder aus dem indischen Subkontinent stammen, so tun kann, als sei die Schreibart des qurʾān Standard, die (seit etwa 1983) im arabischen Osten maßgebend ist, DIE Schreibart sei.
Wie kann man übersehen, dass sich die Amiriyya-Ausgabe erst in dem Gewand der ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgaben durchsetzte, und weder in Indien, der Türkei noch in Indonesien benutzt wird? Auch in Westafrika, Iran und Zentralasien ist sie nicht maßgebend. Ein Fünftel der Muslime sind nicht DIE Muslime!
Schauen wir uns moderne Drucke (plus einer Handschrift) an.
Erst eine indische aus Johannesburg, dann eine indische aus Djakarta:

Die zwei Stellen von der türkischen Behörde:
Und als Dreingabe aus der Handschrift von Mehmet Şevki Efendi:

Vier aus Iran ‒ so viele, weil es hier keinen Landes-Standard gibt:

Kabul 1353/1934
und aus Libyen:



In all diesen modernen Druckausgaben ‒ was doppeltgemoppelt ist: Drucke gibt es erst in der Moderne ‒ hat das Wort drei Zähne: tāʾ, bāʾ, yāʾ; dass Türken yāʾ-Punkte darunter setzen, die anderen diese weglassen, ist sekundär.
Doch nun aus dem muṣḥaf zum 25. Thronjubiläum von Ḥasan II von Marokko:



Algerien



Aus der KFA:

Sowie der "moderne Druck" von Tom Milo, den es nur online gibt ‒ komische Vorstellung hat der verrückte Linguist von "print":


Es gibt also einen "asiatischen" Standard mit yāʾ für das /ā/ und einen "afrikanischen" ohne yāʾ an zwei der drei Stellen.
Übrigens gibt es in Arabien immer noch tafsīr-Ausgaben, bei denen der Kommentar um einen nach osmanischen Regeln geschriebenen muṣḥaf steht (hier also immer mit drittem Zahn). Bis in die 50ger Jahre in Ägypten, den 70gern in Syrien und noch nach 1980 im ʿIrāq, in Qaṭar und Saʿūdīa gab es osmanische Drucke, die nicht dem "Standard" des spinnerten genialen Gelehrten folgen.
Und das KFKombinat in Medina druckt für Asiaten eine Ausgabe, die diesen recht erscheint, sowohl rein arabisch wie mit Übersetzungen in den südasiatische Sprachen (inkl. Perisch):



Zig ProfessorInnen, die Druckausgaben für so unwichtig (und leicht zu verstehen) halten, dass sie sie nie studiert haben ‒ das scheinen außer mir nur A.A. Brockett und G-R Puin getan zu haben ‒, schreiben trotzdem darüber ‒ fast nur Unsinn.
Doch der Amsterdamer Professor hat zwei Gebiete ‒ Gewinn bringend ‒ studiert:
die Aussprache des hiǧāzischen Arabisch im 7. Jahrhundert und
die Schreibung in den frühen (!) Koranhandschriften.


Und siehe da: Die Handschriften-Datenbank von Corpus Coranicum bringt es an den Tag:
die Schreibung mit drei Zähnen (also yāʾ für /ā/) war normal.
Später taucht mit Schreibung mit alif auf:

(ich habe das hāʾ /hū/ aus der nächsten Zeile nach oben kopiert, Worte können in den frühen Mss. ohne Trennstrich auf zwei Zeilen verteilt sein.)

