Samstag, 15. Dezember 2018

Der Azhar-Koran I

Da offensichtlich zwischen 1976-85 wenige Deutsche im Nahen Osten Korandrucke erwarben,

und seither wenige bei Mus­limen in die Schub­laden ge­schaut haben,

findet man den Muṣḥaf al-Azhar aš-Šarīf nicht im Netz.
Dabei hat die Staats­drucke­rei ihn da­mals in allen nur er­denk­lichen Größen und Ein­bän­den her­ge­stellt.
Ich besitze ihn nur in zwei Aus­gaben: klein mit Plastik­ein­band, mittel­groß mit Hart­pappe­deckeln.
Fortsetzung folgt.

Freitag, 14. Dezember 2018

Kabul 1352/1934

Bobzin schreibt, der Gizeh-Koran habe eine Welle von Korandrucken ausgelöst, was schlicht falsch ist.
So wie die Erfindung des Steindrucks um 1813 die erste Welle von Korandrucken zur Folge hatte, so mag Offset eine zweite Welle ausgelöst haben -- aber diese Welle ist reine Behauptung. Bobzin liefert weder Zahlen zu Koran­ausgaben, noch zu -auflagen.
Aber éinen Druck hat Gizeh24 wohl bewirkt. Der afghanische König Imānu-llāh Ḫān besorgte die nötige Ausrüstung.
Unter seinem Nachfolger erschien 1352/1934 ein Druck mit vielen Indices. Der "indische" Text wurde gesetzt und dann wurden Druck­platten gemacht --
genau wie ein Jahrzehnt davor in Bulaq + Gizeh.
In diesen beiden Zeilen sieht man deutlich, dass die Formen gesetzt (nicht hand­geschrieben) sind. Und an dem hoch­gesetz­ten End-yāʾ und an der nach­träg­lich hoch ein­gesetz­ten nicht-kufi­schen Versende, an dem nicht zu stoppen ist, sieht man, dass danach mani-puliert wurde, was so bei einem Typendruck nicht geht.




Der Text der ersten Seiten ist hand­geschrieben.
Wie in indischen maṣāhif üblich beginnen alle 30igstel oben auf einer rechten Seie und sind hervorgehoben.
Beginn von Surat qāf.

Donnerstag, 13. Dezember 2018

Pausenzeichen in Indien

Heute werden in Arabien fünf Pausen­zeichen benutzt.
In Indien gibt es deutlich mehr.
Und vor 100 jahren waren noch mehr Zeichen in Gebrauch,
die teils auch im afghanischen Druck und im osmanischen Reich benutzt wurden.

Mittwoch, 12. Dezember 2018

Mushaf Qatar ‒ kāḏiba

Den Gizeh-Koran mit seinen fast 900 Seiten kauften nur Orientalisten.
Der einfache Ägypter zog die 522 Seiten (erst von Muṣṭafā Naẓīf Qadir­ġalī, seit 1975 von Muḥammad Saʿd Ibrāhīm al-Ḥaddād ge­schrie­ben) vor, nach 1976 auch den genau­so kom­pakten (ge­setzten) Azhar-Koran.
1977 begann ʿUṯmān Ṭahas Siegeszug: den 1952er Text der Amīrīyya im Stile der Amīrīyya auf den 604 Seiten der Aus­gaben von Kayış­zâde Hâfız Osman: Hand­schrift so genau wie Type, noch liga­tur­ärmer als Type: ruhiges Schrift­bild, leicht zu lesen.
Das Sechstel der Muslime, das zwischen Nil und Tigris lebt (und deren Dia­spora), haben heute Aus­gaben dieses Typuses.
Die folgen alle der Ortho­gra­phie der Amī­rīy­ya-Aus­gabe von 1952, die etwa 900 mal vom "Stan­dard­koran" von 1924 ab­weicht ‒ zwar nur drei Stel­len mit ande­rem rasm, mal ein an­ders sit­zen­des Ham­za, grund­sätz­lich andere Suren­über­gänge (näm­lich mit der Bas­mala) und Suren­titel­käst­chen (näm­lich ohne Angaben zur Offen­barungs­reihen­folge), sowie sehr viele andere Pausen.


Logo der Mushaf Qatar App.

Mit einer Ausnahme:
Muṣḥaf Qaṭar weicht an einer Stelle ab.
Sure 56, Vers 2, kāḏiba
Der Gizeh-Koran schreibt es mit alif, wie Türken, Inder und Perser.
ʿUṯmān Ṭaha, Syrien, Dubai, Oman, Baḥrain, sie alle schrei­ben es mit alif.
Qaṭar aber schreibt es ‒ so wie man in Marokko, im Senegal und Medina (Warš) schreibt ‒ mit Ersatz­alif.
Dürfen die das?

