keinen Stummkreis, sondern die osmanischen Anweisungen ‒
wurde 1978, 1970, 1980 für Saʿudia, Qaṭar, Jordanien und ʿIrāq nachgedruckt.
Selbst heute gibt der Staat ‒ ad-dīwān al-auqāf as-sunnī ‒ neben einem UT-artigen
einen Reprint eines nicht-604-berkenar-seitigen muṣḥaf des 1920
verstorbenen osmanischen Kalligraphen Ḥasan Riḍā heraus. Wenn 1924
den arabischen Standard hervorgebracht hätte, wäre das unmöglich.
Auch der jemenitische Staatskoran spricht dagegen.
Dass alle Maghreb-Staaten dagegenhalten, versteht sich.
Dort laufen nur Salafisten und Schiʿiten mit einem UT herum.
Sonntag, 10. März 2019
1924 nicht der Standard, aber einer?
Die Professoren schreiben von einander ab: der 1924er sei der Standard.
Außenseiter, wie A.A. Brocket, A.I. Mohr und meine Wenigkeit halten dagegen: Nicht Standard.
Versöhnler könnten sagen: Okay, Türken, Inder, Indonesier und Afrikaner (80% der Muslime) haben nichts
damit am Hut, aber er ist doch immerhin ein Standard.
Pustekuchen.
‒ Der 1952er unterscheidet sich an über 900 Stellen vom 1924er.
‒ Die Saʿudis haben das Pausenzeichen لا abgeschafft,
haben im Nachwort ein meistens/ġāliban eingefügt.
haben das hamzaʾ in 2:72 aufgebockt (was ich sonst nur bei tunesichen Qālūn-Ausgaben gesehen habe).
haben in 73:20 ein (stummes) nūn (wieder) hinzugefügt.
haben in 2:264 in riʾāʾa das erste hamzaʾ statt auf den Zahn hinter den Zahn gesetzt (wohl eine berechtigte Korrektur)
‒ Die Qaṭarīs haben in 56:2 ein Alif rausgeworfen.
‒ erst nachdem ʿUṭmān Tāhā die osmanische Aufteilung auf 604 Seiten mit
dem marokkanischen rasm,
der Grundlinienorientierung und
den Zusatzzeichen von 1952 kombinierte,
setzte sich diese Kombination durch.
Man kann nicht sagen,
1924 sei der Standardkoran auf uns herabgekommen,
weil heute die meisten Araber diesem
irgendwie folgten.
Bis in die 1960er wurde in Syrien Hafis Osman nachgedruckt,
der iraqische Staatskoran von 1951, der weitgehend osmanisch ist
‒ kein Nacheinander-tanwīn hat, Assimilation nicht durch
Verdopplungszeichen beim zweiten Buchstaben, nicht die
ägyptischen Pausen (weder die von 1924, noch die heutigen),
keinen Stummkreis, sondern die osmanischen Anweisungen ‒
wurde 1978, 1970, 1980 für Saʿudia, Qaṭar, Jordanien und ʿIrāq nachgedruckt.
Selbst heute gibt der Staat ‒ ad-dīwān al-auqāf as-sunnī ‒ neben einem UT-artigen
einen Reprint eines nicht-604-berkenar-seitigen muṣḥaf des 1920
verstorbenen osmanischen Kalligraphen Ḥasan Riḍā heraus. Wenn 1924
den arabischen Standard hervorgebracht hätte, wäre das unmöglich.
Auch der jemenitische Staatskoran spricht dagegen.
Dass alle Maghreb-Staaten dagegenhalten, versteht sich.
Dort laufen nur Salafisten und Schiʿiten mit einem UT herum.
keinen Stummkreis, sondern die osmanischen Anweisungen ‒
wurde 1978, 1970, 1980 für Saʿudia, Qaṭar, Jordanien und ʿIrāq nachgedruckt.
Selbst heute gibt der Staat ‒ ad-dīwān al-auqāf as-sunnī ‒ neben einem UT-artigen
einen Reprint eines nicht-604-berkenar-seitigen muṣḥaf des 1920
verstorbenen osmanischen Kalligraphen Ḥasan Riḍā heraus. Wenn 1924
den arabischen Standard hervorgebracht hätte, wäre das unmöglich.
Auch der jemenitische Staatskoran spricht dagegen.
Dass alle Maghreb-Staaten dagegenhalten, versteht sich.
Dort laufen nur Salafisten und Schiʿiten mit einem UT herum.
Sonntag, 10. Februar 2019
noch mehr Quatsch
Auch ich schreibe Quatsch.
In Kein Standard schreibe ich, dass Marokkaner und Inder einen defektiven rasm beibehalten hätten.
Woher weiß ich das?
Ich weiß nur, dass sie heute (teil)defektiv schreiben.
Ob sie das wirklich immer taten, den rasm also beibehalten haben, weiß ich nicht.
Vielleicht haben sie ja vor 300 Jahren das gemacht, was die Ägypter vor hundert Jahren gemacht haben:
von "plene"-Schreibung (imlāʾī) auf defektive Schreibung umgestellt.
Bleibt zu hoffen, dass demnächst Menschen Lust und Kraft haben, andalusische Handschriften
aus dem neunten und/oder indische aus dem 14. Jahrhundert zu studieren.
Aufgrund meiner Studien vermute ich, dass es vor der Dominanz der Drucke nirgends einheitliche Schreibungen gab;
erst der gleichzeitige Besitz mehrerer maṣāḥif "zwang" zur Vereinheitlichung.
Und erste Studien von andalusischen und indischen Handschriften lassen mein "beibehalten" als Quatsch erscheinen.
Vielleicht stellen Forscher fest, dass ich kompletten Unsinn geschrieben habe.
und hoffentlich korrigieren sie meinen Quatsch.
Wer gar nichts veröffentlicht, veröffentlicht auch keinen Quatsch.
Wer Quatsch schreibt, ist nicht automatisch ein Quatscher.
Wer seinen Quatsch nicht eingesteht und korrigiert, wird in der Hölle dafür büßen.
Samstag, 9. Februar 2019
Quatsch gebiert Quatsch
Prof. Dr. Dr. Dr. Dr. Dr. Angelika Neuwirth ist sich der Verantwortung als Grande Dame nicht bewusst.
Sie schreibt kompletten Unsinn:
und denen für europäische Gelehrte absieht ‒ schon weit über hundert Jahre gedruckte Korane (St.Petersbur, Kazan, Persien und vor allem in Indien ‒ Gizeh 1924 war auch nicht der erste
"innerislamische" (Spätantike, S.30, Late antiquity, p.8); Text, Kommentar und Type der St. Petersburger aus
dem späten 18. Jahrhunderts waren von Muslimen)
und schon fünfzig Jahre lang in Hülle und Fülle.
Aber Neuwirth hat keine Zeit, ihre Angaben zu überprüfen, keine Lust, nachzudenken oder Korrekturlesen zu lassen.