Der Linguist vermutet, dass der afrikanischer Standard auf einer Auslegung (!!!) des Buches von Abu Daʾūd Sulaimān Ibn Naǧāḥ beruht,
der eben nicht die frühen (!!) Handschriften ausgewertet habe.
In der Tat hat der Herr etwas entdeckt,
entdeckt, dass die nordafrikanische Schreibung nicht der ʿuṭmānischen entspricht,
nur dass er damit nicht DEN Standard entkräftigt, sondern nur einen.
Zum Schluß noch eine Kritik an Milos Muṣḥaf Muscat, aus dem der Linguist 2:102 zeigt:
Milo macht es ganz anders als KFA und UT2.
Während die Modernen die Vokalzeichen genau über/unter "ihrem" Konsonanten setzen,
die Buchstaben immer von rechts nach links zu lesen sind,
steht bei Milo der zweite Buchstabe mīm an erster Stelle, "sein" fatḥa aber weiter links ‒ über einem Streckstrich (wie hässlich!);
der /ā/-Dolch steht vor dem yāʾ, das durch ihn zu Alif gewandelt wird ‒ und nicht hinter dem fatḥa, das durch es gelängt wird.
Übrigens steht der Wandel-Dolch auch in der KFA und bei UT falsch: Er ist ja kein Vokal, der nach einen Konsonanten steht, sondern wandelt das yāʾ in ein alif, müsste also über dem yāʾ stehen.
Der ästhetische Reaktionär hat zwar die Schriftregeln des Hof-Osmanischen verstanden, aber nicht die klaren, deutliche Schreibregeln der KFA.

Ein madda-Zeichen längt keinen Konsonanten (hier nūn) – das besorgt ein šadda -> es muss über dem Vokalbuchstaben (ḥarf al-madd) stehen. Vor 150 Jahren, als nur 1% der Gesamtbevölkerung las, war das okay; heute ist es schlicht falsch.
Über elf Jahre bin ich bei Twitter, habe aber nie gezwitschert, retweeted oder geliked. Doch da musste ich widersprechen. Er könne sagen "EARLY mss." und sollte zur Kenntnis nehmen, dass der Macher der KFA keine Handschriften studiert habe, sondern "nur" die andalusische Literatur über Handschriften, und deren Autoren hätten eher solche aus dem dritten Jahrhundert als aus dem ersten konsultiert. Außerdem solle er nicht so tun als sei "the Cairo edition" der Standard.
Daraufhin hat der genialische Linguist seien Tweet gelöscht und durch einen neuen ersetzt, zu dem mein Kommentar nicht mehr passte. Für mich ein Hinweis, dass man bei Twitter nicht ping-pongt. In einem neuen Tweet geht es um die Schreibung von iǧtabā-hu/ er wählte ihn (20:122, 68:50, 16:121).
Darin hat er "the Cairo edition" durch "the modern print editions" ersetzt, was einerseits ein semantischer Fortschritt ist (weil es über tausend "Cairo editions" gibt, denn "edition" is als "the entire number of copies of a book, newspaper, or other publication printed at one time from a single setting of type" definiert = Auflage), bringt aber nicht viel, weil er DIE gedruckten Ausgaben als STANDARD bezeichnet.
Es will mir nicht in den Kopf, wie ein Mensch, der in einem Land lebt, in die Mehrheit der Muslime aus Marokko stammt, umgeben von Ländern, in denen die meisten aus der Türkei, aus dem Maghreb oder aus dem indischen Subkontinent stammen, so tun kann, als sei die Schreibart des qurʾān Standard, die (seit etwa 1983) im arabischen Osten maßgebend ist, DIE Schreibart sei.
Wie kann man übersehen, dass sich die Amiriyya-Ausgabe erst in dem Gewand der ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgaben durchsetzte, und weder in Indien, der Türkei noch in Indonesien benutzt wird? Auch in Westafrika, Iran und Zentralasien ist sie nicht maßgebend. Ein Fünftel der Muslime sind nicht DIE Muslime!
Schauen wir uns moderne Drucke (plus einer Handschrift) an.
Erst eine indische aus Johannesburg, dann eine indische aus Djakarta:


Die zwei Stellen von der türkischen Behörde:
Und als Dreingabe aus der Handschrift von Mehmet Şevki Efendi:

Vier aus Iran ‒ so viele, weil es hier keinen Landes-Standard gibt:




Kabul 1353/1934

und aus Libyen:



In all diesen modernen Druckausgaben ‒ was doppeltgemoppelt ist: Drucke gibt es erst in der Moderne ‒ hat das Wort drei Zähne: tāʾ, bāʾ, yāʾ; dass Türken yāʾ-Punkte darunter setzen, die anderen diese weglassen, ist sekundär.
Doch nun aus dem muṣḥaf zum 25. Thronjubiläum von Ḥasan II von Marokko:



Algerien



Aus der KFA:



Sowie der "moderne Druck" von Tom Milo, den es nur online gibt ‒ komische Vorstellung hat der verrückte Linguist von "print":