Aber sicher. An der Klang­gestalt (kāḏiba), am Sinn ändert sich nichts.
Und sie haben nicht nur die Maghre­biner auf ihrer Seite, sondern auch das Manu­skript, das Tayyar Altı­kulaҫ (IRCICA) kurz vorher her­aus­ge­ge­ben hat: der dem dritten Kalifen zuge­schrie­bene ägypti­sche muṣḥaf, der sich heute im Topkapi Palast­museum befindet.
Der Koran ist in erster Linie mündlich (über­liefert).
Man schreibt ihn wie man will.
Zur Zeit demon­striert das das dem iranischen Revolu­tions­führer unterstellte Zentrum zum Druck und zur Ver­breitung des Koran:
Sie wollen eine möglichst wenig verwirrende Schreibung.
Wenn sie für die von ihnen bevorzugte Schrei­bung ein Vorbild oder eine Autori­tät finden, dann ist's gut,
Aber 17 Wörter schreiben sie nach ihren Vor­stellungen, ohne dafür ein gutes Vor­bild zu haben -- und sind stolz darauf.
Diese 17 finden Sie in meinem Amazon-Buch "Kein Stadard", wobei ich ent­deckt habe, dass sie an weiteren Stellen plene schreiben, obwohl das die rasm-Autori­täten nicht erlauben und auch nicht in den vom Zentrum genannten guten Vorlagen vorkommt, sondern höchstens in "schlechten" osmani­schen oder persi­schen Ausgaben.
Sie folgen Qaṭar bei kāḏiba nicht, obwohl es Parallelstellen gibt, wo sie Ersatzalif haben,
obwohl normales Alif einfacher ist als Ersatzalif.
Ich wage die Behauptung: Hätten sie ihre Aus­gabe nach dem Bruch zwischen Saʿudi-Ara­bien und Qaṭar heraus­ge­geben, hätten sie sich der Schrei­bung des muṣḥaf Qaṭar ange­schlos­sen.



Ledriges Logo des Mushaf Qatar.

Dienstag, 11. Dezember 2018

frei mixbar

Koranskripte und -drucke kann man nach zig Kriterien einteilen:
‒ ist alles in éinem Duktus geschrieben?
‒ sind die Suren in éinem Duktus geschreiben (also nur Titel, Basmala, Margi­nalien, Kusto­den in anderen)?
‒ sind die Suren in Nasḫī, Maghrebi, Sudani, Thuluth ... ge­schrieben?
‒ dürfen Verse auf zwei Seiten geteilt stehen?
‒ sind sieben Siebtel und zwei Hälften angezeigt?
‒ dürfen 30igstel irgendwo auf der Seite anfangen?
‒ wo genau sind die Grenzen der 30. 60. 120. 240.?
‒ sind rukuʿāt im Text / am Rand markiert?
‒ gibt es Randnoten?
‒ sind saǧadāt und/oder sakatāt auch am Rand ange­zeigt?
‒ stehen Name und/oder Nr. der Sure in der Kopfzeile?
‒ stehen Name und/oder Nr. der 30igstel in der Kopf­zeile?
‒ Stehen 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18 Zeilen auf einer Seite?
‒ werden im Titelkasten die Anzahl der Verse in der Sure
   ‒ die davor geoffenbarte Sure und die danach an­ge­geben?
‒ werden die Zeilen durch Striche getrennt?
‒ wie werden Langvokale angegeben?
‒ wird die Kürzung von Vokalen notiert?
‒ wird ʾā (hamza+Alif) ءا oder اٰ geschrieben?
‒ wird bei Alif-waṣl angegeben, mit welchem Vokal einzusetzen ist, falls denn ein­ge­setzt wird?
‒ gibt es nūn qutni/ ṣila-nūn?‒ ein kaṣra zwischen tanwīn und alif-waṣl, das in Indien "mini-nūn", auf Arabisch Verbindungs-nūn heißt.
‒ nach welchem System sind die Vers­enden mar­kiert?
‒ sind diese mit Zahlen versehen?
‒ welche Pausen­zeichen gibt es?
‒ wer legt die Pausen fest?
‒ geht man am Suren­ende davon aus, dass gleich die nächste Sure gelesen wird?
   ‒ mit oder ohne der Basmala?
‒ wird die Assimiltion von vokal­losem nūn ange­zeigt?
‒ wird die Emphase bei normaler­weise nicht empha­tischen Buch­staben an­ge­zeigt?
‒ gibt es ein mittiges u-Hamza?
‒ gibt es ein, zwei oder drei madd-Zeichen?
‒ welcher rasm-Autorität oder welchem Manuskript folgt man dabei?
‒ welcher Lesart, Überlieferung, Weg folgt man?
Theoretisch sind alle diese Dinge unab­hängig von­ein­ander.
Das kriegen sogar Exper­ten nicht in ihren Schädel, schrei­ben dann, dass man bei Qālūn so und so schreibe, ob­wohl das nichts mit Qālūn zu tun hat, sondern mit ad-Dānī; sie werfen das wegen der berühm­ten liby­schen (von Abū Bakr as-Sāsī al-Maġribī geschriebenen) Ausgabe in einen Topf. Hier eine Zusammen­stel­lung: sechs man Ḥafṣ oben, drei mal Qālūn unten, da­zwischen Warš, bei allen Über­lie­ferungen gibt es insān mal so, mal so ge­schrie­ben; Über­lie­fe­rung und rasm-Autori­tät sind unab­hängig von ein­ander (auch wenn Warš fast immer à la Ibn Naǧāḥ ge­schrieben wird).
In der Praxis sind die meisten Texte in Sudānī in der Über­liefe­rung Warš, fol­gen meist Ibn Na­ǧāḥ, haben drei waṣl-Zeichen, drei hamza-Zeichen, kein nun quṭnī, kein rukuʿ-Zeichen, haben kleine Ersatz­buch­sta­ben zur Län­gung, haben keine Lang­vokal­zeichen ...
Es gibt aber Aus­nahmen:
So gibt das Zen­trum in Tehran (مرکز طبع و نشر قرآن کریم Markoz Ṭabʿ-o Našr) Drucke mit seinem Privat-rasm in indischen Stil, in persi­schen (Nairizī) und arabischen Stil (Uṯmān Ṭaha) heraus.
Und in Tunis sind zwei Aus­ga­ben von Ḥafṣ im maghre­bi­nischen Duktus faksimiliert worden.
Von Zuhair Bāš Mamlūk ge­schrie­bene Doppel­seite: die Lesart Ḥafṣ im maghribinischen Stil:

Hier eine Stelle aus dem Skript auf 60 Seiten mit der Stelle aus Surat ar-Rūm, wo dreimal das ḍād mit fatḥa (schwarz) oder ḍamma (rot) gelesen werden kann.

Das ist Ḥafṣ auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussieht ‒ Ḥafṣ hat kein festes Aussehen von Zubair ibn ʿAbdallah al-Ḥanafī für ḥanafi­tische Osmanen in Tunis geschreiben.

Montag, 10. Dezember 2018

Wortabstand

Die Schrift sprang nicht fix und fertig aus dem Ei.
Latein hatte erst nur Groß­buch­staben und wurde ohne Punkt und Komma continuier­lich ge­schrie­ben.
Später gab es Mitte-Punkte zur Markie­rung der Wort­grenzen.
Um 800 schrieb man Kleinbuchstaben.
Klein- und Großbuchstaben auf der gleichen Seite.
Später wurde das systematisiert: Satzanfänge, Namen, (Sub­stan­tive,) Wichtiges wurde durch Groß­buch­staben hervor­ge­hoben.















Alle wissen, dass Arabisch erst keine Diakritika und keine Vokal­zeichen hatte,
aber es hatte auch keinen Wort­abstand.
Die Grenze markierte man durch spezielle Buch­staben: End­buch­staben (Iso-Form, falls davor kein ver­binden­der Buch­stabe stand).
Da das häufige wau keinen End-Buchstaben hatte, und Alif sehr oft am Anfang stand)
‒ und es nie Alif + Alif IM Wort gibt,
setzte man nach wau am Wortende ein stummtes Alif;
damit war die Sache klar:
die Wortgrenze verläuft zwischen den zwei Alifs.

Und so wie fett-a und kursiv-a keine extra Buch­staben sind,
Groß-A aber doch,
so sind maghrebi-ع, diwani-ع, thuluth-ع keine extra Buchstaben, ـعEnd aber doch.
Alle Experten plappern nach, was man den Kindern im ersten Schuljahr beibringt:
arabische Buchstaben haben vier Formen.
Stimmt aber nicht: Wie bei uns für den /a/-Laut einen normalen und einen Anfangs-/Substantiv-Buch­staben gibt,
so gibt es im Arabischen für /b/ einen normale und einen End-Buch­staben.
Formen gibt es fast so viele, wie es Buch­staben dahinter und davor geben kann.

Die Schreibmaschine zeigt wie es wirklich ist:
10x eine From
16x zwei Formen.
Aber Unicode war so dumm wie die Erstklässler:
Sie legten als internationalen Standard fest:
Arabische Buchstaben haben vier Formen!

Sonntag, 9. Dezember 2018

Vokalkürzung

Bei Langvokalen und bei der Assimila­tion von Kon­sonan­ten sind Afrikaner und Araber genau.
Doch bei der Vokalkürzung ‒ dem kurz-Sprechen von lang-Ge­schrie­benem ‒ sind sie über­heb­lich nach­lässig.
Das ist bei den Machern des Gizeh-Korans und bei Dar al-Maʿrifa beson­ders ärger­lich:
Wenn man schon Zeichen für abso­lu­te Stumm­heit (den Kreis), für Stumm­heit, wenn nicht davor eine Pause ein­ge­halten wird (das waṣl-Zeichen) und für Stumm­heit, wenn danach keine Pause kommt (die Null) ein­führt ‒ was an sich löb­lich ist ‒, dann ist es eine Unver­schämt­heit, fest­zulegen, dass letz­te­res Zeichen nur ver­wendet ist, wenn die Sache nicht selbst­ver­stänlich ist.
Ich will das am Schluss des siebten Verses der dritten Sure ver­deut­lich, dem Vers, den ich in meinem Bilder­buch "Kein Standard" zig mal ‒ mit jeweils anderen Pausen(­zeichen) ‒ zitiere, zeigen:


Um das Bild g r o ß zu sehen, klicken Sie ‒ wie in allen blogger.com-Blogs ‒ auf das Mini-Bild und dann mit rechts auf das rößere Bild, dann "Grafik in neuem Tab öffnen", dann in den neuen Tab und (falls zu sehen) auf Plus, et voilà.
Es geht um das vorletzte Wort:
In der ersten (indischen) Zeile sehen sie nach „ʾilā“ ulu mit zwei kurzen /u/, ge­schrie­ben mit ḍamma und NICHTS über beiden wau, die also beide beim Lesen zu igno­rie­ren sind.
Darunter UT, Muḫalla­lātī und Alger 1931 mit einem Kreis über dem ersten wau und über dem alif nach dem zweiten wau (und waṣl über dem zwei­ten alif),
doch über dem zweiten wau fehlt die Null, weil nach den zwei stummen Alifs zwei Kon­sonan­ten, nämlich lām und hamza, kommen, steht das wau in einer ge­schlos­senen Silbe, ist "also" (ha ha ha) kurz.
Auch im osma­nischen mushaf steht zwar unter dem ersten wau qaṣr, nicht aber unter dem zu kürzen­den zweiten wau.
So verfährt auch Dar al-Maʿri­fa: Lässt das zweite wau schwarz.
In Indonesien jedoch sind zwei wau und zwei alif himmel­blau = stumm.
In meiner taǧwīd-Fassung sind alle Buch­staben, die absolut stumm sind (die alifs tra­gen ja ‒ nach heutigem Ver­ständ­nis nur die hamzāṭ, sind als alifs stumm), nur in Um­ris­sen zu sehen. Das zweite wau aber ist grau, weil im Kontext ge­kürzt.
Die Ausgabe von Dar al-Riyaḍa (mit den Drei­ecken über den Buch­staben) ver­fährt wie die indo­ne­si­schen,
die türkische taǧwīd-Aus­gabe hat eben­falls vier graue Buch­staben ‒ die Ovale über den lāms ent­sprechen ǧazm = bedeuten Vokal­losig­keit.

Samstag, 8. Dezember 2018

der 1924er, Gizeh

Der Gizeh-Koran
‒ ist kein Azhar-Koran
‒ hat keine Welle von Korandrucken ausgelöst,
    weil es endlich einen festen, autori­sier­ten Text gab
‒ wurde nicht umgehend der von Sunniten und Schi­ʿiten akzep­tier­te Koran
‒ trug nicht wesentlich zur Verbreitung der Lesung Ḥafṣ bei, er wurde weder 1923 noch am 10.7.1924 ver­öffent­licht.
Doch er vertrieb die grotten­schlechte Gustav-Flügel-Ausgabe aus deutschen Studier­stuben,
‒ hatte ein Nachwort namentlich genannter Her­aus­geber,
‒ gab darin seine Quellen an,
‒ übernahm ‒ außer der kufischen Zählung,
    und den Pausenzeichen, die auf östlichen Quellen fußten
    ‒ den maghrebinischen rasm (weit­gehend nach Abū Dāʾūd Ibn Naǧāḥ)
    ‒ die maghrebischen kleinen Ersatz­vokale zur Längung
    ‒ die maghrebischen Schreibung von führendem Alif/hamza+Vokal am Wortanfang mit einem Hamza-Zeichen auf oder unter dem Alif, während Asien auf das Alif nur ein Vokalzeichen setzt;
    ‒ die maghrebischen Schreibung von Alif-waṣl mit einem waṣl-Zeichen während in diesem fall in Asien nichts stehr, wodurch das Alif/hamza stumm ist
    (im Gizeh-Koran haben ḥurūf al-madd kein sukūn wie in Asien, außer sie sind Teil eines Diphtongs, nicht bloß längend)     ‒ die maghrebischen Unter­teilung der Dreißig­stel (jedoch ohne Achtel-ḥizb)
    ‒ die maghrebischen Grund­linien­hamzae vor Alif am Wortanfang (ءادم statt اٰدم).
    ‒ die maghrebischen Falsch­schreibung von /allāh/ als /allah/
    ‒ die maghrebische Schreibung am Suren­ende, die davon aus­geht, dass unmit­tel­bar danach die nächste Sure ge­spro­chen wird (und zwar ohne Bas­mala): tan­win wird dann tanmīm
    ‒ die maghrebischen Unter­scheidung in drei Sorten tanwin (über­einander, nach­einander, mit mīm)
    ‒ die maghrebischen Abwesenheit von nūn quṭni.
    ‒ die maghrebischen Nicht-Schreibung der Vokal­kürzung
    ‒ das maghrebisch (und indische) Herunter­ziehen des hmaza-Zeichens durch kasra

nach G24 zieht kasra das Hamza runter, während es im Osmanischen und Persischen oben bleibt.












    ‒ die maghrebische Schreibung der Assimilation
      während in Osm die Assimilation nicht notiert wird
(in den drei osmanischen Beispielen (Muḥ. ʾAmīn ar-Rušdī, Ḥasan Riḍā, Muṣṭafa Naẓīf Qadirġalī) bekommt der assimilierte Buchstaben ein Sukūn, in G24 wie in den Warš-Ausgaben darunter (Fez, Algiers) bekommt der assimierende Buchstabe ein šadda, der assimiiierte nichts.
Neu war die Differenzierung des maghre­bischen Sukūn in drei Zeichen:
‒ das ǧazm in Form eines ǧīms ohne Schwanz und ohne Punkt für Vokal­losig­keit,
‒ den Kreis für „immer zu über­lesend“,
‒ die Null für „hier zu über­lesend“.
‒ plus der Abwesenheit jedes Zeichen für Nicht-zu-Sprechend, da assimi­liert.
Ferner Wortabstand,
Grundlinienorientierung und
exakte Platzierung von Punkten und Strichen.
Offset brachte gegenüber Typendruck das Höher-Setzen von kasras:
Statt unter den Buchstaben sind sie unter dem Kernbuchstaben: auf Höhe der Unterlinien (م ) und Schwänzen (ح ع س ص ـهـ ل ي ).
Dazu wird ein Bürstenabzug der gesetzten Seite gemacht. Dann werden die kasras rausgeschnitten und etwas höher geklebt: so tief wie م oder in den Schwanz von ح ع .