Wenn man den Kinderquatsch ganz genau nimmt, ist er gar nicht so falsch wie das, was Neuwirth schreibt.
Neuwirth bezieht sich immer auf die islamische Welt und da gab es schon hunderte Ausgaben vor 1924.
Der Kinderquatsch spricht vom "größten Teil der arabischen Welt", wo sich 1977 und 2002 veröffentlichte Abschriften der 1952er Fassung ‒ die an über 800 Stellen von der 1924er Fassung abweicht ‒ durchgesetzt hat. Man könnte also sagen: Das stimmt also irgendwie.
Ich bin aber der Ansicht, dass das fast alle Leser missverstehen, weil sie gar nicht wissen, dass 4/5 der Muslime keine Araber sind -- und Inder, Indonesier, Türken, Nord- und Westafrikaner haben mit dem 1924er, dem 1952 und auch seinen Abschriften nichts zu schaffen. (Mit "Indien" meine ich den Kulturraum: Pakistan, Bharat, BangaDesch, Ceylon, Nepal, Surinam, Mauritius, Natal, Batley, Birmingham, London bzw. Teile davon.)
der verschriftlichte[] Korankodex, muṣḥaf, [wurde] durch … Überlieferung durch die Jahrhunderte weitertradiert …, um schließlich im letzten Jahrhundert, im Jahre 1925, in die Form eines gedruckten Textes einzugehen. Angelika Neuwirth, Der Koran als Text der Spätantike, Berlin: Suhrkamp 2010. p. 190Das führt dazu, dass im Netz 3x ‒ in der NZZ, bei qantara.de und bei www.ite-dasmagazin.ch steht:
Bereits zwanzig Jahre nach Mohammeds Tod beendet der dritte Kalif Othman den Streit um die Schrift. Er entscheidet, welche Verse aus dem Mund des Gesandten stammen und damit gültig sind. … In dieser bis heute im grössten Teil der arabischen Welt als allein verbindlich geltenden Textgestalt wird der Koran erstmals 1924 von der Azhar-Universität in Kairo gedruckt.Zu diesem Zeitpunkt gab es ‒ selbst wenn man vom venezianischen Druck
und denen für europäische Gelehrte absieht ‒ schon weit über hundert Jahre gedruckte Korane (St.Petersbur, Kazan, Persien und vor allem in Indien ‒ Gizeh 1924 war auch nicht der erste
"innerislamische" (Spätantike, S.30, Late antiquity, p.8); Text, Kommentar und Type der St. Petersburger aus
dem späten 18. Jahrhunderts waren von Muslimen)
und schon fünfzig Jahre lang in Hülle und Fülle.
Aber Neuwirth hat keine Zeit, ihre Angaben zu überprüfen, keine Lust, nachzudenken oder Korrekturlesen zu lassen.
Wenn man den Kinderquatsch ganz genau nimmt, ist er gar nicht so falsch wie das, was Neuwirth schreibt.
Neuwirth bezieht sich immer auf die islamische Welt und da gab es schon hunderte Ausgaben vor 1924.
Der Kinderquatsch spricht vom "größten Teil der arabischen Welt", wo sich 1977 und 2002 veröffentlichte Abschriften der 1952er Fassung ‒ die an über 800 Stellen von der 1924er Fassung abweicht ‒ durchgesetzt hat. Man könnte also sagen: Das stimmt also irgendwie.
Ich bin aber der Ansicht, dass das fast alle Leser missverstehen, weil sie gar nicht wissen, dass 4/5 der Muslime keine Araber sind -- und Inder, Indonesier, Türken, Nord- und Westafrikaner haben mit dem 1924er, dem 1952 und auch seinen Abschriften nichts zu schaffen. (Mit "Indien" meine ich den Kulturraum: Pakistan, Bharat, BangaDesch, Ceylon, Nepal, Surinam, Mauritius, Natal, Batley, Birmingham, London bzw. Teile davon.)
Montag, 4. Februar 2019
Quatsch von den Experten
Weil Bergsträßer, Neuwirth, Bobzin Qurʾān-Experten sind, müssen wir bei Ihnen besonders auf der Hut sein.
((Desgleichen bei Franҫois Deroche))
Auch sie wissen nicht Alles ‒ und über ein Randgebiet, für das sie sich gar nicht interessieren, erst recht nicht.
Ich behaupte, Bergsträßer hat sich wohl gerade mal éine persische Lithographie angeschaut
und KEINEN maghrebinischen Druck STUDIERT (und auch keinen indischen); sonst hätte er den Quatsch,
den er geschrieben hat, nicht geschrieben.
Neuwirth und Bobzin könnten den 1924er nicht angeschaut haben, bevor sie schrieben,
was sie geschrieben haben.
Wie sonst machte die eine in den Fußnoten falsche Angaben zum Titel?
Wie sonst, nennte der andere ihn „Azhar-Koran“, obwohl in dem langen Nachwort zwar der König erwähnt
wird und al-Ḥusainī al-Ḥaddād, der Oberste Leser Ägyptens, der ihn geschrieben hat? (im 1925er
Nachwort korrigiert: den Ursprung, die Vorlage zum Setzen geschrieben hat)
Was berechtigt Bobzin, etwas was Bergsträßer wieder und wieder „den amtlichen (ägyptischen) Koran“ nennt,
der sich selbst (in der Widmung) „al-muṣḥaf al-karīm“ und (in den Erläuterungen/at-taʿrīf)
„al-muṣḥaf aš-šarīf“ nennt und im Text „Azhar“ nicht benutzt, „Azhar-Koran“ zu nennen?
Nix!
Bergsträßer, der ja wenige Jahre nach dem Druck mit dem Haupt-Herausgeber geredet hat, macht klar, dass ein
Šaiḫ der Azhar-Universität die Richtigkeit des ohne ihn gemachten Werkes nur bestätigt hat.
Ich gehe so weit zu sagen, dass ein Azhar-Koran 1924 ein Anachronismus wäre.
Bergsträßers Exemplar trägt den Prägestempel ṭabʿat al-ḥukūma al-Miṣrīya sanat 1343 hiǧriyya
Der Druck wurde am 7.12. (ḏu l-ḥiǧǧa) 1342/10.7.1924 abgeschlossen.
Doch aufgepasst!
Die Behauptung, dass der Druck abgeschlossen worden sei, steht in dem Buch,
muss aber nach „Abschluss des Druckes“ gesetzt und gedruckt worden sein!
Wenn es keine Mystifikation ist, dann muss man die Aussage so deuten:
Der Druck des qurʾānischen Textes selbst sei am 7.12.1342 abgeschlossen worden,
das ganze Werk inkl. der Widmung an den König, der ‒ hier wie auch sonst in der Zeit in Ägypten ‒ als „Fuʾād der Erste“ bezeichnet wird, obwohl es noch gar keinen „Zweiten“ gab und deshalb korrekterweise schlicht „Fuʾād“ heißen muss, ganz so wie der aktuelle Papst „Franziskus“ heißt und das „I“ erst bekommt, sobald es einen „II“ gibt,
kann erst danach abgeschlossen worden sein.
