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Sonntag, 20. Oktober 2024
Sonntag, 6. Juni 2021
der Kairokoran, der Šamarlī, das Marijnke
Marijn van Putten ist ein vielversprechender Arabist. Geht es um Transkription, ist er ‒ ihm selbst zufolge ‒ pedantisch. Geht es um Koranausgaben ist er ein Idiot. Obwohl er weiß, dass es in Kairo über tausend Koranausgaben gab, nennt er die einzige je in Gizeh gedruckte "the Cairo Edition", als ob gerade diese DIE EINZIGE (oder für alle stehende) aus Kairo wäre.
Wer nur Khomeini kennt, nennt ihn DEN Ayatollah, wer nur Umm Kulthum kennt, nennt sie DIE ägyptische Sängerin. Es gibt aber vier Kairoer Koranausgaben, die höhere Auflagen erzielt haben als die 840seitige der Amīriyya: die von Muṣṭafa Naẓif Qadirġalī (MNQ), die von Šamarlī, die der Azhar (obwohl nur etwa zehn Jahre lang produziert), die in der maghrebinischen "Einheitsschrift" ( الخط المغربي التونسي الجزائري الإفريقي الموحد، وفقـا للتصميم الذي وضعه ) von محمد عبد الرحمـان محمد
Doch halt: Bei "Koranausgabe" warne ich vor dem bestimmten Artikel. Hat der denn bei meinen vier populäreren Ausgaben seine Berechtigung? Bei den letzten beiden ja: da sind alle Drucke gleich, wenn man von Größe, Einband oder dem Verlagsnamen absieht. Doch von MNQ gibt es drei oft nachgedruckte Ausgaben, die mit 604 Seiten à 15 Zeilen, die mit 485 zu 17 Zeilen und die in Ägypten allein maßgebende: 522 Seiten zu 15 Zeilen. In Ägypten sprechen "Experten" ständig von DEM MNQ, weil sie keine Ahnung haben von den in Deutschland, Indonesien und Iran erschienen Ausgaben. Und fast alle sprechen von DEM Shamarly, obwohl es fünf gab bzw gibt. Denn Aḥmad Šamarlī begann 1944 mit einer Ausgabe des 522seitigen MNQ Dann kamen Ausgaben mit Kommentar dazu, um die es mir nicht geht: Doch von dem nicht mehr gedruckten MNQ und den kommentierten Ausgaben ‒ eine mit klassischem Kommentar, eine mit einem neuen ‒ abgesehn, gibt es im Verlag aš-Šamarlī parallel zwei Koranausgaben ‒ by the way, beide Cairo editions ‒: seit 1975 den 522seitigen von Muḥammad Sāʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād und seit 1990 den 30bändigen von al-Haǧǧ ʿAbdal-Qādir ibn ʿAbdullah az-Zāyid mit 633 Seiten Qur'ān Bemerkenswert, dass dieser KairoKoran durchgezogenen Linien zwischen den Zeilen hat, woran man "eigentlich" indische Ausgaben erkennt, weswegen es in Malyasia eine ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgabe mit solchen Linien gibt, damit einfache Muslime ihn für traditionell, für echt halten.
NACHTRAG 2025: und 2024 kam der Muṣḥaf Maṣr (as-Sīsī) hinzu
Und es gibt viele wichtige KairoKoranAusgaben. Viele wirklichen Experten halten die 1890er Muḫallalātī-Ausgabe für wichtiger als die von al-Ḥusainī al-Ḥaddād. Sie hat den Grund für die 1924er gelegt. Man kann auch die 1952er für wichtiger halten; auf jeden Fall lebt ihr Text in den von ʿUṯmān Ṭaha geschriebenen Ḥafṣ-Ausgaben fort, während der 1924er Text tot ist.