Wenn wenn es vorher (etwa 1888 in Delhi) Drucke mit Nummern nach jedem Vers gab,
so hat er wohl zur Verbreitung dieser Praxis beigetragen.
Er war auch nicht der erste "inner­muslimi­sche Koran­druck".
Neuwirth mag sich mit dem Koran aus­kennen, von Koran­drucken hat sie null Ahnung,
denn seit 1830 gab es viele, seit 1875 sehr, sehr viel Koran­drucke von Muslimen
und schon an den sechs St.Peters­burger Drucken von 1787-98 waren Muslime stark beteiligt.
Ein Typendruck war es auch nicht, sondern ‒ wie alle außer Venedig, Ham­burg, Padua, Leip­zig, St.Peters­burg, Kazan, zweien in Tehrān (mit den gleichen Typen), zweien in Hooghli, zweien in Calcutta und einem in Kanpur ‒ Flach­druck, wenn auch nicht mehr mit Stein­platte, son­dern Metall­platte.
Es war auch nicht der erste, der von sich sagte, „den rasm al-ʿUṯmānī“ wiederzugeben.
Zwei Titelseiten von Lucknow-Drucken von 1870 und 1877.







1895 erschien in Būlāq ein Koran im ʿuṯmāni­schen rasm, was viel­leicht „un­voka­li­siert“ bedeu­tete. Kitāb Tāj at-tafāsīr li-kalām al-malik al-kabīr taʼlīf Muḥammad ʿUṯmān ibn as-Saiyid Muḥammad Abī Bakr ibn as-Saiyid ʻAbd­Allāh al-Mīrġanī al-Maḥ­ǧūb al-Makkī. Wa-bi-hāmi­šihi al-Qurʼān al-Maǧīd mar­sūman bi’r-rasm al-ʿUṯmānī.
Bis auf die Folge Iso­Ham­za+Alif, die 1890 und 1924 aus dem Maghreb über­nom­men wurde (alif+madda ging ja nicht, da madda zur Längung schon ver­geben war) ist hier schon alles so wie 1924.

Der Text der KFA ist übrigens keine Re­kon­struk­tion, was Berg­sträßer Muḥam­mad ibn ʿAlī ibn Ḫalaf al-Ḥusai­nī al-Mālikī aṣ-Ṣaʿīdī al-Ḥad­dād ein­fach geglaubt hat: Er folgt nicht genau Abū Dāʾūd Su­lai­man Ibn Na­ǧāḥ al-An­da­lu­sī (gest. 496/1103) und auch nicht Abu ʿAbd­allah Mu­ḥammad ibn Mu­ḥam­mad al-Ḫarrāz (gest. 718/1318), son­dern (außer an etwa 100 Stellen) den gängi­gen Warš-Aus­gaben.
Auch die Übernahme vieler marok­ka­ni­scher Besonder­heiten (siehe oben), die teils 1952 revi­diert wurden, plus dem Fallen-Lassen von asia­ti­schen Zeichen ‒ plus der Tat­sache, dass das Nach­wort zu Beidem schweigt ‒ ist ein klares Zeichen dafür, dass al-Ḥusainī al-Ḥaddād al-Mālikī eine Warš-Ausgabe adaptierte
‒ d.h. deren Schreibung (ent-waršet) übernahm, nicht ihr layout.
Alle ägyptischen Leser kannten die Lesungen Warš und Qālun. Als Malikī kannte al-Ḥusainī al-Ḥaddād vermutlich Warš-Ausgaben noch besser als die meisten.
Es gab den angeblich 1924 etablier­ten Text nicht nur im Magh­reb und in Kairi­ner Warš-Drucken, sondern auch schon in Būlāq gesetzt im Jahr­hun­dert davor.

Nun zum Erscheinungsdatum.
Man findet 1919, 1923, 1924 und 1926 in Bibliotheken und bei Gelehrten.
Nach heutigen bibliotheka­rischen Regeln gilt 1924, weil das steht im Erstdruck
Es stimmt aber nicht. Es steht nämlich in dem Werke selbst, dass sein Druck am 10.7.1924 abge­schlos­sen worden sei. Das kann aber nur bedeuten, dass an diesem Tag der Druck des qur­ʾāni­sche Textes abge­schlos­sen worden war. Die Wid­mung für den König, die Nach­richt über den Ab­schluss des Druckes kann erst danach ge­setzt worden sein; sie und das gesamte Nach­wort wurden erst danach ge­druckt, und das Werk ‒ ohne Titel­seite, ohne Gebet zum Ab­schluss ‒ wurde erst danach ‒ wohl wieder in Būlāq, wo schon gesetzt und mon­tiert worden war ‒ gebunden ‒ und das war erst 1925, es sei denn man hat erst­mal zehn Exemplare ge­bunden und die dann "ver­öffent­licht", was nicht wahrscheinlich ist.
Weil in Wikipedia Fuʾāds Königs­mono­gramm als das seines Sohnes ausgegeben wird, hier seins (wenn auch völlig belang­los):