Von der Bindung des Werkes ‒ Qurʾān, Widmung, taʿrif, ḫātima, Index und Druckvermerk, jedoch ohne Titelblatt, aber mit Prägestempel ‒ abgesehen! Für die Veröffentlichung gilt also nicht das im Druckvermerk angegebene 1342, sondern das vom Prägestempel: 1343, welches Anfang August 1924 begann, aber wohl erst 1925 geschah, denn das Binden brauchte damals Zeit; erst dann konnte das Werk erscheinen. Der Text, der danach bloß noch technisch umgeSETZT wurde, lag aber schon am 13.1.1919 fertig vor. Dies bestätigte außer dem Schreiber selbst, besagtem Ober-Rezitator, auch Ḥifnī Bey Nāṣif, ehemaliger Leiter der Arabischabteilung im Erziehungsminsterium und zwei Professoren an der Pädagogischen Hochschule an-Nāṣirīya ‒ direkt neben beim Ministerium: zwischen Garden City und as-Saiyida Zainab gelegen ‒, der Korekturleser der Staatsdruckerei und ein Azhar-Šaiḫ ‒ angeblich 1919, in Wirklichkeit aber erst 1924 (= nach dem Druck, vor dem Binden), eine Bestätigung der Richtigkeit der Vorlage für den Setzer reicht ja nicht, um den Käufern und Lesern die Richtigkeit des Druckes zu bestätigen. Warum das fungierte Datum 10.4.1337 /13.1.1919? Weil Ḥifnī Bey kurz danach gestorben war ‒ und aus dem Grab konnte er schlecht unterschreiben. ʿAbd an-Nāṣir hat die Azhar aber erst Jahrzehnte später verstaatlicht, sie ein bisschen zu einer ägyptischen Diyanet İşleri Başkanlığı gemacht. Erst dann konnte die Staatsdruckerei den Staatsmufti und Chef der staatlichen islamischen Universität dazu bewegen, ihnen zu erlauben, einen völligen Neudruck des amtlichen Korans als „muṣḥaf al-Azhar aš-šarīf“ zu vermarkten. Bobzins Behauptung, dass es nach 1924 eine Welle an Korandrucken gegeben habe, ist bloße Behauptung. Doch wenn es sie gegeben hat, hat sie sicher mehr mit Technik ‒ Offset ‒ zu tun, als damit, dass zum ersten Mal ein fester Text vorgelegen habe ‒ seine dritte falsche Behauptung in éinem Satz. Es gab vor 1924 drei feste Texte: den marokkanischen, den indischen, den osmanischen und ‒ weniger fest, d.h. mit einer kleinen Schwankungs­breite: ‒ den persischen. (Und heute gibt es die drei festen, mehrere iranische und indonesische ‒ plus Kazan.) Was 1924 geschah: Ägypten schrieb den marokkanischen rasm statt den osmanischen, übernahm auch die marokkanischen Zusatzzeichen (plus Verbesserung beim sukūn), die marokkanische Differenzierung beim tanwīn, die marokkanische Teilung eines ǧuz in zwei aḥzāb (statt in vier wie im osmanischen Reich); verzichtet ‒ wie Marokko ‒ auf nūn qutnī und Zeichen für basrische Zählung, sowie ihmal-Zeichen;
vergrößerte Wort- und Zeilenabstand, benutzte weniger Ligaturen; erhöhte ‒ wie einzig Reinhard Schulze feststellte ‒ die Lesbarkeit für die gemeinen Araber*in und machte bei den Pausenzeichen einen Kompromiss zwischen Indien und Marokko. Auch ich habe dem Experten blind geglaubt. Bergsträßer schreibt: „Quelle für diesen Konsonatentext sind natürlich nicht Koranhandschriften, sondern die Literatur über ihn; er ist also eine Rekonstruktion, das Ergebnis einer Umschreibung des üblichen Konsonantentextes in die alte Orthographie nach den Angaben der Literatur.“ Das hat ihm der Chefherausgeber so weisgemacht, und ich habe es geglaubt und schreibe das auch so in „Kein Standard“. Stutzig wurde ich, als ich feststellte, dass 60 Jahre später in Medina und Tunis im Nachwort „meistens“ eingefügt wurde: Man hält sich meistens an Ibn Naǧāḥ, sonst an ad-Dānī. Nirgends wird erklärt, nach welchen Kriterien, mal so, mal so. Geht man der Sache auf den Grund, liegt Folgendes nahe: Der Herausgeber haben den Text gar nicht ab ovo rekonstruiert, sondern hat den Text ‒ soweit Warš nicht von Ḥafṣ abweicht und die Stellen kennt der Ober-Rezitator auswendig ‒ aus Marokko (oder einer Kairiner Warš-Ausgabe) übernommen ‒ sein rasm ist weder ad-Dānī (wie vorher bei Muḫallalātī und später in Lybien), weder 100% Ibn Naǧāḥ (wie behauptet), noch 100% al-Ḫarrāz (dessen Auswahl aus den beiden), auch nicht 100% der gemeine marokkanische rasm, aber sehr nah dran: Es gibt nur gut hundert Stellen, an denen al-Ḥusainī al-Ḥaddād ein (normales) alif hat, wo in Marokko keines steht oder umgekehrt.Selbstverständlich anders sind die Stellen, an denen anders gelesen wird. Merkwürdig ist, dass Brockett Bergsträßers LOB, dass der Text nach ad-Dānī rekonstruiert sei, statt ihn einfach von jüngsten guten Vorgänger abzuschreiben, als "criticism" bezeichnet (Brockett: Study p. 87). Es will mir nicht in den Schädel, dass Brockett, der viel von Bergsträßer gelesen hat, ihn so missverstehen kann. Bergsträßer und sein Schüler Pretzl hatten gerade ad-Dānī entdeckt und waren begeistert, dass auch muslimi­sche Gelehrte diesen hochhielten, behaupteten, der ihnen bestens vertrauten Laut­gestalt dank Dānīs Musterbögen wieder das alte Schriftkleid gegeben zu haben ‒ auch wenn sie dieses ‒ wie ich vermute ‒, weitgehend maghrebinischen maṣāḥif entnommen hatten.
Die Behauptung, dass der Druck abgeschlossen worden sei, steht in dem Buch,
muss aber nach „Abschluss des Druckes“ gesetzt und gedruckt worden sein!
Wenn es keine Mystifikation ist, dann muss man die Aussage so deuten:
Der Druck des qurʾānischen Textes selbst sei am 7.12.1342 abgeschlossen worden,
das ganze Werk inkl. der Widmung an den König, der ‒ hier wie auch sonst in der Zeit in Ägypten ‒ als „Fuʾād der Erste“ bezeichnet wird, obwohl es noch gar keinen „Zweiten“ gab und deshalb korrekterweise schlicht „Fuʾād“ heißen muss, ganz so wie der aktuelle Papst „Franziskus“ heißt und das „I“ erst bekommt, sobald es einen „II“ gibt,
kann erst danach abgeschlossen worden sein.