Es gibt also einen "asiatischen" Standard mit yāʾ für das /ā/ und einen "afrikanischen" ohne yāʾ an zwei der drei Stellen.
Übrigens gibt es in Arabien immer noch tafsīr-Ausgaben, bei denen der Kommentar um einen nach osmanischen Regeln geschriebenen muṣḥaf steht (hier also immer mit drittem Zahn). Bis in die 50ger Jahre in Ägypten, den 70gern in Syrien und noch nach 1980 im ʿIrāq, in Qaṭar und Saʿūdīa gab es osmanische Drucke, die nicht dem "Standard" des spinnerten genialen Gelehrten folgen.
Und das KFKombinat in Medina druckt für Asiaten eine Ausgabe, die diesen recht erscheint, sowohl rein arabisch wie mit Übersetzungen in den südasiatische Sprachen (inkl. Perisch):



Zig ProfessorInnen, die Druckausgaben für so unwichtig (und leicht zu verstehen) halten, dass sie sie nie studiert haben ‒ das scheinen außer mir nur A.A. Brockett und G-R Puin getan zu haben ‒, schreiben trotzdem darüber ‒ fast nur Unsinn.
Doch der Amsterdamer Professor hat zwei Gebiete ‒ Gewinn bringend ‒ studiert:
die Aussprache des hiǧāzischen Arabisch im 7. Jahrhundert und
die Schreibung in den frühen (!) Koranhandschriften.







Und siehe da: Die Handschriften-Datenbank von Corpus Coranicum bringt es an den Tag:
die Schreibung mit drei Zähnen (also yāʾ für /ā/) war normal.
Später taucht mit Schreibung mit alif auf:

(ich habe das hāʾ /hū/ aus der nächsten Zeile nach oben kopiert, Worte können in den frühen Mss. ohne Trennstrich auf zwei Zeilen verteilt sein.)


In der Tat hat der Herr etwas entdeckt,
entdeckt, dass die nordafrikanische Schreibung nicht der ʿuṭmānischen entspricht,
nur dass er damit nicht DEN Standard entkräftigt, sondern nur einen.
Zum Schluß noch eine Kritik an Milos Muṣḥaf Muscat, aus dem der Linguist 2:102 zeigt:
Milo macht es ganz anders als KFA und UT2.
Während die Modernen die Vokalzeichen genau über/unter "ihrem" Konsonanten setzen,
die Buchstaben immer von rechts nach links zu lesen sind,
steht bei Milo der zweite Buchstabe mīm an erster Stelle, "sein" fatḥa aber weiter links ‒ über einem Streckstrich (wie hässlich!);
der /ā/-Dolch steht vor dem yāʾ, das durch ihn zu Alif gewandelt wird ‒ und nicht hinter dem fatḥa, das durch es gelängt wird.
Übrigens steht der Wandel-Dolch auch in der KFA und bei UT falsch: Er ist ja kein Vokal, der nach einen Konsonanten steht, sondern wandelt das yāʾ in ein alif, müsste also über dem yāʾ stehen.
Der ästhetische Reaktionär hat zwar die Schriftregeln des Hof-Osmanischen verstanden, aber nicht die klaren, deutliche Schreibregeln der KFA.