Freitag, 7. Dezember 2018

Impressum

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Arno Schmitt

Indien1800 Langvokale

Gabriel Said Reynolds und andere sagen, alle Korane seien gleich: Buchstabe für Buchstabe.
the various editions of the Qur’an printed today (with only extra-ordinary exceptions) are identical, word for word, letter for letter.
"Intro­duction" to The Qur'ān in its Historical Context, Abingdon: Routledge 2008, p.1
Was für ein Unsinn. Es gibt wohl tausend verschiedene Arten, Korane zu schreiben oder zu setzen.
Dass heißt nicht, dass die Korane Unter­schied­liches besag­ten. Das tun sie nicht. Dafür sind sie ähnlich genug.
Die Unterschiede, die der genau gleiche Text, bei der Aus­legung erlaubt, sind bestimmt 100x bedeutender, als alle Unter­schiede zwischen verschie­denen Drucken. Viele Unter­schiede sind rein ortho­graphisch (so wie Folx­heršaft und Volks­herr­schaft, night und nite, le roi und le rwa), andere verändern zwar den Sinn eines Wortes, ja eines Satzes, ändern aber nicht wirk­lich den Abschnitt.
Mir geht es über­haupt nicht um Wider­sprüche im Koran, um inhalt­liche Unter­schiede zwischen einem bestimmten und einem anderen, mir geht es nur um Unter­schiede der Ortho­graphie (also der Schrei­bung der Worte und der Regeln).
Mir geht es auch nicht um die Unter­schiede zwischen den sie­ben/zehn kanoni­schen Lesern, den vier­zehn/zwanzig Über­mitt­lern, den hunder­ten Traden­ten. Diese be­treffen in erster Linie die Laut­gestalt (auch mal ein "min" oder "wa", ein alif oder eine Kon­sonaten­ver­dopplung mehr oder weniger); die Vari­anten sagen nur, ob man einen Vokal fünf­fach oder drei­fach längt, ob man zwi­schen zwei Suren die Basmala wieder­holt oder vor einer bestimm­ten ein Takbir spricht. Um all dies geht es mir nicht.
Mir geht es um die Unter­schiede zwischen osmani­schen und marok­ka­nischen, persi­schen und indi­schen Koranen ‒ und darum, worin sich der amt­liche ägyp­ti­sche Koran von 1924 von denen davor unter­scheidet. Denn darüber zir­kuliert viel Unsinn.
Korane unter­scheiden sich auf hundert Weisen. Dies werde ich nicht systema­tisch dar­stellen. Etwa Lesart, Schreib­stil, Zeilen je Seite, ob Verse auf zwei Seiten ver­teilt sein dürfen, ob 30.tel auf einer neuen Seite anfangen müs­sen, ob rukuʿat im Text und am Rand ange­zeigt werden, ob die Verse Num­mern und ob die Seiten Kustoden haben, ob es ein, drei, vier, fünf, sechs ... oder sechs­zehn Pausen­zeichen gibt. All dies kann vorkommen, wird aber nicht durch­dekliniert werden.
Den Augenmerk richte ich auf zwei Punkte:
die Schreibung der Wörter, sozu­sagen das korani­sche Voka­bular ‒ wobei aber (anders als im Duden) das gleiche Wort nicht an allen Stellen gleich zu schreiben ist;
die Regeln, wie Vokallänge, -kürze und Diphtonge, wie As­simi­la­tion von Kon­sonan­ten notiert werden.
Besonders interessieren mich die Drucke.
Es gibt zwei Hauptschreib­weisen/Regeln: afrika­nisch (maghrebi­nisch, arabisch) und asiatisch (indo­pakista­nisch, indo­nesich, persisch, osma­nisch): Für lange Vokale brauchen Afrika­ner immer zwei Zeichen: ein Vokal­zeichen und einen pas­sen­den längenden Vokal­buch­staben; steht der nicht im rasm, wird er klein ergänzt (oder ein eigentlich unpassender wird durch ein Wandel­alif passend gemacht).
Asiaten haben drei Kurz­vokal­zeichen und drei Lang­vokal­zeichen (und Sukūn/Ǧazm). Doch nach den heutigen IPak-Regeln benutzt man bei ū und ī die Kurz­vokal­zeichen, FALLS der pas­sende Vokal­buchstabe folgt. Bei Lang-/ā/ benutzten Perser und Os­manen/Tür­ken immer das Lang­vokal­zeichen, Inder benutzen es heute nur, wenn kein Alif folgt (also wau, [punkt­loses] yāʾ oder gar kein Vokal); kommt danach ein Alif, bekommt der Kon­sonant davor nur ein Fatḥa. Bei Lang-/ī/ benutzten Perser und Osma­nen immer das Lang-ī-Zeichen (egal ob yāʾ folgt oder nicht); Inder ver­fahren heute ähn­lich wie bei /ā/: folgt kein yāʾ, steht das Lang-ī-Zeichen: vor yāʾ aber steht (nur) Kasra und das yāʾ bekommt ein ǧazm. (nach IPak sind zeichen­lose Buchsaben stumm!)
Bei Lang-ū setzen die Osmanen "madd" unter ein wau; bei dem gelängten Per­sonal­pro­no­men -hū bleibt die Längung un­notiert. Inder und Indo­nesier be­nutzen das Lang-ū-Zeichen, aber das Kurz-u-Zeichen vor wau.
Und jetzt kommt meine Beob­achtung aus der Vor­druck­zeit. Um 1800 be­nutzten Inder immer das Lang-ū-Zeichen, fol­gen­des wau blieb ohne jedes Zeichen: war also stumm (beim Lesen zu igno­rie­ren) ‒ wenn es zweiter Teil des Diph­tongs /au/ ist, bekam und be­kommt es ein Ǧazm, ist also zu spechen. Immer das Lang-ī-Zeichen. Immer das Lang-ā-Zeichen. Anders gesagt:
1800 gab es zwei Systeme, Lang­vokale zu notieren: das magh­rebi­nische, das immer zwei Teile, ein Vokal­zei­chen (fatḥa, kasra, ḍamma, imāla-Punkt) und einen Län­gungs­vokal (zum rasm ge­hörend oder Er­gän­zung), um­fasst. Sowie ein indi­sches System, das ganz auf Lang­vokal­zeichen be­ruhte, in dem die im rasm vor­han­denen Vokal­buch­sta­ben kom­plett igno­riert wurden. Das magh­re­bini­sche System gilt heute in Afrika und Arabien. Das indische System gilt in der Türkei, in Per­sien und Indien (und Indo­nesien) in abge­schwäch­ten Formen. In Indien (und Indo­nesien) gilt IPak, wo Lang-ā vor (punkt­losem) yāʾ wei­ter be­nutzt wird, vor alif aber durch Kurz-a + fatḥa ersetzt wurde (hier folgt man dem afri­kani­schen System), und über ī-yāʾ und ū-wau ǧazm steht + davor kasra und ḍamma um Lang­vokale aus­zu­drücken (also ähn­lich wie in Afrika). Das alte indi­sche System gilt nur noch, wo kein Vokal­buch­stabe folgt.
Wie ver­brei­tet dies klare indische System war, weiß ich nicht. Eine Hand­schrift aus Kaschmir ver­fuhr wie die meisten per­si­schen maṣāḥif. für eine andere, siehe