Von der Bindung des Werkes ‒ Qurʾān, Widmung, taʿrif, ḫātima, Index und Druckvermerk, jedoch ohne Titelblatt, aber mit Prägestempel ‒ abgesehen! Für die Veröffentlichung gilt also nicht das im Druckvermerk angegebene 1342, sondern das vom Prägestempel: 1343, welches Anfang August 1924 begann, aber wohl erst 1925 geschah, denn das Binden brauchte damals Zeit; erst dann konnte das Werk erscheinen. Der Text, der danach bloß noch technisch umgeSETZT wurde, lag aber schon am 13.1.1919 fertig vor. Dies bestätigte außer dem Schreiber selbst, besagtem Ober-Rezitator, auch Ḥifnī Bey Nāṣif, ehemaliger Leiter der Arabischabteilung im Erziehungsminsterium und zwei Professoren an der Pädagogischen Hochschule an-Nāṣirīya ‒ direkt neben beim Ministerium: zwischen Garden City und as-Saiyida Zainab gelegen ‒, der Korekturleser der Staatsdruckerei und ein Azhar-Šaiḫ ‒ angeblich 1919, in Wirklichkeit aber erst 1924 (= nach dem Druck, vor dem Binden), eine Bestätigung der Richtigkeit der Vorlage für den Setzer reicht ja nicht, um den Käufern und Lesern die Richtigkeit des Druckes zu bestätigen. Warum das fungierte Datum 10.4.1337 /13.1.1919? Weil Ḥifnī Bey kurz danach gestorben war ‒ und aus dem Grab konnte er schlecht unterschreiben. ʿAbd an-Nāṣir hat die Azhar aber erst Jahrzehnte später verstaatlicht, sie ein bisschen zu einer ägyptischen Diyanet İşleri Başkanlığı gemacht. Erst dann konnte die Staatsdruckerei den Staatsmufti und Chef der staatlichen islamischen Universität dazu bewegen, ihnen zu erlauben, einen völligen Neudruck des amtlichen Korans als „muṣḥaf al-Azhar aš-šarīf“ zu vermarkten. Bobzins Behauptung, dass es nach 1924 eine Welle an Korandrucken gegeben habe, ist bloße Behauptung. Doch wenn es sie gegeben hat, hat sie sicher mehr mit Technik ‒ Offset ‒ zu tun, als damit, dass zum ersten Mal ein fester Text vorgelegen habe ‒ seine dritte falsche Behauptung in éinem Satz. Es gab vor 1924 drei feste Texte: den marokkanischen, den indischen, den osmanischen und ‒ weniger fest, d.h. mit einer kleinen Schwankungs­breite: ‒ den persischen. (Und heute gibt es die drei festen, mehrere iranische und indonesische ‒ plus Kazan.) Was 1924 geschah: Ägypten schrieb den marokkanischen rasm statt den osmanischen, übernahm auch die marokkanischen Zusatzzeichen (plus Verbesserung beim sukūn), die marokkanische Differenzierung beim tanwīn, die marokkanische Teilung eines ǧuz in zwei aḥzāb (statt in vier wie im osmanischen Reich); verzichtet ‒ wie Marokko ‒ auf nūn qutnī und Zeichen für basrische Zählung, sowie ihmal-Zeichen;
vergrößerte Wort- und Zeilenabstand, benutzte weniger Ligaturen; erhöhte ‒ wie einzig Reinhard Schulze feststellte ‒ die Lesbarkeit für die gemeinen Araber*in und machte bei den Pausenzeichen einen Kompromiss zwischen Indien und Marokko. Auch ich habe dem Experten blind geglaubt. Bergsträßer schreibt: „Quelle für diesen Konsonatentext sind natürlich nicht Koranhandschriften, sondern die Literatur über ihn; er ist also eine Rekonstruktion, das Ergebnis einer Umschreibung des üblichen Konsonantentextes in die alte Orthographie nach den Angaben der Literatur.“ Das hat ihm der Chefherausgeber so weisgemacht, und ich habe es geglaubt und schreibe das auch so in „Kein Standard“. Stutzig wurde ich, als ich feststellte, dass 60 Jahre später in Medina und Tunis im Nachwort „meistens“ eingefügt wurde: Man hält sich meistens an Ibn Naǧāḥ, sonst an ad-Dānī. Nirgends wird erklärt, nach welchen Kriterien, mal so, mal so. Geht man der Sache auf den Grund, liegt Folgendes nahe: Der Herausgeber haben den Text gar nicht ab ovo rekonstruiert, sondern hat den Text ‒ soweit Warš nicht von Ḥafṣ abweicht und die Stellen kennt der Ober-Rezitator auswendig ‒ aus Marokko (oder einer Kairiner Warš-Ausgabe) übernommen ‒ sein rasm ist weder ad-Dānī (wie vorher bei Muḫallalātī und später in Lybien), weder 100% Ibn Naǧāḥ (wie behauptet), noch 100% al-Ḫarrāz (dessen Auswahl aus den beiden), auch nicht 100% der gemeine marokkanische rasm, aber sehr nah dran: Es gibt nur gut hundert Stellen, an denen al-Ḥusainī al-Ḥaddād ein (normales) alif hat, wo in Marokko keines steht oder umgekehrt.Selbstverständlich anders sind die Stellen, an denen anders gelesen wird. Merkwürdig ist, dass Brockett Bergsträßers LOB, dass der Text nach ad-Dānī rekonstruiert sei, statt ihn einfach von jüngsten guten Vorgänger abzuschreiben, als "criticism" bezeichnet (Brockett: Study p. 87). Es will mir nicht in den Schädel, dass Brockett, der viel von Bergsträßer gelesen hat, ihn so missverstehen kann. Bergsträßer und sein Schüler Pretzl hatten gerade ad-Dānī entdeckt und waren begeistert, dass auch muslimi­sche Gelehrte diesen hochhielten, behaupteten, der ihnen bestens vertrauten Laut­gestalt dank Dānīs Musterbögen wieder das alte Schriftkleid gegeben zu haben ‒ auch wenn sie dieses ‒ wie ich vermute ‒, weitgehend maghrebinischen maṣāḥif entnommen hatten.
Freitag, 1. Februar 2019
Fehler
Einer der Fehler im 1924er Koran, an den sich Inder, Indonesier, Perser und Türken
stoßen, ist dass "Gott" mit kurzem a geschrieben wird: ʾallah statt ʾaḷḷāh.
In "Kein Standard" nenne ich das einen eindeutigen Fehler.
Aber was ist schon eindeutig?
Die arabischen Verfechter der 1924er Reform könnten sagen:
Schon Ibn al-Bawwāb hat so geschieben.