Ein madda-Zeichen längt keinen Konsonanten (hier nūn) – das besorgt ein šadda -> es muss über dem Vokalbuchstaben (ḥarf al-madd) stehen. Vor 150 Jahren, als nur 1% der Gesamtbevölkerung las, war das okay; heute ist es schlicht falsch.
Sonntag, 2. Juni 2019
kEIN Standard ‒ osmanisch ‒ türkisch
Meine Kernaussagen:
DEN rasm ʿUṯmānī gibt es nicht, sondern mehrere.
DEN Standard für Koranausgaben gibt es nicht, sondern mehrere.
Und so richtig gibt es Standards erst, seit es Druckausgaben gibt.
Gewiss, westafrikanische Handschriften glichen einander,
osmanische Handschriften glichen einander,
persische waren zueinander ähnlicher als zu osmanischen und indischen.
Indische Handschriften glichen einander,
nordindische mehr nordindischen, ostindische mehr ostindischen,
westindische mehr westindischen, südindische mehr südindischen.
Aber erst dank des Drucks konnten nicht nur wenige Reiche und Gelehrte
mehr als eine Ausgabe besitzen; erst seit viele einen hatten, verglich man
sie und störte sich an kleinen Unterschieden.
Erst der Druck schuf den Druck zur Standardisierung.
Erst seit fünfzig Jahren haben wir richtige Standards.
Der Maghreb und Indien haben schon lange von Gelehrten ‒ nicht einer Behörde,
einer mächtigen Kommission ‒ entwickelte Standards.
Persien und das osmanische Reich hatten Schreibtraditionen mit etwas
Bandbreite, mit etwas Spiel.
Auch wenn seit Bergsträßer immer wieder ‒ bis heute ‒ Orientalisten den Gizeh-Druck
von 1924 als Standard bezeichnen, ist er das nicht.
Gewiss seit Saudi-Arabien einen dem 1952er "Zweitdruck"
‒ der an über 900 Stellen vom "Erstdruck" abweicht ‒
von ʿUṯmān Ṭāhā nachgeschriebenen muṣḥaf
millionenfach nachdruckt, gibt es einen ostarabischen Standard ‒ neben dem türkischen,
dem des iranischen Zentrums für Druck und Verbreitung des Korans, neben den indonesischen (von 1983, 2002 und 2018),
sowie dem zahlenmäßig dominierenden indo-pakistanischen.
Und gleich noch eine Kernaussage:
Es gibt zwar ZWEI HAUPTstandards, den afrikanischen und den asiatischen,
aber man kann auch von Tausenden ausgehen,
denn die vielen Dimensionen der Verschriftlichung sind frei kombinierbar:
‒ Klanggestalt (Lesarten, Verschriftlichung der Vortragsregeln),
‒ Buchstabengerüst (rasm plus diakritische Punkte, Quranic Conmmon Text (QCT),
cf. ad-Dānī: al-Muqnī),
‒‒‒ manchmal fokusiert man den rasm pur, meist aber kann man ihn gar nicht
von den Punkten trennen, ohne diese hat er ja keinen Sinn. Punktierung wird bei den
Lesarten berücksichtigt, da geht es ja nicht nur im Vokale und Buchstabenverdoppelung,
sondern auch um ṭ <> ẓ, ṣ <> ḍ, ʿ <> ġ, b/t/ṯ/n/y, r <> z, f <> q
‒ die Notation stummer und die verkürzter Vokalbuchstaben, sowie die langer Vokale,
‒ Einteilung plus Pausen (ǧuz, ḥizb, ruquʿ, Siebtel, Seite, Vers, Pausensystem, Pausenstellen,
Bekräftigung, Niederwerfung {im Text, am Rande}, Kustode),
‒ Graphisches (wieviel Zeilen je Seite, ein Duktus für den Text, einer für die Basmala, einer für die Surentitel,
Ziffern im Text oder am Rand).
Selbst Experten gehen einfach davon aus, dass man vom Duktus auf die Lesart schließen könnte,
oder von der Lesart auf die rasm-Autorität.
So ein Quatsch!
Sie schreiben von »version du Caire« oder »version du Maroc« statt von der Lesart-Überlieferung
Ḥafṣ bzw. Warš oder von der Schreibung nach Ibn Naǧāḥ oder ad-Dānī oder der "iranischen vom Zentrum für Druck und Verbreitung"
oder der "neuen indonesischen" oder von "ʿUṯmān Ṭāhā II, also Kairo1952 in der neuen Fassung des König-Fahd-Komplexes".
Gewiss die verschiedenen Dimensionen machen allein keinen muṣḥaf, aber wenn man verschiedene vergleicht, sollte man sich bewusst sein, WAS man vergleicht, dann sollte man das, worauf es (einem) ankommt und das Beiwerk deutlich unterscheiden.
Also nochmal: der rasm, das unpunktierte Buchstabengerüst ist ‒ abgesehen von 40 Stellen und einigen Vokalbuchstaben ‒ immer gleich.
Differenzen beschränken sich weitgehend auf ya- statt ta- (oder nu-), fa- statt wa-, šadda oder nicht, Passiv oder nicht.
Bei den Langvokalen geht es meist nur um verschiedene Schreibung des gleichen Lautwertes.
Wirklich immer gleich sind die 114 Suren, auch wenn es unterschiedliche Namen gibt ‒ aber immer in der gleichen Reihenfolge.
2018 verglich Marijn van Putten 23 Stellen im Kairiner Druck mit alten Handschriften
und stellte fest, dass die meisten die gleiche Verteilung von niʿamt Allāh mit tāʾ mamduda und mit tāʾ marbuṭa haben.Hätte er das mit den 23 Stellen in einer beliebigen maghrebinischen, indischen, indonesischen oder türkischen gemacht, wäre er zu dem gleichen Ergebnis gekommen.
Nur weil er eine bestimmte Ausgabe als "Standard" mit den Handschriften verglich, bestätigte er quasi ihr Standard-Sein.
Ganz nebenbei: Nicht an allen 23 Stellen steht niʿamt Allāh.
Noch 1960 dominierte eine osmanische Vorlage den syrischen Markt. Noch 1980 druckten drei arabische Staaten eine andere osmanische Vorlage nach. Der ʿIraq noch zwei weitere. Inzwischen ist das Geschichte.
Heute schreiben nur noch Azerbaidschan und die Türkei osmanisch,
wobei die Türkei einige Veränderungen vorgenommen hat:
u.a. wurde die Unterscheidung von Madda im Wort und an der Wortgrenze getilgt:
was nicht mehr so nötig ist, seit die meisten Drucke Wortabstand haben,
ferner wurde das waṣl-Zeichen getilgt ‒ sei es dass man sich in der Behörde wunderte, dass es
mal steht (wie in Kairo), mal fehlt (wie in Indien), sei es, dass sie merkten, dass es nur steht,
wenn ḥārf sākin folgt (meist ein an den nächsten Konsonanten assimiliertes lām; es
folgt also ein Buchstabe mit sukûn oder ein lām vor einem Buchstaben mit šadda)
‒ da es regelhaft stand, kann man es weglassen.
Schließlich bekamen alle Drucke die genau gleichen Seiten. Böse gesagt, besteht
für die heutigen Türken der Koran nicht mehr aus 114 Suren bzw. 558 Gebetseinheiten,
sondern aus 605 Seiten.

