Freitag, 1. Februar 2019

Fehler

Einer der Fehler im 1924er Koran, an den sich Inder, Indonesier, Perser und Türken stoßen, ist dass "Gott" mit kurzem a geschrieben wird: ʾallah statt ʾaḷḷāh.
In "Kein Standard" nenne ich das einen eindeutigen Fehler.
Aber was ist schon eindeutig?
Die arabischen Verfechter der 1924er Reform könnten sagen:
Schon Ibn al-Bawwāb hat so geschieben.

Da sage ich:
ja, aber raḥmān ist auch mit kurzem a und ḏālika auch.

Wenn es in dem gesamten Codex kein Lang-ā-Zeichen gibt,
dann braucht man auch keines in ʾaḷḷāh.
Aber im Gizeh-Koran gibt es überall, wo nötig, Lang-ā!

Es gilt, wie in "Kein Standard" erklärt
was Bergsträßer und Genossen übersehen haben:
Es handelt sich um eine Übernahme aus Marokko bzw. von Warš-Drucken:

Und so wie diese ʾaḷḷāh nicht richtig schreiben
sondern falsch, so die 1924er.

3 Kommentare:

  1. Vorab: Ich finde diesen Blog großartig! Inzwischen habe ich mir auch das Buch „Kein Standard“ bestellt und hoffe, es möglichst bald in den Händen zu halten.
    Kleine Frage, off topic: Wie wäre es, wenn irgendwo auf diesem Blog auf das Buch hingewiesen würde? Das hätte mir und meiner Lieblingssuchmaschine viel Mühe erspart.

    Nun zu diesem speziellen Beitrag mit der Überschrift „Fehler“. Ich persönlich bin recht zurückhaltend mit dem Gebrauch des Begriffs „Fehler“. In den Beispielen hier handelt es sich um Verstöße gegen ein selbst festgelegtes Regelwerk, insbesondere bei der Schreibweise von Lang-ā.
    „Verstöße gegen ein akzeptiertes Regelwerk“, das sind sicherlich Fehler in jeder halbwegs vernünftigen Definition des Wortes. Dennoch würde ich persönlich dazu neigen, das nach Möglichkeit anders auszudrücken.
    Begründung: Ich habe die Erfahrung gemacht, dass der Ausdruck „Fehler“ in diesem Zusammenhang von vielen als Suggestion aufgefasst wird, es müsse eine einzige und *nur eine* korrekte Schreibweise geben. Und dann versuchen sie herauszufinden (oder selbst zu definieren), welche die sei. (Es ist, um einen kühnen Vergleich zu wagen, wie bei der modernen Suche westlicher Philologen nach dem „Urtext“ eines älteren Textes, s. Thomas Bauer: Kultur der Ambiguität. 2011, S. 78). Und dieser ganze wunderbare Blog handelt ja davon, dass es in der muslimischen Welt nebeneinander unterschiedliche Regelwerke für die Verschriftlichung des Koran gibt, von denen keines per se einen Vorrang vor den anderen hat.
    Ich drücke das für die Arabisch Lernenden gern ungefähr so aus: „Viele Qurʾānausgaben richten sich nicht nur beim Konsonantentext, sondern auch beim System der Hilfszeichen nach der Kairiner Ausgabe. Aber nicht alle. Manche Qurʾānausgaben benutzen auch heute noch andere Regelwerke. Der Hinweis auf nebeneinander existierende Systeme soll nicht verwirren. Im Gegenteil, er soll Verwirrung ersparen, irgendwann eine Qurʾānausgabe mit einem der anderen System in den Händen zu halten und dann zu befürchten, sie sei falsch geschrieben oder gar gefälscht. (…) Es müssen nicht mehrere Systeme gelernt werden. Es genügt, das System der Ausgabe, mit der man studiert, gut zu kennen – und die jeweils anderen Systeme nicht zu verteufeln sowie sich das System der eigenen Ausgabe nicht schlechtmachen zu lassen. In diesem Kurs wird das System der Kairiner Ausgabe (hier: „System 1“) benutzt, anstelle eines einfacheren anderen Systems (hier: „System 2“), welches ebenfalls recht verbreitet ist und das in diesem Abschnitt zusätzlich vorgestellt wird, um eine Vorstellung der Gemeinsamkeiten und Unterschiede zu erhalten.“ Und dann mogele ich die Schreibweise von „Allāh“ mit fatḥa einfach unter, als *Eigenart* der Kairiner Ausgabe, obwohl es sich dabei strenggenommen – ja doch, das gebe ich zu – um einen *Fehler* handelt.
    Was meinen Sie zu dieser pädagogisch begründeten Mogelei? Lässt sie sich verantworten? Oder führt sie ebenso in die Irre wie der eigentlich korrekte Begriff „Fehler“, wenn auch auf andere Weise?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Pädagog*in, Mädchen- und Knaben-(Ver)-Führer*in,
      das ist (natürlich) alles richtig. Aber während Ibn Babbāb /ā/ NIE extra notiert -- auch bei hāḏa, ḍālika, ar-Raḥmān … nicht --, tut "Kairo" es immer AUSZER bei dem einen Word.
      Im Post "Vokalkürzung" zeige ich, dass "Kairo" zwischen /ā/ und /a/ (im Kontext) unterscheidet, aber nicht zwischen /ī/ und /i/ (genauer zwischen /ĭ/ und /ī/).
      Vielleicht ist "inkonsequent" ein besseres Wort.
      Ich denke, wir sind uns einig: irgendwie fehlt da was, aber richtig falsch ist es nicht. -- richtig?

      Löschen
  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

    AntwortenLöschen

Nachdruck? – nicht wirklich

So wie der zweite Druck der König-Fuʿad-Ausgabe kein Nachdruck ist – Nachdrucke werden mit den alten Platten gemacht –, sondern eine modifi...