Da sage ich:
ja, aber raḥmān ist auch mit kurzem a und ḏālika auch.
Wenn es in dem gesamten Codex kein Lang-ā-Zeichen gibt,
dann braucht man auch keines in ʾaḷḷāh.
Aber im Gizeh-Koran gibt es überall, wo nötig, Lang-ā!
Es gilt, wie in "Kein Standard" erklärt
was Bergsträßer und Genossen übersehen haben:
Es handelt sich um eine Übernahme aus Marokko bzw. von Warš-Drucken:
Und so wie diese ʾaḷḷāh nicht richtig schreiben
sondern falsch, so die 1924er.
Da sage ich:
ja, aber raḥmān ist auch mit kurzem a und ḏālika auch.
Wenn es in dem gesamten Codex kein Lang-ā-Zeichen gibt,
dann braucht man auch keines in ʾaḷḷāh.
Aber im Gizeh-Koran gibt es überall, wo nötig, Lang-ā!
Es gilt, wie in "Kein Standard" erklärt
was Bergsträßer und Genossen übersehen haben:
Es handelt sich um eine Übernahme aus Marokko bzw. von Warš-Drucken:
Und so wie diese ʾaḷḷāh nicht richtig schreiben
sondern falsch, so die 1924er.
Mittwoch, 30. Januar 2019
Vokalkürzung II
Wenn ist sage, dass der Gizeh-Koran voller Fehler ist
‒ mehr als die 104, die das König-Fahd-Kombinat beklagt ‒,
dann sagt man mir: Du spinnst, das können keine Fehler sein!
Doch da fehlt etwas, was in Indien, Indonesien, der Türkei da ist: der Unterschied zwischen lang-geschrieben = lang-gesprochen und
lang-geschrieben, aber kurz-gesprochen.
Es ist aber nicht nur so, dass in Gizeh/Kairo etwas fehlt, was andere haben,
sondern mich stört auch,
dass das Gegenteil (kurz-geschrieben, aber lang-gesprochen) notiert wird
und noch schlimmer:
bei ā <> a wird es notiert,
bei ī <> i nicht.
Auf diesen zwei Seiten habe ich alle End-yas umfärbt:
zwei Rottöne für ā und a
zwei Grüntöne für ī und i.
In dem "Standardkoran" ist der ā<>a-Unterschied markiert,
der zwischen ī<>i nicht.
Man kann einwenden:
Dass der Vokal kurz ist, sieht man an dem wasl-Zeichen, das folgt.
Gewiss, aber das folgt bei gekürztem /a/ auch,
trotzdem hat dort der Vokalbuche selbst Vokalzeichen, die die Quanität angeben.
Anhang:
rabbi (2:260) in sechs Lesarten (links) plus drei Schreibweisen Ḥafṣ (rechts)
bei ā <> a wird es notiert,
bei ī <> i nicht.
Auf diesen zwei Seiten habe ich alle End-yas umfärbt:
zwei Rottöne für ā und a
zwei Grüntöne für ī und i.
In dem "Standardkoran" ist der ā<>a-Unterschied markiert,
der zwischen ī<>i nicht.
Man kann einwenden:
Dass der Vokal kurz ist, sieht man an dem wasl-Zeichen, das folgt.
Gewiss, aber das folgt bei gekürztem /a/ auch,
trotzdem hat dort der Vokalbuche selbst Vokalzeichen, die die Quanität angeben.
Anhang:
rabbi (2:260) in sechs Lesarten (links) plus drei Schreibweisen Ḥafṣ (rechts)
Donnerstag, 17. Januar 2019
Marokko Muṣḥaf al-Muḥammadī 4 verschiedene
Während es unter Muhammad V keinen Staatskoran gab,
unter Hassan II immer nur einen (einen frühen und einen späten)
gibt es unter Muhammad VI schon deren viere:
‒ einen handgeschriebenen im gleichen Stil wie der seines Vaters,
‒ einen computergesetzten "andalusischen", d.h. mit grünen Punkten für Hamzae,
‒ einen computergesetzten "marokkanischen" und
‒ einen mit Schreibtafeln aus Koranschulen ‒ 2007 in Graz gedruckt.
gibt es unter Muhammad VI schon deren viere:
‒ einen handgeschriebenen im gleichen Stil wie der seines Vaters,Donnerstag, 10. Januar 2019
Jenseits ausgetretener Pfade
Man kann sich für die Chronologie des Suren interessieren.
Was wurde zuerst verkündet, was später und was zuletzt?.
Oder für die Lesarten.
Oder für Verseinteilung und Pausen.
Oder für den Schreibstil.
Oder für die Schreibung der Grundbuchstaben, den Strich, das Skelett, den rasm.
Oder für die Notierung von Kurzvokalen, langen, Dehnungen, Assimilierung, Feinheiten der Aussprache.
Auf jeden Fall wird man nicht éine Schreibung, einen Standard feststellen, sondern mehrere.
Und man wird Ausgaben entdecken, die das Vorhandene neu mischen ‒ ganz Neues eher selten.
Auch die ägyptische Ausgabe von 1924 brachte nichts wirklich Neues.
Freitag, 28. Dezember 2018
Unicode ‒ tanwīn
Unicode ist ein Consortium von Microsoft, Xerox, Apple, Adobe und anderen. Es gibt einen Standard für alle möglichen Zeichen in der elektronischen Datenverarbeitung heraus.
Der Standard wird mit der International Standard Organisation in Genf abgestimmt.
Von Anfang an waren nicht nur die arabischen Zeichen, die für Zeitungen und gewöhnliche Bücher nötig waren, sondern auch die meisten für den Gizeh-Koran erforderlichen kodiert.
Auf Betreiben von Pakistanis und Iranern sind inzwischen ein paar Zeichen dazugekommen.
Obwohl die ägyptische Firma Harf 1996 und seither mehrere türkische Firmen Fonts herstellen, welche die in der Türkei erforderlichen Zeichen enthalten, sind diese nicht in Unicode kodiert, von in Afrika verwendeten Zeichen zu schweigen.
Türkische, marokkanische, mauretanische, senegalesische Firmen bedienen sich deshalb mit Bildern oder mit eigenmächtig belegten Zeichen (propriätere Lösungen).
Doch als erstes will ich mich nicht mit den fehlenden afrikanischen und türkischen Zeichen befassen (die teils auch sonst verwendet werden),
sondern mit den tanwīn-Zeichen, die irgendwie da sind.
Zwei Vorbemerkungen:
Zu unterscheiden ist die Eingabe (über Tastatur), die Kodierung (im Datenstrom) und die Ausgabe (vom Drucker).
Genau genommen kümmert sich Unicode nur um die Zeichenkodierung.
In der Praxis wirkt das jedoch sowohl auf die Eingabe, wie auf das Rendering.