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Wer nur Khomeini kennt, nennt ihn DEN Ayatollah, wer nur Umm Kulthum kennt, nennt sie DIE ägyptische Sängerin. Es gibt aber vier Kairoer Koranausgaben, die höhere Auflagen erzielt haben als die 840seitige der Amīriyya: die von Muṣṭafa Naẓif Qadirġalī (MNQ), die von Šamarlī, die der Azhar (obwohl nur etwa zehn Jahre lang produziert), die in der maghrebinischen "Einheitsschrift" ( الخط المغربي التونسي الجزائري الإفريقي الموحد، وفقـا للتصميم الذي وضعه ) von محمد عبد الرحمـان محمد
Doch halt: Bei "Koranausgabe" warne ich vor dem bestimmten Artikel. Hat der denn bei meinen vier populäreren Ausgaben seine Berechtigung? Bei den letzten beiden ja: da sind alle Drucke gleich, wenn man von Größe, Einband oder dem Verlagsnamen absieht. Doch von MNQ gibt es drei oft nachgedruckte Ausgaben, die mit 604 Seiten à 15 Zeilen, die mit 485 zu 17 Zeilen und die in Ägypten allein maßgebende: 522 Seiten zu 15 Zeilen. In Ägypten sprechen "Experten" ständig von DEM MNQ, weil sie keine Ahnung haben von den in Deutschland, Indonesien und Iran erschienen Ausgaben. Und fast alle sprechen von DEM Shamarly, obwohl es fünf gab bzw gibt. Denn Aḥmad Šamarlī begann 1944 mit einer Ausgabe des 522seitigen MNQ Dann kamen Ausgaben mit Kommentar dazu, um die es mir nicht geht: Doch von dem nicht mehr gedruckten MNQ und den kommentierten Ausgaben ‒ eine mit klassischem Kommentar, eine mit einem neuen ‒ abgesehn, gibt es im Verlag aš-Šamarlī parallel zwei Koranausgaben ‒ by the way, beide Cairo editions ‒: seit 1975 den 522seitigen von Muḥammad Sāʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād und seit 1990 den 30bändigen von al-Haǧǧ ʿAbdal-Qādir ibn ʿAbdullah az-Zāyid mit 633 Seiten Qur'ān Bemerkenswert, dass dieser KairoKoran durchgezogenen Linien zwischen den Zeilen hat, woran man "eigentlich" indische Ausgaben erkennt, weswegen es in Malyasia eine ʿUṯmān-Ṭaha-Ausgabe mit solchen Linien gibt, damit einfache Muslime ihn für traditionell, für echt halten.
NACHTRAG 2025: und 2024 kam der Muṣḥaf Maṣr (as-Sīsī) hinzu
Und es gibt viele wichtige KairoKoranAusgaben. Viele wirklichen Experten halten die 1890er Muḫallalātī-Ausgabe für wichtiger als die von al-Ḥusainī al-Ḥaddād. Sie hat den Grund für die 1924er gelegt. Man kann auch die 1952er für wichtiger halten; auf jeden Fall lebt ihr Text in den von ʿUṯmān Ṭaha geschriebenen Ḥafṣ-Ausgaben fort, während der 1924er Text tot ist.
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Mittwoch, 1. Mai 2019
Namazgah... Kadirgah, Beşiktaş, Delhi, Kairo... Enzyklöpädie des Islam
Ursprünglich wollte ich das komplette "Kein Standard" in diesem Blog abwandern.
Es gab aber keine Kommentare, keine Reaktion.
Am 16.12.18. stellte ich ein Rätsel mit einem Photo aus dem Park von Kadirgah, dem Hafenbezirk
der dem Marine-Kalligraphen, Muṣṭafā Naẓīf, den BeiNamen gab, mit der Frage:
Was für ein Gebäudetyp ist das?
Da es keine Antwort gab, poste ich nur noch gelegentlich.
Die Antwort:
Es ist ein Namazgah,
ein Gebetsplatz unter freiem Himmel zur Verrichtung des Pflichtgebets auf Türkisch Namaz.
Auch wenn das konkrete Gebäude, um das es geht,
auch çeşme/Brunnen genannt wird, ist es eher ein kleiner
Şadırvan/ Wasserstelle für die rituelle Reinigung ‒ plus Gebetsplatz oben. Oben wird
auch die Richtung nach Mekka angezeigt.
In und um Istanbul gab es früher über 100 solcher Gebetsplätze im Freien.
Im Belgrad-Wald gibt es einen beim Valide Bendi (Staudamm der Sultansmutter).