Donnerstag, 6. Dezember 2018

Die König-Fuʾād-Ausgabe

Seit 1972 in einem zuge­mauerten Dachboden der Großen Moschee von Ṣanʿāʾ Tausende sehr alter Koran­frag­mente ent­deckt wurden, genauer seit 2004 Sergio Noga Noseda hoch­auf­gelöste Farb­photo­graphien her­stel­len durfte, seit Wissen­schaft­ler er­kannt haben, dass Blätter, die in bis zu sieben ver­schie­denen Samm­lungen auf­be­wahrt werden, zusammen gehören und man diese ‒ dank online- bzw. Druck-Publikat­ionen ‒ stu­dieren kann, seit man Tausende in Stein geritzte Kurz­texte aus Syrien, Jordanien und Sa'udi-Arabien (immer besser) lesen kann, ist die Erfor­schung der arabi­schen Sprache und Schrift der Jahr­hunder­te un­mit­tel­bar vor und nach Muḥammad der auf­regend­ste Teil der Islam­kunde.
Seit der Zerstörung der Zwillings­türme in Man­hattan sind Über­legun­gen über den Islam als spät­antike Zivilisation und/oder mit Juden­tum und Christen­tum verwandte Religion besonders beliebt.
Leider äußern sich die ExpertInnen auf diesen interes­san­ten Gebieten auch zu einem Thema, das sie nicht studiert haben ‒ weil nicht inter­essant genug ‒ und schreiben dazu fast nur Unsinn.
Auf dem Gebiet der gedruckten Koran-Ausgaben muss auf­geräumt werden. Und das will ich hier tun.
Viele deutsche Orienta­listen bezeichnenden den amt­lichen ägypti­schen Koran von 1924/5 als „den Standard­koran“, andere nennen ihn „Azhar­koran“.
Über die König-Fuʾād-Ausgabe, den Gizeh-Koran, den Ver­messungs­amt-Druck (المصحف الشريف لطبعة مصلحة المساحة المصرية), dem 12-Zeiler (مصحف 12 سطر), zirkulieren viele falsche Ideen. Einige glauben, eine Hand­schrift vor Augen zu haben.
Nachtrag 2025: So kürzlich Asma Hilali in einem dem 1924er Koran gewidmeten Sonder­heft der Zeitschrift der Kairiner Dominikaner MIDEO: « Muḥammad ʿAbd al-ʿAzīz al-Rifāʿī (m. 1936) éta[i]t le calligraphe [et l'éditeur] du Coran du Roi Fuʾād. »
Andreas Ismail Mohr und Prof. Dr. Murks nennen die Ausgabe „Typen­druck“. Dabei macht das Nach­wort ‒ von 1926 bis 1951 noch deut­licher als 1924/5 und seit 1952 ‒ alles klar. Die von Ägyptens šaiḫ al-maqāriʾ Muḥammad ibn ʿAlī ibn Ḫalaf al-Ḥusainī al-Mālikī aṣ-Ṣaʿīdī al-Ḥaddād (1282/1865‒1357/ 22.1.1939) ‒ nicht zu ver­wech­seln mit dem Kalli­gra­phen Muḥammad ibn Saʿd ibn Ibrāhīm al-Ḥaddād (1919‒2011) ‒ geschrie­bene Text­vor­lage wurde in Būlāq mit fünf Etagen je Zeile gesetzt (Pausen­zeichen; fatḥa, damma, sukūn; Buch­staben [bei Grund­linien-hamza inkl. des Vokal­zeichens]; kasra; Abstand). Daraus wurden im Ver­mes­sungs­amt ‒ wo man mit dem Drucken von Land­karten schon Offset-Erfah­rung hatte ‒ Druck­platten. Dort wurde auch gedruckt.
Typen­druck ist ein Hoch­druck­ver­fahren. Die Typen hinter­lassen auf dem Papier kleine Ver­tie­fungen: drücken die Drucker­schwärze in das Papier. Off­set ist ein Flach­druck-Ver­fahren, bei dem das Papier die Farbe auf­saugt; Vertie­fungen kann man nicht finden. Mit den Augen sah Mohr, dass es nicht hand­ge­schrie­ben war. Dass man aber Typen­drucke nur mit dem Tast­sinn (nicht dem Gesicht) er­kennen kann, weiß er nicht. Und Prof. Dr. Murks auch nicht.
„Das ist doch Unsinn, statt auf­wän­dig zu setzen und das EIN­mal zu drucken, kann man doch besser einen Kalli­graphen schrei­ben lassen.“ Das ver­kennt den tech­noiden Ge­nauig­keits­sinn der Her­aus­geber von 1924. Bis heute gibt es außer ʿUṯmān Ṭaha (UT) nie­man­den, der so genau ist wie der Setz­kasten oder der Com­puter.
Zwei Beispiele zu Ver­anschau­lichung.