Es gilt festzustellen, dass Unicode Zeichen grundsätzlich nach ihrem semantischen Wert – nicht nach ihrer Gestalt – definiert:
also ARABIC SIGN TAKHALLUS nicht „Small Initial-Sīn above“, ARABIC LETTER KASHMIRI YEH nicht „Yeh with small 5 below“.
Entsprechend gab es von Anfang an ARABIC FATHATAN, DAMMATAN bzw. KASRATAN und nicht „Two Fatha-Strokes above“, „Two Damma above“ bzw. „Two Kasra-Strokes below“.
Nun gibt es aber in Mag und Q24 jedes der drei Zeichen (die fatḥa+nūn, ḍamma+nūn, kasra+nūn, also /an/, /un/, /in/ sind) in drei Varianten, je nachdem vor welchen Buchstaben sie stehen. Da hier strenge Regeln gelten, muss man die Varianten nicht graphisch differenzieren (und Türken, Perser, Inder und Indonesier tun dies auch nicht), aber Maghrebiner und moderne Araber tun es.

Obwohl Unicode im allgemeinen Q52 wiedergibt, gab es anfangs nur die „normale“ Variante, später kamen OPEN FATHATAN, OPEN DAMMATAN und OPEN KASRATAN hinzu, womit, immer noch die dritte graphische Variante fehlt: Iqlāb (Austausch von nūn durch mīm); der Unicode work around, dass man fatḥa + small mīm, ḍamma + small mīm bzw. kasra + small mīm below nimmt, ist unlogisch, da es sich um fatḥatain plus Iqlāb (und nicht um fatḥa plus Iqlāb) handelt. Übrigens hatte sich der King Fahd Glorius Quran Printing Complex (dt. KFK) mindestens zweimal an Unicode gewandt mit der Bitte, den saublöden Namen OPEN durch "Successive" zu ersetzen, weil sie auf Arabisch تتابع heißen und DER eindeutige Unterschied zum normalen (gestapelten, über-ein-andere-en) das Nach-Einander ist. Ohne je einen Grund zu geben, blieben die Herren bei ihrem verrückten Namen. Dass die Saʿudis auch noch eine graphische Änderung wollten ‒ dass bei SUCCESSIVE FATHATAN der zweite (linke) Strich über dem ersten ansetzt ‒, haben sie nicht angenommen, was kein Problem ist, da das Bild in Unicode offiziell nur ein Beispiel, nur eine mögliche Realisation des Zeichens/char ist. (Dass manche Fontgestalter das nicht recht wissen und das von Unicode veröffentliche Bild treu-doof nachahmen, braucht sie nicht zu bekümmern.)
Oben so wie der KFK es all die Jahre FALSCH geschrieben hat. Unten wie es heute allein richtig ist.
Nochmals ganz langsam, für fatḥatan stellvertretend auch für die andern beiden gesagt:
anders als fatḥa und gerades/langes fatḥa ist fatḥatan kein reines Lautzeichen (a, ā), sondern ein Kasus- und Unbestimmt-Zeichen
in DEN DREI Gestalten gleichermaßen.
Bei Indern Türken Persern wird es immer gleich geschrieben, obwohl es anders klingt
und in Bombay, Delhi, China und Indonesien gab es die Möglichkeit, das vor آ ع ح خ ه zu hörende nūn extra zu markieren
‒ was zusammen mit dem "normalen" fatḥatan dem Übereinander-fatḥatan in Afrika entspricht,
‒ wie NUR fatḥtan dem Nach-einander-Tanwīn in Afrika entspricht.
Es ist also falsch, wenn Unicode dekretiert, dass es nur zwei fatḥatain gebe, dass das dritte (das fatḥatain vor bāʾ) ein fatḥa plus klein-mīm sei.
Zwar hätte man auf die Kodierung von fatḥatain ganz verzichten können und
bei der Eingabe und bei der Datenspeicherung
a) fatḥa + klein-nūn für das normale, bei der Ausgabe gestapelte Zwei-Fathas und gestapelte fatḥatain + klein-nūn anbieten können (je nach Tradition oder Gusto)
b) fatḥa + fatḥa für das offene, bei der Ausgabe versetzt aufeinanderfolgende und
c) fatḥa + klein-mīm (oben) für tamwim (das in Indien als fatḥatain plus klein-mīm ausgegeben wird)
nehmen können.
Zwei Varianten mit extra Kodierungen und die dritte völlig falsch in den Datenspeicher schreiben zu müssen ‒ so, dass man in Texten nicht einfach nach Fathatain suchen kann und bei der Suche nach Fatha falsche Treffer hat ‒ das geht nicht.
Übrigens gab es seit 2005 eine Gruppe von IT-Spezialisten, die man hätte zu Rate ziehen können.
Leider blieb man unter sich
Und jemand, der sowohl was von Arabisch versteht als von arabischer Kalligraphie, Thomas Milo, konnte nichts bewirken.
Vermutlich redete man zu oft aneinander vorbei. Vermutlich (!) hätte Milo lieber eine Tiefenstruktur enkodiert, die die
Unicodistas gar nicht verstanden.
Bei Chinesisch, Japanisch, Koranisch hat man prinzi‒piel gleiche, gleich bedeutende Zeichen EINmal kodiert und die unterschiedlichen Ausgabe erfolgt über "locale".
So hätte man auch EIN "feh"/fāʾ definieren können, das normalerweise einen Punkte OBEN hat, beim "locale" "maghreb" einen Punkt darunter,
ein "noon"/nūn, das normalerweise immer einen Punkt darüber hat, bei "maghreb" aber in Iso- und End-Position keinen (weil dann die Form aussagekräftig genug ist).
Man hat aber die Zeichen nach der Form uni-kodiert ‒ leider mit grotesken Auswüchsen, wie ich in "Kein Standard" dargelegt habe, und wohl auch irgendwann hier ausführen werden.

Obwohl Unicode im allgemeinen Q52 wiedergibt, gab es anfangs nur die „normale“ Variante, später kamen OPEN FATHATAN, OPEN DAMMATAN und OPEN KASRATAN hinzu, womit, immer noch die dritte graphische Variante fehlt: Iqlāb (Austausch von nūn durch mīm); der Unicode work around, dass man fatḥa + small mīm, ḍamma + small mīm bzw. kasra + small mīm below nimmt, ist unlogisch, da es sich um fatḥatain plus Iqlāb (und nicht um fatḥa plus Iqlāb) handelt. Übrigens hatte sich der King Fahd Glorius Quran Printing Complex (dt. KFK) mindestens zweimal an Unicode gewandt mit der Bitte, den saublöden Namen OPEN durch "Successive" zu ersetzen, weil sie auf Arabisch تتابع heißen und DER eindeutige Unterschied zum normalen (gestapelten, über-ein-andere-en) das Nach-Einander ist. Ohne je einen Grund zu geben, blieben die Herren bei ihrem verrückten Namen. Dass die Saʿudis auch noch eine graphische Änderung wollten ‒ dass bei SUCCESSIVE FATHATAN der zweite (linke) Strich über dem ersten ansetzt ‒, haben sie nicht angenommen, was kein Problem ist, da das Bild in Unicode offiziell nur ein Beispiel, nur eine mögliche Realisation des Zeichens/char ist. (Dass manche Fontgestalter das nicht recht wissen und das von Unicode veröffentliche Bild treu-doof nachahmen, braucht sie nicht zu bekümmern.)