Hier bin ich sicher, dass HO2 das nicht zweimal geschrieben hat,
aber auch die ältere Fassung ist nicht 100% die Handschrift.
Schon im älteren Druck sind die VersNummern eingefügt und die ihmal-Zeichen und waṣl-Zeichen getilgt.
Die neuen Herausgeber stellen die neuen türkischen Normseiten her,
ayat berkenar ist nicht mehr genug; es muss immer das gleiche sein.
Im Orignial stehen die Vokalzeichen nur in der richtigen Reihenfolge, nicht genau beim Buchstaben:
Am Beginn von Ṭaha 94 sieht man zweilerlei:
1.) Die Türken vereinheitlichen alles:
Wenn nicht überall waṣl steht, kommt es überall weg! Wenn unter einigen wau-hamza qṣr steht, kommt es überall hin,
wo wau-hamza nicht sowohl ḥarf al-madd und hamza-Träger ist. Ḥasan Riḍā und Muḥ Amīn ar-Rušdī (2. und 4. Zeile, jeweils iraqische Ausgaben, die außer Versnummern und Surentitel nichts verändern) haben es nicht gesetzt, weil sie keine Gefahr sahen, dass man es /ūʾ/ lesen könne.
1a) Diyanet tilgt alles, was es nicht versteht. In der obersten Zeile (die 14. Auflage eines Nachdrucks von Hafiz Osman, 1987) steht das waṣl-Zeichen noch, das man deutlicher in der dritten Zeile (Hafiz Osman Original) sieht ‒ heute ist es weg. Sie haben nicht mehr verstanden, dass es an das (fehlende) alif-waṣl von Ibn erinnern soll. 2.) Die Türken nähern sich dem saudischen Standard ‒ stillschweigend ‒ an. Jetzt schreibt man wie ad-Dānī es vorschreibt: drei Wörter als ein Wort, was aber völlig okay ist. Zumindest im 1309er (hiǧri) muṣḥaf hat Hafiz Osman Junior selbst schon in einem Wort geschrieben.
Diyanet macht oft nur eine Collage, verschiebt auch Zeichen oder tilgt ein alif.
Sie bringen aber auch eine Ausgabe im Computersatz heraus:
Hier die erste Zeile des letzten ǧuz im Vergleich: aus dem letzten von Hafis Osman Qayşzade geschriebenen muṣḥaf (heute in University of Michigan),
aus der Ausgabe Diyanet 2018
aus der südafrikanischen Taj-Ausgabe (mit 13 Zeilen je Seite,
        Waterval Islamic Institute, Johannisburg)
aus ʿUṯmān Ṭaha Medina
In the first and in the last line there is no extra space between words.
In the Ottoman text (first line) nabaʾi has a silent alif (silent because bāʾ has a normal fatḥa ‒ not a straight one).
Nethertheless, both rasm and sound are identical in all editions.
Mit etwas mehr Kontext, erst zweimal von HO Senior, dann zweimal vom Junior ‒ erstes und viertes aus Drucken, die mittleren aus Handschriften ‒ die ersten drei Original, die letzte Zeile bearbeitet..