Während bei UT klar yanhā zu lesen ist, steht in der wunder­schönen osmani­schen Hand­schrift naihā; während die drei Vokal­zeichen (fatḥa, sukūn, Lang-ā) klar in der rich­tigen Reihen­folge stehen (es geht ja nicht anders, sie stehen ja alle oben), steht nūn (vielleicht) vor yāʾ (kommt der nūn-Punkt vor den yāʾ-Punkten). Übrigens haben die beiden „Zahn“-Buch­staben bei UT einen Zahn oder Stachel, aber keinen im Hof-Osma­ni­schen! Während es bei UT zwischen heh (ich benutze den Uni­code-Namen zur deut­lichen Unter­schei­dung von ḥāʾ) und alif maq­ṣūra klar nichts gibt, könnte da im osma­ni­schen durch­aus ein Zahn sein: Man brauchte nur zwei Punkte dar­über­zu­setzen und es wäre hetā oder so.
Zweites Beispiel: wa-malāʾi­katihī Während im amt­li­chen Koran (unten) und bei UT (Mitte) VOR dem Zahn über der Grund­linie ein Er­satz­alif-mit-mad­da schwebt, schwebt im Muṣ­ḥaf Qaṭar (oben) unter der Grund­linie ein hamza-kasra NACH Wan­del-Alif mit mad­da, das den yāʾ-Zahn in ein (deh­nen­des) Alif wan­delt. Das ist nicht schlimm (Klang und rasm sind ja gleich), ist aber eine ande­re Ortho­gra­phie und darf nach der Vor­stel­lung von Men­schen, die im Koran kein Un­ge­fähr dul­den, nicht sein.

Nun die ganze Seite 3 im Vergleich. Gizeh-Druck und UT: die Amiriya ist kalli­graphi­scher als UT, was man an den Bei­spielen am rechten Rand erkennt.
Alles in allem folgt UT der Vorgabe. Grund­linie und klares von rechts nach links. Nur beim Abstand zwi­schen Wörtern ist er weniger modern als die Amiriyya (weshalb Dar al-Maʿrifa den Abstand ver­größert hat).
Ebenfalls von Seite 3 Ver­gleich von Muṣḥaf Qaṭar und UT. Im ersten und letzten Bei­spiel setzt Abū ʿUmar ʿUbaidah Muḥammad Saliḥ al-Banki die yāʾ-Punkte nicht GENAU unter den Zahn (im ersten Fall wegen des nahen nūn, im zweiten Fall aus Nach­lässig­keit). Drei Fälle zeigen Zahn-Buch­staben ohne Zahn. Und ein Knuddel-mīm, was dessen Vokal­zeichen (für moderne Leser) falsch sitzen lässt: das mīm steht rechts vom lām, das mīm-Vokal­zeichen steht aber links, weil das mīm nach dem lām zu sprechen ist. Es steht also zu Recht „falsch“.

Bevor ich aufhöre (für Heute): ein Stadt­plan von Kairo 1920, auf dem ich die Amīriyya und das Grund­buch­amt mit Pfeilen in Nil ge­kenn­zeichnet habe, außer­dem Midan Tahrir und die Stelle, wo neuer­dings die Regie­rungs­drucke­rei ist. Ferner das Erziehungs­mini­ste­rium und die Nāṣirīya, wo drei der Her­aus­geber tätig waren.
Alles rechts des Nils plus den Inseln ist Kairo, alles links davon (Imbaba, Doqqi, Gizeh) gehört nicht nur nicht zur Stadt Kairo, sondern liegt in einer anderen Provinz.
Wichtig: Setzerei und Offset-Werk­statt waren mit Auto, Straßen­bahn und Boot gut ver­bunden. Die mon­tier­ten Seiten hatten keinen weiten Weg.
Die beiden arabischen Texte sind die Druck­ver­merke von 1924 und 1952, beide aus den Exem­plaren der Preußi­schen Staats­biblio­thek, die fünf Aus­gaben be­sitzt.
Und hier die aller­letzte (unpagnierte) Seite des Urdruck.

Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)

Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Grup­pen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 198...