Oben so wie der KFK es all die Jahre FALSCH geschrieben hat. Unten wie es heute allein richtig ist.
Nochmals ganz langsam, für fatḥatan stellvertretend auch für die andern beiden gesagt:
anders als fatḥa und gerades/langes fatḥa ist fatḥatan kein reines Lautzeichen (a, ā), sondern ein Kasus- und Unbestimmt-Zeichen
in DEN DREI Gestalten gleichermaßen.
Bei Indern Türken Persern wird es immer gleich geschrieben, obwohl es anders klingt
und in Bombay, Delhi, China und Indonesien gab es die Möglichkeit, das vor آ ع ح خ ه zu hörende nūn extra zu markieren
‒ was zusammen mit dem "normalen" fatḥatan dem Übereinander-fatḥatan in Afrika entspricht,
‒ wie NUR fatḥtan dem Nach-einander-Tanwīn in Afrika entspricht.
Es ist also falsch, wenn Unicode dekretiert, dass es nur zwei fatḥatain gebe, dass das dritte (das fatḥatain vor bāʾ) ein fatḥa plus klein-mīm sei.
Zwar hätte man auf die Kodierung von fatḥatain ganz verzichten können und
bei der Eingabe und bei der Datenspeicherung
a) fatḥa + klein-nūn für das normale, bei der Ausgabe gestapelte Zwei-Fathas und gestapelte fatḥatain + klein-nūn anbieten können (je nach Tradition oder Gusto)
b) fatḥa + fatḥa für das offene, bei der Ausgabe versetzt aufeinanderfolgende und
c) fatḥa + klein-mīm (oben) für tamwim (das in Indien als fatḥatain plus klein-mīm ausgegeben wird)
nehmen können.
Zwei Varianten mit extra Kodierungen und die dritte völlig falsch in den Datenspeicher schreiben zu müssen ‒ so, dass man in Texten nicht einfach nach Fathatain suchen kann und bei der Suche nach Fatha falsche Treffer hat ‒ das geht nicht.
Übrigens gab es seit 2005 eine Gruppe von IT-Spezialisten, die man hätte zu Rate ziehen können.
Leider blieb man unter sich
Und jemand, der sowohl was von Arabisch versteht als von arabischer Kalligraphie, Thomas Milo, konnte nichts bewirken.
Vermutlich redete man zu oft aneinander vorbei. Vermutlich (!) hätte Milo lieber eine Tiefenstruktur enkodiert, die die
Unicodistas gar nicht verstanden.
Bei Chinesisch, Japanisch, Koranisch hat man prinzi‒piel gleiche, gleich bedeutende Zeichen EINmal kodiert und die unterschiedlichen Ausgabe erfolgt über "locale".
So hätte man auch EIN "feh"/fāʾ definieren können, das normalerweise einen Punkte OBEN hat, beim "locale" "maghreb" einen Punkt darunter,
ein "noon"/nūn, das normalerweise immer einen Punkt darüber hat, bei "maghreb" aber in Iso- und End-Position keinen (weil dann die Form aussagekräftig genug ist).
Man hat aber die Zeichen nach der Form uni-kodiert ‒ leider mit grotesken Auswüchsen, wie ich in "Kein Standard" dargelegt habe, und wohl auch irgendwann hier ausführen werden.
Sonntag, 23. Dezember 2018
Mushaf Qatar ‒ romantische Reaktionäre
Die meisten deutschen Arabisten finden den muṣḥaf Qaṭar besser als den saudischen, al-Banki einen größeren Kalligraphen als ʿUṯmān Ṭāhā.
Ich sehe das anders.
Vor 200 Jahren schrieb ein gefragter Kalligraph drei maṣāḥif im Jahr, UT braucht drei Jahre für einen. Warum?
Die Anforderungen an ein künstlerisches Unikat sind andere als an eine Vorlage, die zig millionenfach re­pro­duziert wird.
Wenn früher ein Buch­stabe miss­glückt war, wenn zwei Punkte verruscht waren, dann machte das gar nichts.
Nur ganz wenige konnten lesen und die waren meist ge­bildet, kannten oft den Koran aus­wendig und wie im Kon­zert manch­mal ein Ton daneben geht, während man im Studio die Stelle wieder­holt, bis alles stimmt, so liefert UT maschi­nen­genaue Arbeit, während al-Banki seine Künstler­natur auslebt.
Vergleich gleicher hamzae von Beiden; einer ist genau, der andere schreibt mit Schwung.
Ich sehe das anders.
Vor 200 Jahren schrieb ein gefragter Kalligraph drei maṣāḥif im Jahr, UT braucht drei Jahre für einen. Warum?
Die Anforderungen an ein künstlerisches Unikat sind andere als an eine Vorlage, die zig millionenfach re­pro­duziert wird.
Wenn früher ein Buch­stabe miss­glückt war, wenn zwei Punkte verruscht waren, dann machte das gar nichts.
Nur ganz wenige konnten lesen und die waren meist ge­bildet, kannten oft den Koran aus­wendig und wie im Kon­zert manch­mal ein Ton daneben geht, während man im Studio die Stelle wieder­holt, bis alles stimmt, so liefert UT maschi­nen­genaue Arbeit, während al-Banki seine Künstler­natur auslebt.
Vergleich gleicher hamzae von Beiden; einer ist genau, der andere schreibt mit Schwung.
Marokko .. Muṣḥaf al-Muḥammadī
Marokko hat zum 25. Thronjubiläum Hasans II und zur Thronbesteigung Muhammads VI Korane in Farbe herausgebracht. Ich habe kein Impressum gefunden.
Vermutlich findet sich hier der Grund:
Die Druckerei befand sich nicht im Königreich, sondern in Kairo. Al-Muǧallad al-ʿArabi (Druckereien geben sich bei solchen Projekten manchmal ad hoc einen Zweitnamen) stellte ihn her.Doch spätestens seit der dritten Auflage wird er in einer nach dem Zweiten Weltkrieg in Muhammedia gegründeten Druckerei, die in den 1960ern vom Religionsminsterium übernommenen Druckerei, al-Maṭbaʿ al-Faḍāla, hergestellt.(al-Faḍāla war bis 1959 der Name der Stadt, die zu Ehren des letzten Herrschers unter französischem "Schutz", dem ersten der unabhängigen Könige, umbenannt wurde.)