Hier bin ich sicher, dass HO2 das nicht zweimal geschrieben hat,
aber auch die ältere Fassung ist nicht 100% die Handschrift.
Schon im älteren Druck sind die VersNummern eingefügt und die ihmal-Zeichen und waṣl-Zeichen getilgt.
Die neuen Herausgeber stellen die neuen türkischen Normseiten her,
ayat berkenar ist nicht mehr genug; es muss immer das gleiche sein.



1.) Die Türken vereinheitlichen alles:
Wenn nicht überall waṣl steht, kommt es überall weg! Wenn unter einigen wau-hamza qṣr steht, kommt es überall hin,
wo wau-hamza nicht sowohl ḥarf al-madd und hamza-Träger ist. Ḥasan Riḍā und Muḥ Amīn ar-Rušdī (2. und 4. Zeile, jeweils iraqische Ausgaben, die außer Versnummern und Surentitel nichts verändern) haben es nicht gesetzt, weil sie keine Gefahr sahen, dass man es /ūʾ/ lesen könne.
1a) Diyanet tilgt alles, was es nicht versteht. In der obersten Zeile (die 14. Auflage eines Nachdrucks von Hafiz Osman, 1987) steht das waṣl-Zeichen noch, das man deutlicher in der dritten Zeile (Hafiz Osman Original) sieht ‒ heute ist es weg. Sie haben nicht mehr verstanden, dass es an das (fehlende) alif-waṣl von Ibn erinnern soll. 2.) Die Türken nähern sich dem saudischen Standard ‒ stillschweigend ‒ an. Jetzt schreibt man wie ad-Dānī es vorschreibt: drei Wörter als ein Wort, was aber völlig okay ist. Zumindest im 1309er (hiǧri) muṣḥaf hat Hafiz Osman Junior selbst schon in einem Wort geschrieben.
Diyanet macht oft nur eine Collage, verschiebt auch Zeichen oder tilgt ein alif.
Sie bringen aber auch eine Ausgabe im Computersatz heraus:
Hier die erste Zeile des letzten ǧuz im Vergleich: aus dem letzten von Hafis Osman Qayşzade geschriebenen muṣḥaf (heute in University of Michigan),
aus der Ausgabe Diyanet 2018
aus der südafrikanischen Taj-Ausgabe (mit 13 Zeilen je Seite,
        Waterval Islamic Institute, Johannisburg)
aus ʿUṯmān Ṭaha Medina
In the Ottoman text (first line) nabaʾi has a silent alif (silent because bāʾ has a normal fatḥa ‒ not a straight one).
Nethertheless, both rasm and sound are identical in all editions.
Mit etwas mehr Kontext, erst zweimal von HO Senior, dann zweimal vom Junior ‒ erstes und viertes aus Drucken, die mittleren aus Handschriften ‒ die ersten drei Original, die letzte Zeile bearbeitet..
Abonnieren
Posts (Atom)
Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)
Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 198...

-
Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 198...
-
Der Gizeh-Koran ‒ ist kein Azhar-Koran ‒ hat keine Welle von Korandrucken ausgelöst, weil es endlich einen festen, autorisierten Te...