Uneingeweihten kommt er wie ein Picknick-Platz vor, und die beiden Stelen,
die u.a. die Gebetsrichtung angeben, sind in Osmanisch, das die wenigsten Türken lesen können.
Deshalb das eindeutige Schild. (klicken Sie sich durch die Bilder).
Ein typischer Namazgah ist in Albanien erhalten.
Hier ist ein anderer in Istanbul (Achtung Musik, aber okay, falls nicht zu laut).
Ein kleiner, feiner türkische web site dazu.
Hier sind die Bilder älter = der Eisenzaun war noch niedriger ‒ die Bilder werden groß, wenn man sie anklickt.
Der Artikel dazu in der Enzyklöpädie des Islam ist leider typisch für
die Zweite Ausgabe des Nachschlagewerkes: Was im Artikel steht (the open structure
built usually to the west of a town), ist irgendwie nicht falsch, fasst aber nicht
den im Lemma genannten Gegenstand:
In J. Burton-Pages Artikel geht es nicht um "Namazgah (pers.)/ Muṣallā (arab.)", sondern um den indischen "ʿĪdgāh", der ganz anders ist als der Istanbuler. Er ist nicht für ein paar Reisende, Flaneure gedacht, denen der Weg zur nächsten Moschee zu weit ist, die aber einen "Brunnen" brauchen, um sich vor dem Gebet rituell reinigen zu können, in dem es keine Kanzel gibt, aber die Qibla angezeigt wird.
Der indische ʿĪdgāh ist viel größer: ein umfriedeter Platz mit einer Mauer auf der Mekka zugewandten Seite ‒ mit Kanzel und ohne Brunnen (weil man entweder hunderte bräuchte oder Stunden warten müsste, bis alle "rein" sind.
J. Burton-Pages Beschränktheit sieht man sehr schön darin, dass er a) schreibt die Gebetsplätze befänden sich westlich der Städte, b) die Mihrabmauer sei im Westen. Dabei meint er "Mekka zugewandt". Leider verwechseln viele Fachleute, das Bisschen, was sie kennen mit "DEM Islam". Es gibt nicht nur östlich des Hiǧāz Muslime, sondern auch nord-westlich, östlich, südlich und nördlich!Und nicht jedes Gebetshaus, Versammlungshaus
sieht aus wie die Hagia Sophia
und nicht jeder Korandruck wie der
Kairiner Druck von 1952.
Auch in Indien und Zentralasien sind sie unter freien Himmel, aber viel größer, werden nur an beiden Hochfesten benutzt.
Deshalb heißen sie auch ʿĪdgāh.
Hindus nennen dies zwar Eidgah, es ist aber nur der Mihrab zum riesigen Platz davor, dem eigentlichen Gebetsplatz.
sehr gut, in Türkisch
In Süddelhi gibt es noch einen, der aber nicht mehr in Gebrauch ist. Es handelt sich um den Hauz Khas Idgah, eigentlich Siri Idgah.
dazu ein Blog.
Wenn Sie Zeit haben und Englisch lesen, empfehle ich Sunken City Siri.
Zurück nach Istanbul, genauer nach Beşiktaş.
Westlich des Yıldız Parks, südlich der Yıldız-Hamidiye-Moschee des letzten wirklich regierenden Sultans gibt es eine Jugenstil-Moschee&Grab
von dem italienischen Architekten, Raimondo d'Aronco, der 16 Jahre für den Sultan arbeitete, errichtet.
sehr gut, in Türkisch
Wenn Sie unter "Seyh Muhammed Zafir Tomb"oder "Şeyh Zafir türbesi" suchen, müssten Sie fündig werden.
Enden will ich in Kairo.
Hinter der Azhar, in einer Sackgasse neben dem offenen Gemüsemarkt, findet man Maktabāt al-Bābī al-Ḥalabī. Sie haben noch viele alte Drucke und verkaufen auch das letzte Exemplar. Ein Archiv gibt es nicht.
Von einem anderen Mitglied der Familie gibt es einen Laden nördlich der al-Husaini Moschee
und einen dritten an einem Kreisverkehr in Gamaliya, wo die große Nord-Süd-Straße al-Manṣûriya
von al-Ḥarīrī geschnitten wird (genauer durch ein Platz-Kreissegment verbunden sind); wenn ich vormittags vorbeischaute, war der Laden immer geschlossen.