Die Druckerei befand sich nicht im Königreich, sondern in Kairo. Al-Muǧallad al-ʿArabi (Druckereien geben sich bei solchen Projekten manchmal ad hoc einen Zweitnamen) stellte ihn her.Doch spätestens seit der dritten Auflage wird er in einer nach dem Zweiten Weltkrieg in Muhammedia gegründeten Druckerei, die in den 1960ern vom Religionsminsterium übernommenen Druckerei, al-Maṭbaʿ al-Faḍāla, hergestellt.(al-Faḍāla war bis 1959 der Name der Stadt, die zu Ehren des letzten Herrschers unter französischem "Schutz", dem ersten der unabhängigen Könige, umbenannt wurde.)
Montag, 17. Dezember 2018
Der Azhar-Koran II
Sonntag, 16. Dezember 2018
Mustafa Nazif Kadırğalı
Einerseits habe ich versprochen zu den zwei für den Korandruck bedeutesten türkischen Kalli­graphen zurückzukommen.
Andererseits poste ich seit zwei Wochen ohne jedoch Reaktion.
Deshalb heute etwas Abwegiges.
Mustafa Nazif war bis zu seinem Tod 1913 Chefkalligraph der osmanischen Marine
und da er nach einem Hafen in Fatih benannt ist, dem wichtigen Neuen Hafen Byzanz',
nahm ich an, dass sich dort sein Arbeitsplatz befand.
Und für alle, die Osmanisch lesen, hier ein Ausschnitt aus einem Stadtplan Stambuls von 1918,
den mir Tom Brosnahan von TurkeyTravelPlanner.com geschickt hat.
Doch das Marineministerium war in Beyoğlu und ob das Schreibbüro in Kadirġa war, weiß ich nicht.
Geboren soll er 1262/1846 in Russe/Русе/Rusçuk/Rustschuk im osmanischen Bulgarien sein, wohin die krimtartarische Familie geflohen war; 29.3.1331/ 8.3.1913 ist er in Istanbul gestorben, in Beşiktaş begraben.
Was er mit Kadirġa, heute der Nordosten von Şehsuvar Bey Mahallesi, zu tun hat, weiß ich nicht.
Hier etwas, was ich im Park von Kadirġa geknipst habe?
Wer weiß, was das ist?
Bitte posten Sie die Antwort als Kommentar.
Zur Belohnung gibt es dann Bilder aus den masahif von MNQ, die seinerzeit ‒ ganz wie später ʿUṯmān Ṭaha ‒ in vielen Formaten gedruckt wurden.
Sonst halt nicht.
und da er nach einem Hafen in Fatih benannt ist, dem wichtigen Neuen Hafen Byzanz',
nahm ich an, dass sich dort sein Arbeitsplatz befand.
Und für alle, die Osmanisch lesen, hier ein Ausschnitt aus einem Stadtplan Stambuls von 1918,
den mir Tom Brosnahan von TurkeyTravelPlanner.com geschickt hat.
Doch das Marineministerium war in Beyoğlu und ob das Schreibbüro in Kadirġa war, weiß ich nicht.
Geboren soll er 1262/1846 in Russe/Русе/Rusçuk/Rustschuk im osmanischen Bulgarien sein, wohin die krimtartarische Familie geflohen war; 29.3.1331/ 8.3.1913 ist er in Istanbul gestorben, in Beşiktaş begraben.
Was er mit Kadirġa, heute der Nordosten von Şehsuvar Bey Mahallesi, zu tun hat, weiß ich nicht.
Hier etwas, was ich im Park von Kadirġa geknipst habe?
Was war neu an der KFA?
Und weil viele glauben, die KFA habe nicht nur die Ästhetik verändert (Grundlinie, Wortabstand, wenig Ligaturen),
sondern habe den Text etabliert,
hier Seite 3 mit einem osmanischen Text, dem von Būlāq 1313/1895, einer Warš-Ausgabe, der Kairiner Lithographie von 1308/1890 (muṣḥaf al-Muḫallalātī) und dem des Gizeh-Drucks.
Am Nil nichts Neues.
Die Position des Hamzas ‒ die nicht zum rasm gehören ‒ ist so wie im Maghreb schon "immer".
Verglichen mit einem der 106 von an-Nūrī geschriebenen maṣāḥif (erste Zeile) fehlen alifs.
In den ersten Jahrzehnten wurden in Kairo maṣāḥif von Muṣṭafā Naẓīf Qadirġalī (Kadirğali), von Ḥāfiẓ ʿUṯmān, dem Älteren (1642–1698) und von Haǧǧ Ḥāfiẓ ʿUṯmān QayišZāde an-Nûrî al-Burdurī (Hac Hattat Kayışzade Hafis Osman Nuri Efendi Burdurlu) nachgedruckt. Wenige waren in Kairo geschriebene, von denen der muṣḥaf von Riḍwān bin Muḥammad ibn Sulaimān al-Muḫallalātī (1250‒1311h) der wichtigste ist.
Und der folgte nicht dem osmanischen Standard, sein rasm folgte ad-Dānī, die Schreibung der Langvokale war maghribinisch, die Versenden alle sieben Systeme wurde mitgeteilt ...
hier Seite 3 mit einem osmanischen Text, dem von Būlāq 1313/1895, einer Warš-Ausgabe, der Kairiner Lithographie von 1308/1890 (muṣḥaf al-Muḫallalātī) und dem des Gizeh-Drucks.
Am Nil nichts Neues.
Die Position des Hamzas ‒ die nicht zum rasm gehören ‒ ist so wie im Maghreb schon "immer".
Verglichen mit einem der 106 von an-Nūrī geschriebenen maṣāḥif (erste Zeile) fehlen alifs.
In den ersten Jahrzehnten wurden in Kairo maṣāḥif von Muṣṭafā Naẓīf Qadirġalī (Kadirğali), von Ḥāfiẓ ʿUṯmān, dem Älteren (1642–1698) und von Haǧǧ Ḥāfiẓ ʿUṯmān QayišZāde an-Nûrî al-Burdurī (Hac Hattat Kayışzade Hafis Osman Nuri Efendi Burdurlu) nachgedruckt. Wenige waren in Kairo geschriebene, von denen der muṣḥaf von Riḍwān bin Muḥammad ibn Sulaimān al-Muḫallalātī (1250‒1311h) der wichtigste ist.
Und der folgte nicht dem osmanischen Standard, sein rasm folgte ad-Dānī, die Schreibung der Langvokale war maghribinisch, die Versenden alle sieben Systeme wurde mitgeteilt ...
Abonnieren
Kommentare (Atom)
Afrika vs. Asien (Maġrib oder IPak)
Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 198...
-
Es gibt viele verschiedene Arten, den Koran zu schreiben. Man kann sie in zwei Gruppen einteilen: Afrika, Andalusien, (seit 1924 bzw. 198...
-
Der Gizeh-Koran ‒ ist kein Azhar-Koran ‒ hat keine Welle von Korandrucken ausgelöst, weil es endlich einen festen, autorisierten Te...






















