Mittwoch, 30. Januar 2019

Vokalkürzung II

Wenn ist sage, dass der Gizeh-Koran voller Fehler ist ‒ mehr als die 104, die das König-Fahd-Kombinat beklagt ‒, dann sagt man mir: Du spinnst, das können keine Fehler sein!
Doch da fehlt etwas, was in Indien, Indo­nesien, der Türkei da ist: der Unter­schied zwischen lang-geschrie­ben = lang-gesprochen und lang-geschrie­ben, aber kurz-gespro­chen.
Es ist aber nicht nur so, dass in Gizeh/Kairo etwas fehlt, was andere haben,
sondern mich stört auch,
dass das Gegenteil (kurz-geschrieben, aber lang-gespro­chen) notiert wird
und noch schlimmer:


bei ā <> a wird es notiert,
bei ī <> i nicht.
Auf diesen zwei Seiten habe ich alle End-yas umfärbt:
zwei Rottöne für ā und a
zwei Grüntöne für ī und i.
In dem "Standard­koran" ist der ā<>a-Unter­schied markiert, der zwischen ī<>i nicht.

Man kann einwenden:
Dass der Vokal kurz ist, sieht man an dem wasl-Zeichen, das folgt.
Gewiss, aber das folgt bei gekürztem /a/ auch,
trotzdem hat dort der Vokalbuche selbst Vokalzeichen, die die Quanität angeben.

Anhang:
rabbi (2:260) in sechs Lesarten (links) plus drei Schreibweisen Ḥafṣ (rechts)

5 Kommentare:

  1. Dazu habe ich eine Frage: Fischer § 7.4 schreibt zu auslautendem -ī, das nicht geschrieben wird (mit dem Beispiel hāḏihī): „Diese Schreibweise findet sich im Koran oft auch bei anderen Wörtern: رَبِّ "mein Herr" … sie kommt in der Poesie häufig am Versende, wo alle Vokale lang gewertet werden, vor“. OK, aber der Vokativ رَبِّ kommt gewöhnlich eher am Satzanfang vor, z.B. in 2:126, 2:260, 3:35 usw. Hat Fischer da recht, dass dieser Vokativ mit langem -ī gesprochen wird? Ich bin ein bisschen misstrauisch geworden bei Fischer.

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  2. Ich würde mal sagen -- aber ich bin kein Gelehrter, weder Azhar-Scheikh, noch einfach so --: Fischer hat nicht recht. Würde lang gesprochen, hätten die afrikanischen Koranausgaben (sowohl die maghrebinischen, wie die maschreqinischen) das kleine yāʾ barī. Bei rabbihī ist das ja auch der Fall.

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    1. Kein yāʾ barī – OK, starkes Argument. Und in der (türkischen) Koranschule, in der ich ein bisschen in liturgische Lesung eingewiesen wurde, hieß es auch: „Vokativ رَبِّ wird mit kurzem -i gesprochen“. Allerdings, wie soll ich sagen? Es war eher eine Hinterhofmoschee und die Lehrer*innen waren – oh sie hatten ganz viel Herzensbildung, aber eher keine akademische Bildung.

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    2. Hinterhofmoschee ist Hinterhof-MOSCHEE, aber alle heutigen Koranausgaben hätten ein "inverted zar" (zar ist Urdu für "unter", steht für kasra -- gedrehtes kasra ist LANG-kasra) FALLS /rabbī/ zu sprechen WÄRE. Wenn in einem türkischen muṣḥaf ein normales kasra steht und kein untergesetzter "Dolch" dann ist es ein /i/ und kein /ī/.
      BTW, zabar ist Urdu für darüber, also für fatḥa; pesch für davor, "also" für ḍamma. Es kann ja nicht schaden, wenn man fünf Worte Urdu kann.

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    3. Jetzt hab ich eine Frage:
      Warum heißt es in der Anrede ربِّ und nicht يٰربِّ / يا ربِّ ?
      (Weil ich hier kein Bild hinkriege, habe ich es ans Ende des alten Posts gehängt: 2:260 in sechs Lesarten und bei Ḥafs in drei Schreibtraditionen.)

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