Versuchen Sie es am Abend.
Donnerstag, 6. Dezember 2018
Die König-Fuʾād-Ausgabe
Seit 1972 in einem zugemauerten Dachboden der Großen Moschee von Ṣanʿāʾ Tausende sehr alter Koranfragmente entdeckt wurden, genauer seit 2004 Sergio Noga Noseda hochaufgelöste Farbphotographien herstellen durfte, seit Wissenschaftler erkannt haben, dass Blätter, die in bis zu sieben verschiedenen Sammlungen aufbewahrt werden, zusammen gehören und man diese ‒ dank online- bzw. Druck-Publikationen ‒ studieren kann, seit man Tausende in Stein geritzte Kurztexte aus Syrien, Jordanien und Sa'udi-Arabien (immer besser) lesen kann, ist die Erforschung der arabischen Sprache und Schrift der Jahrhunderte unmittelbar vor und nach Muḥammad der aufregendste Teil der Islamkunde.
Seit der Zerstörung der Zwillingstürme in Manhattan sind Überlegungen über den Islam als spätantike Zivilisation und/oder mit Judentum und Christentum verwandte Religion besonders beliebt.
Leider äußern sich die ExpertInnen auf diesen interessanten Gebieten auch zu einem Thema, das sie nicht studiert haben ‒ weil nicht interessant genug ‒ und schreiben dazu fast nur Unsinn.
Auf dem Gebiet der gedruckten Koran-Ausgaben muss aufgeräumt werden. Und das will ich hier tun.
Viele deutsche Orientalisten bezeichnenden den amtlichen ägyptischen Koran von 1924/5 als „den Standardkoran“, andere nennen ihn „Azharkoran“.
Über die König-Fuʾād-Ausgabe, den Gizeh-Koran, den Vermessungsamt-Druck (المصحف الشريف لطبعة مصلحة المساحة المصرية), dem 12-Zeiler (مصحف 12 سطر), zirkulieren viele falsche Ideen. Einige glauben, eine Handschrift vor Augen zu haben.
Typendruck ist ein Hochdruckverfahren. Die Typen hinterlassen auf dem Papier kleine Vertiefungen: drücken die Druckerschwärze in das Papier. Offset ist ein Flachdruck-Verfahren, bei dem das Papier die Farbe aufsaugt; Vertiefungen kann man nicht finden. Mit den Augen sah Mohr, dass es nicht handgeschrieben war. Dass man aber Typendrucke nur mit dem Tastsinn (nicht dem Gesicht) erkennen kann, weiß er nicht. Und Prof. Dr. Murks auch nicht. „Das ist doch Unsinn, statt aufwändig zu setzen und das EINmal zu drucken, kann man doch besser einen Kalligraphen schreiben lassen.“ Das verkennt den technoiden Genauigkeitssinn der Herausgeber von 1924. Bis heute gibt es außer ʿUṯmān Ṭaha (UT) niemanden, der so genau ist wie der Setzkasten oder der Computer. Zwei Beispiele zu Veranschaulichung.

Während bei UT klar yanhā zu lesen ist, steht in der wunderschönen osmanischen Handschrift naihā; während die drei Vokalzeichen (fatḥa, sukūn, Lang-ā) klar in der richtigen Reihenfolge stehen (es geht ja nicht anders, sie stehen ja alle oben), steht nūn (vielleicht) vor yāʾ (kommt der nūn-Punkt vor den yāʾ-Punkten). Übrigens haben die beiden „Zahn“-Buchstaben bei UT einen Zahn oder Stachel, aber keinen im Hof-Osmanischen! Während es bei UT zwischen heh (ich benutze den Unicode-Namen zur deutlichen Unterscheidung von ḥāʾ) und alif maqṣūra klar nichts gibt, könnte da im osmanischen durchaus ein Zahn sein: Man brauchte nur zwei Punkte darüberzusetzen und es wäre hetā oder so. Zweites Beispiel: wa-malāʾikatihī Während im amtlichen Koran (unten) und bei UT (Mitte) VOR dem Zahn über der Grundlinie ein Ersatzalif-mit-madda schwebt, schwebt im Muṣḥaf Qaṭar (oben) unter der Grundlinie ein hamza-kasra NACH Wandel-Alif mit madda, das den yāʾ-Zahn in ein (dehnendes) Alif wandelt. Das ist nicht schlimm (Klang und rasm sind ja gleich), ist aber eine andere Orthographie und darf nach der Vorstellung von Menschen, die im Koran kein Ungefähr dulden, nicht sein. Nun die ganze Seite 3 im Vergleich. Gizeh-Druck und UT: die Amiriya ist kalligraphischer als UT, was man an den Beispielen am rechten Rand erkennt. Alles in allem folgt UT der Vorgabe. Grundlinie und klares von rechts nach links. Nur beim Abstand zwischen Wörtern ist er weniger modern als die Amiriyya (weshalb Dar al-Maʿrifa den Abstand vergrößert hat).
Seit der Zerstörung der Zwillingstürme in Manhattan sind Überlegungen über den Islam als spätantike Zivilisation und/oder mit Judentum und Christentum verwandte Religion besonders beliebt.
Leider äußern sich die ExpertInnen auf diesen interessanten Gebieten auch zu einem Thema, das sie nicht studiert haben ‒ weil nicht interessant genug ‒ und schreiben dazu fast nur Unsinn.
Auf dem Gebiet der gedruckten Koran-Ausgaben muss aufgeräumt werden. Und das will ich hier tun.
Viele deutsche Orientalisten bezeichnenden den amtlichen ägyptischen Koran von 1924/5 als „den Standardkoran“, andere nennen ihn „Azharkoran“.
Über die König-Fuʾād-Ausgabe, den Gizeh-Koran, den Vermessungsamt-Druck (المصحف الشريف لطبعة مصلحة المساحة المصرية), dem 12-Zeiler (مصحف 12 سطر), zirkulieren viele falsche Ideen. Einige glauben, eine Handschrift vor Augen zu haben.
Nachtrag 2025: So kürzlich Asma Hilali in einem dem 1924er Koran gewidmeten Sonderheft der Zeitschrift der Kairiner Dominikaner MIDEO: « Muḥammad ʿAbd al-ʿAzīz al-Rifāʿī (m. 1936) éta[i]t le calligraphe [et l'éditeur] du Coran du Roi Fuʾād. »Andreas Ismail Mohr und Prof. Dr. Murks nennen die Ausgabe „Typendruck“. Dabei macht das Nachwort ‒ von 1926 bis 1951 noch deutlicher als 1924/5 und seit 1952 ‒ alles klar. Die von Ägyptens šaiḫ al-maqāriʾ Muḥammad ibn ʿAlī ibn Ḫalaf al-Ḥusainī al-Mālikī aṣ-Ṣaʿīdī al-Ḥaddād (1282/1865‒1357/ 22.1.1939) ‒ nicht zu verwechseln mit dem Kalligraphen Muḥammad ibn Saʿd ibn Ibrāhīm al-Ḥaddād (1919‒2011) ‒ geschriebene Textvorlage wurde in Būlāq mit fünf Etagen je Zeile gesetzt (Pausenzeichen; fatḥa, damma, sukūn; Buchstaben [bei Grundlinien-hamza inkl. des Vokalzeichens]; kasra; Abstand). Daraus wurden im Vermessungsamt ‒ wo man mit dem Drucken von Landkarten schon Offset-Erfahrung hatte ‒ Druckplatten. Dort wurde auch gedruckt.
Typendruck ist ein Hochdruckverfahren. Die Typen hinterlassen auf dem Papier kleine Vertiefungen: drücken die Druckerschwärze in das Papier. Offset ist ein Flachdruck-Verfahren, bei dem das Papier die Farbe aufsaugt; Vertiefungen kann man nicht finden. Mit den Augen sah Mohr, dass es nicht handgeschrieben war. Dass man aber Typendrucke nur mit dem Tastsinn (nicht dem Gesicht) erkennen kann, weiß er nicht. Und Prof. Dr. Murks auch nicht. „Das ist doch Unsinn, statt aufwändig zu setzen und das EINmal zu drucken, kann man doch besser einen Kalligraphen schreiben lassen.“ Das verkennt den technoiden Genauigkeitssinn der Herausgeber von 1924. Bis heute gibt es außer ʿUṯmān Ṭaha (UT) niemanden, der so genau ist wie der Setzkasten oder der Computer. Zwei Beispiele zu Veranschaulichung.

Während bei UT klar yanhā zu lesen ist, steht in der wunderschönen osmanischen Handschrift naihā; während die drei Vokalzeichen (fatḥa, sukūn, Lang-ā) klar in der richtigen Reihenfolge stehen (es geht ja nicht anders, sie stehen ja alle oben), steht nūn (vielleicht) vor yāʾ (kommt der nūn-Punkt vor den yāʾ-Punkten). Übrigens haben die beiden „Zahn“-Buchstaben bei UT einen Zahn oder Stachel, aber keinen im Hof-Osmanischen! Während es bei UT zwischen heh (ich benutze den Unicode-Namen zur deutlichen Unterscheidung von ḥāʾ) und alif maqṣūra klar nichts gibt, könnte da im osmanischen durchaus ein Zahn sein: Man brauchte nur zwei Punkte darüberzusetzen und es wäre hetā oder so. Zweites Beispiel: wa-malāʾikatihī Während im amtlichen Koran (unten) und bei UT (Mitte) VOR dem Zahn über der Grundlinie ein Ersatzalif-mit-madda schwebt, schwebt im Muṣḥaf Qaṭar (oben) unter der Grundlinie ein hamza-kasra NACH Wandel-Alif mit madda, das den yāʾ-Zahn in ein (dehnendes) Alif wandelt. Das ist nicht schlimm (Klang und rasm sind ja gleich), ist aber eine andere Orthographie und darf nach der Vorstellung von Menschen, die im Koran kein Ungefähr dulden, nicht sein. Nun die ganze Seite 3 im Vergleich. Gizeh-Druck und UT: die Amiriya ist kalligraphischer als UT, was man an den Beispielen am rechten Rand erkennt. Alles in allem folgt UT der Vorgabe. Grundlinie und klares von rechts nach links. Nur beim Abstand zwischen Wörtern ist er weniger modern als die Amiriyya (weshalb Dar al-Maʿrifa den Abstand vergrößert hat).

Ebenfalls von Seite 3 Vergleich von Muṣḥaf Qaṭar und UT. Im ersten und letzten Beispiel setzt Abū ʿUmar ʿUbaidah Muḥammad Saliḥ al-Banki die yāʾ-Punkte nicht GENAU unter den Zahn (im ersten Fall wegen des nahen nūn, im zweiten Fall aus Nachlässigkeit). Drei Fälle zeigen Zahn-Buchstaben ohne Zahn. Und ein Knuddel-mīm, was dessen Vokalzeichen (für moderne Leser) falsch sitzen lässt: das mīm steht rechts vom lām, das mīm-Vokalzeichen steht aber links, weil das mīm nach dem lām zu sprechen ist. Es steht also zu Recht „falsch“.
Bevor ich aufhöre (für Heute): ein Stadtplan von Kairo 1920, auf dem ich die Amīriyya und das Grundbuchamt mit Pfeilen in Nil gekennzeichnet habe, außerdem Midan Tahrir und die Stelle, wo neuerdings die Regierungsdruckerei ist. Ferner das Erziehungsministerium und die Nāṣirīya, wo drei der Herausgeber tätig waren.
Alles rechts des Nils plus den Inseln ist Kairo, alles links davon (Imbaba, Doqqi, Gizeh) gehört nicht nur nicht zur Stadt Kairo, sondern liegt in einer anderen Provinz.
Wichtig: Setzerei und Offset-Werkstatt waren mit Auto, Straßenbahn und Boot gut verbunden. Die montierten Seiten hatten keinen weiten Weg.
Die beiden arabischen Texte sind die Druckvermerke von 1924 und 1952, beide aus den Exemplaren der Preußischen Staatsbibliothek, die fünf Ausgaben besitzt.
Und hier die allerletzte (unpagnierte) Seite des Urdruck.


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